Recht eine Frey-Stadt abgegeben; So daß nunmehr ein ieder frey, Daß GOTTES Werck | ohn' Ende sey, Wird, sonder Furcht der| Ketzerey, Zu GOTTES Ehren, lehren können. Ach! laß dadurch der wahren Andacht Glut Jn vieler Leser Hertzen brennen!
Absonderlich sagt meine Seele Dir, O grosser Richter aller Dinge, Jn tieffster Ehr-Furcht Danck, daß Deine Gnade mir Das schwere Richter-Amt, wie schwach und wie geringe Auch mein Vermögen war, doch so verwalten lassen, Daß ich, so viel als mir bewust, Das Recht, aufs wenigste Mit Vorsatz, nie für iemand beugete. Jch muß dafür, sowol als daß Du vor Gefahren, Und vieler Wiedrigkeit, mich zu bewahren, So gnädig würdigtest, Dir ernstlich danckbar seyn. Denn selbst die Fähigkeit, was Böses zu vermeiden, Kommt ja von Dir allein.
Vergieb mir doch dabey, wenn ich aus Leidenschaft, Aus Schwachheit, oder sonst, im Urtheln, im Entscheiden, Bald hier bald dort gefehlt. Ach! mehre doch die Krafft Der Einsicht künft'ges Jahr! daß ich ie mehr und mehr,
Zu
Das Vergangene,
Recht eine Frey-Stadt abgegeben; So daß nunmehr ein ieder frey, Daß GOTTES Werck | ohn’ Ende ſey, Wird, ſonder Furcht der| Ketzerey, Zu GOTTES Ehren, lehren koͤnnen. Ach! laß dadurch der wahren Andacht Glut Jn vieler Leſer Hertzen brennen!
Abſonderlich ſagt meine Seele Dir, O groſſer Richter aller Dinge, Jn tieffſter Ehr-Furcht Danck, daß Deine Gnade mir Das ſchwere Richter-Amt, wie ſchwach und wie geringe Auch mein Vermoͤgen war, doch ſo verwalten laſſen, Daß ich, ſo viel als mir bewuſt, Das Recht, aufs wenigſte Mit Vorſatz, nie fuͤr iemand beugete. Jch muß dafuͤr, ſowol als daß Du vor Gefahren, Und vieler Wiedrigkeit, mich zu bewahren, So gnaͤdig wuͤrdigteſt, Dir ernſtlich danckbar ſeyn. Denn ſelbſt die Faͤhigkeit, was Boͤſes zu vermeiden, Kommt ja von Dir allein.
Vergieb mir doch dabey, wenn ich aus Leidenſchaft, Aus Schwachheit, oder ſonſt, im Urtheln, im Entſcheiden, Bald hier bald dort gefehlt. Ach! mehre doch die Krafft Der Einſicht kuͤnft’ges Jahr! daß ich ie mehr und mehr,
Zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="51"><l><pbfacs="#f0488"n="456"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Vergangene,</hi></fw></l><lb/><l>Recht eine Frey-Stadt abgegeben;</l><lb/><l>So daß nunmehr ein ieder frey,</l><lb/><l>Daß GOTTES Werck | ohn’ Ende ſey,</l><lb/><l>Wird, ſonder Furcht der| Ketzerey,</l><lb/><l>Zu GOTTES Ehren, lehren koͤnnen.</l><lb/><l>Ach! laß dadurch der wahren Andacht Glut</l><lb/><l>Jn vieler Leſer Hertzen brennen!</l></lg><lb/><lgn="52"><l>Abſonderlich ſagt meine Seele Dir,</l><lb/><l>O groſſer Richter aller Dinge,</l><lb/><l>Jn tieffſter Ehr-Furcht Danck, daß Deine Gnade mir</l><lb/><l>Das ſchwere Richter-Amt, wie ſchwach und wie geringe</l><lb/><l>Auch mein Vermoͤgen war, doch ſo verwalten laſſen,</l><lb/><l>Daß ich, ſo viel als mir bewuſt,</l><lb/><l>Das Recht, aufs wenigſte</l><lb/><l>Mit Vorſatz, nie fuͤr iemand beugete.</l><lb/><l>Jch muß dafuͤr, ſowol als daß Du vor Gefahren,</l><lb/><l>Und vieler Wiedrigkeit, mich zu bewahren,</l><lb/><l>So gnaͤdig wuͤrdigteſt, Dir ernſtlich danckbar ſeyn.</l><lb/><l>Denn ſelbſt die Faͤhigkeit, was Boͤſes zu vermeiden,</l><lb/><l>Kommt ja von Dir allein.</l></lg><lb/><lgn="53"><l>Vergieb mir doch dabey, wenn ich aus Leidenſchaft,</l><lb/><l>Aus Schwachheit, oder ſonſt, im Urtheln, im Entſcheiden,</l><lb/><l>Bald hier bald dort gefehlt. Ach! mehre doch die Krafft</l><lb/><l>Der Einſicht kuͤnft’ges Jahr! daß ich ie mehr und mehr,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Zu</fw><lb/></l></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[456/0488]
Das Vergangene,
Recht eine Frey-Stadt abgegeben;
So daß nunmehr ein ieder frey,
Daß GOTTES Werck | ohn’ Ende ſey,
Wird, ſonder Furcht der| Ketzerey,
Zu GOTTES Ehren, lehren koͤnnen.
Ach! laß dadurch der wahren Andacht Glut
Jn vieler Leſer Hertzen brennen!
Abſonderlich ſagt meine Seele Dir,
O groſſer Richter aller Dinge,
Jn tieffſter Ehr-Furcht Danck, daß Deine Gnade mir
Das ſchwere Richter-Amt, wie ſchwach und wie geringe
Auch mein Vermoͤgen war, doch ſo verwalten laſſen,
Daß ich, ſo viel als mir bewuſt,
Das Recht, aufs wenigſte
Mit Vorſatz, nie fuͤr iemand beugete.
Jch muß dafuͤr, ſowol als daß Du vor Gefahren,
Und vieler Wiedrigkeit, mich zu bewahren,
So gnaͤdig wuͤrdigteſt, Dir ernſtlich danckbar ſeyn.
Denn ſelbſt die Faͤhigkeit, was Boͤſes zu vermeiden,
Kommt ja von Dir allein.
Vergieb mir doch dabey, wenn ich aus Leidenſchaft,
Aus Schwachheit, oder ſonſt, im Urtheln, im Entſcheiden,
Bald hier bald dort gefehlt. Ach! mehre doch die Krafft
Der Einſicht kuͤnft’ges Jahr! daß ich ie mehr und mehr,
Zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/488>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.