Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Motgen-Gebet Morgen-Gebet nach dem Winter, bey noch nicht völlig eingetretenem Frühlinge. Mein Aug' eröffnet sich, nach abgewichner Nacht, Zur Zeit, da die Natur, (nachdem die Finsternissen Des Winters, nebst dem Schnee und Eise, weichen müssen,) Vom Schlaff' auch gleichsam aufgewacht. Des Jahres Dämmerung ist allbereit erschienen, Die uns des Frühlings Morgen-Licht An den Sapphirnen Himmels-Bühnen, Und auch auf unsrer Welt, verspricht. Jch dancke Dir, o HERR! mit tausend Freuden, Zumahl zu dieser Zeit, da Nacht und Winter scheiden, Daß Du mich, nach so sanfter Rast, Nebst allen Meinigen, gesund erwecket hast. Da Du so manche Noth und Plage, Fluth und Brand, Von uns, in dieser Nacht, so gnädig abgewandt: Da wir das Morgen-Licht, nur bloß durch Dich, so schön, Mit aufgeklärtem Geist und Blicken wieder sehn. Ach! laß mich diese Gnad', als ein Geschencke, schätzen, Das Ehre, Preis und Danckens wehrt, Und wofür darin Dir der beste Danck gehört, Wenn wir an Deinem Werck' uns laben und ergetzen! Erweget denn auch heut, ihr Sinnen, und bedencket, Wie GOTT den grossen Bau der Land-und Wasser-Welt Jn Göttlich starcken Finger hält, Und recht, als wie am Zügel, lencket. Da iede Fläche sich von unsrer Sonne zwar Zuweilen wol in etwas trennen, Jedoch
Motgen-Gebet Morgen-Gebet nach dem Winter, bey noch nicht voͤllig eingetretenem Fruͤhlinge. Mein Aug’ eroͤffnet ſich, nach abgewichner Nacht, Zur Zeit, da die Natur, (nachdem die Finſterniſſen Des Winters, nebſt dem Schnee und Eiſe, weichen muͤſſen,) Vom Schlaff’ auch gleichſam aufgewacht. Des Jahres Daͤmmerung iſt allbereit erſchienen, Die uns des Fruͤhlings Morgen-Licht An den Sapphirnen Himmels-Buͤhnen, Und auch auf unſrer Welt, verſpricht. Jch dancke Dir, o HERR! mit tauſend Freuden, Zumahl zu dieſer Zeit, da Nacht und Winter ſcheiden, Daß Du mich, nach ſo ſanfter Raſt, Nebſt allen Meinigen, geſund erwecket haſt. Da Du ſo manche Noth und Plage, Fluth und Brand, Von uns, in dieſer Nacht, ſo gnaͤdig abgewandt: Da wir das Morgen-Licht, nur bloß durch Dich, ſo ſchoͤn, Mit aufgeklaͤrtem Geiſt und Blicken wieder ſehn. Ach! laß mich dieſe Gnad’, als ein Geſchencke, ſchaͤtzen, Das Ehre, Preis und Danckens wehrt, Und wofuͤr darin Dir der beſte Danck gehoͤrt, Wenn wir an Deinem Werck’ uns laben und ergetzen! Erweget denn auch heut, ihr Sinnen, und bedencket, Wie GOTT den groſſen Bau der Land-und Waſſer-Welt Jn Goͤttlich ſtarcken Finger haͤlt, Und recht, als wie am Zuͤgel, lencket. Da iede Flaͤche ſich von unſrer Sonne zwar Zuweilen wol in etwas trennen, Jedoch
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Motgen-Gebet
Morgen-Gebet nach dem Winter,
bey noch nicht voͤllig eingetretenem Fruͤhlinge.
Mein Aug’ eroͤffnet ſich, nach abgewichner Nacht,
Zur Zeit, da die Natur, (nachdem die Finſterniſſen
Des Winters, nebſt dem Schnee und Eiſe, weichen muͤſſen,)
Vom Schlaff’ auch gleichſam aufgewacht.
Des Jahres Daͤmmerung iſt allbereit erſchienen,
Die uns des Fruͤhlings Morgen-Licht
An den Sapphirnen Himmels-Buͤhnen,
Und auch auf unſrer Welt, verſpricht.
Jch dancke Dir, o HERR! mit tauſend Freuden,
Zumahl zu dieſer Zeit, da Nacht und Winter ſcheiden,
Daß Du mich, nach ſo ſanfter Raſt,
Nebſt allen Meinigen, geſund erwecket haſt.
Da Du ſo manche Noth und Plage, Fluth und Brand,
Von uns, in dieſer Nacht, ſo gnaͤdig abgewandt:
Da wir das Morgen-Licht, nur bloß durch Dich, ſo ſchoͤn,
Mit aufgeklaͤrtem Geiſt und Blicken wieder ſehn.
Ach! laß mich dieſe Gnad’, als ein Geſchencke, ſchaͤtzen,
Das Ehre, Preis und Danckens wehrt,
Und wofuͤr darin Dir der beſte Danck gehoͤrt,
Wenn wir an Deinem Werck’ uns laben und ergetzen!
Erweget denn auch heut, ihr Sinnen, und bedencket,
Wie GOTT den groſſen Bau der Land-und Waſſer-Welt
Jn Goͤttlich ſtarcken Finger haͤlt,
Und recht, als wie am Zuͤgel, lencket.
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Zuweilen wol in etwas trennen,
Jedoch
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