Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Das Eis. Das Eis. Ach nimm, o Mensch, des Schöpfers Lieb und Macht, Der iede Creatur, mehr als man glaubt, geniesset, Am schroffen Eis' aufs neu in Acht! Da es, trotz seiner Härtigkeit, Doch von so seltener Beschaffenheit, Daß es gar leicht zerschmeltzt und schnell zerfliesset. Wenn, da es Felsen-hart, es Felsen-gleich auch währte, Und es die Wärme nicht so leicht zerstöhrte; Welch Elend würde nicht im Wasser, auf der Erden, Von ieder Creatur empfunden werden! Wenn ihr demnach, wie schnell das härtest' Eis zergehet, Und durch des Zephirs Hauch zu Wasser wird, ersehet, Auch wie die Härte sich so leicht entsteinet; Ach so gedenckt dabey: Daß dieß, mehr als man leider meinet, Ein Wunder-Werck des weisen Schöpfers sey. Ge-
Das Eis. Das Eis. Ach nimm, o Menſch, des Schoͤpfers Lieb und Macht, Der iede Creatur, mehr als man glaubt, genieſſet, Am ſchroffen Eiſ’ aufs neu in Acht! Da es, trotz ſeiner Haͤrtigkeit, Doch von ſo ſeltener Beſchaffenheit, Daß es gar leicht zerſchmeltzt und ſchnell zerflieſſet. Wenn, da es Felſen-hart, es Felſen-gleich auch waͤhrte, Und es die Waͤrme nicht ſo leicht zerſtoͤhrte; Welch Elend wuͤrde nicht im Waſſer, auf der Erden, Von ieder Creatur empfunden werden! Wenn ihr demnach, wie ſchnell das haͤrteſt’ Eis zergehet, Und durch des Zephirs Hauch zu Waſſer wird, erſehet, Auch wie die Haͤrte ſich ſo leicht entſteinet; Ach ſo gedenckt dabey: Daß dieß, mehr als man leider meinet, Ein Wunder-Werck des weiſen Schoͤpfers ſey. Ge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0442" n="410"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Eis.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Das Eis.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>ch nimm, o Menſch, des Schoͤpfers Lieb und Macht,</l><lb/> <l>Der iede Creatur, mehr als man glaubt, genieſſet,</l><lb/> <l>Am ſchroffen Eiſ’ aufs neu in Acht!</l><lb/> <l>Da es, trotz ſeiner Haͤrtigkeit,</l><lb/> <l>Doch von ſo ſeltener Beſchaffenheit,</l><lb/> <l>Daß es gar leicht zerſchmeltzt und ſchnell zerflieſſet.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wenn, da es Felſen-hart, es Felſen-gleich auch<lb/><hi rendition="#et">waͤhrte,</hi></l><lb/> <l>Und es die Waͤrme nicht ſo leicht zerſtoͤhrte;</l><lb/> <l>Welch Elend wuͤrde nicht im Waſſer, auf der Erden,</l><lb/> <l>Von ieder Creatur empfunden werden!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wenn ihr demnach, wie ſchnell das haͤrteſt’ Eis zergehet,</l><lb/> <l>Und durch des Zephirs Hauch zu Waſſer wird, erſehet,</l><lb/> <l>Auch wie die Haͤrte ſich ſo leicht entſteinet;</l><lb/> <l>Ach ſo gedenckt dabey:</l><lb/> <l>Daß dieß, mehr als man leider meinet,</l><lb/> <l>Ein Wunder-Werck des weiſen Schoͤpfers ſey.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ge-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [410/0442]
Das Eis.
Das Eis.
Ach nimm, o Menſch, des Schoͤpfers Lieb und Macht,
Der iede Creatur, mehr als man glaubt, genieſſet,
Am ſchroffen Eiſ’ aufs neu in Acht!
Da es, trotz ſeiner Haͤrtigkeit,
Doch von ſo ſeltener Beſchaffenheit,
Daß es gar leicht zerſchmeltzt und ſchnell zerflieſſet.
Wenn, da es Felſen-hart, es Felſen-gleich auch
waͤhrte,
Und es die Waͤrme nicht ſo leicht zerſtoͤhrte;
Welch Elend wuͤrde nicht im Waſſer, auf der Erden,
Von ieder Creatur empfunden werden!
Wenn ihr demnach, wie ſchnell das haͤrteſt’ Eis zergehet,
Und durch des Zephirs Hauch zu Waſſer wird, erſehet,
Auch wie die Haͤrte ſich ſo leicht entſteinet;
Ach ſo gedenckt dabey:
Daß dieß, mehr als man leider meinet,
Ein Wunder-Werck des weiſen Schoͤpfers ſey.
Ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |