Abermahlige Betrachtung Göttlicher Grösse im Kleinen.
Da unser Schöpfer in dem Grossen, und auch im Klei- nen, kurtz: in allen Unendlich gegenwärtig ist, als worin unsers Geistes Augen Jhn, wenn wir sie vernünftig brauchen, zu sehen und zu finden taugen; So ist vor allen Dingen nöthig, von GOTT im Kleinen auch zu lallen, Und, üm den Ruhm von Seiner Allmacht an allen Orten zu vermehren, Die Gröss' im Kleinen auch zu sehn. Denn, wenn wir Jhn, im Kleinen, ehren, Geschicht es öffters, als im Grossen: Man trifft es allent- halben an: Denn es ist auf der Welt kein Kraut, kein Gras, kein Stengelchen, kein Laub, Kein fast unsichtbar Körnchen Sand so klein, ja nicht ein- mahl ein Staub, Das uns nicht viel, in seinem Wesen, von eines Schöpfers Wesen, lehren, Jhn unserm Geiste deutlich zeigen, und Seine Macht uns weisen kann,
Die allen menschlichen Verstand, auch selber in der Kleinigkeit, Nur bloß allein durch ihre Menge, besiegende Beschaffen- heit,
Die
Abermahlige Betrachtung
Abermahlige Betrachtung Goͤttlicher Groͤſſe im Kleinen.
Da unſer Schoͤpfer in dem Groſſen, und auch im Klei- nen, kurtz: in allen Unendlich gegenwaͤrtig iſt, als worin unſers Geiſtes Augen Jhn, wenn wir ſie vernuͤnftig brauchen, zu ſehen und zu finden taugen; So iſt vor allen Dingen noͤthig, von GOTT im Kleinen auch zu lallen, Und, uͤm den Ruhm von Seiner Allmacht an allen Orten zu vermehren, Die Groͤſſ’ im Kleinen auch zu ſehn. Denn, wenn wir Jhn, im Kleinen, ehren, Geſchicht es oͤffters, als im Groſſen: Man trifft es allent- halben an: Denn es iſt auf der Welt kein Kraut, kein Gras, kein Stengelchen, kein Laub, Kein faſt unſichtbar Koͤrnchen Sand ſo klein, ja nicht ein- mahl ein Staub, Das uns nicht viel, in ſeinem Weſen, von eines Schoͤpfers Weſen, lehren, Jhn unſerm Geiſte deutlich zeigen, und Seine Macht uns weiſen kann,
Die allen menſchlichen Verſtand, auch ſelber in der Kleinigkeit, Nur bloß allein durch ihre Menge, beſiegende Beſchaffen- heit,
Die
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Abermahlige Betrachtung
Abermahlige Betrachtung Goͤttlicher
Groͤſſe im Kleinen.
Da unſer Schoͤpfer in dem Groſſen, und auch im Klei-
nen, kurtz: in allen
Unendlich gegenwaͤrtig iſt, als worin unſers Geiſtes Augen
Jhn, wenn wir ſie vernuͤnftig brauchen, zu ſehen und zu
finden taugen;
So iſt vor allen Dingen noͤthig, von GOTT im Kleinen
auch zu lallen,
Und, uͤm den Ruhm von Seiner Allmacht an allen Orten
zu vermehren,
Die Groͤſſ’ im Kleinen auch zu ſehn. Denn, wenn wir
Jhn, im Kleinen, ehren,
Geſchicht es oͤffters, als im Groſſen: Man trifft es allent-
halben an:
Denn es iſt auf der Welt kein Kraut, kein Gras, kein
Stengelchen, kein Laub,
Kein faſt unſichtbar Koͤrnchen Sand ſo klein, ja nicht ein-
mahl ein Staub,
Das uns nicht viel, in ſeinem Weſen, von eines Schoͤpfers
Weſen, lehren,
Jhn unſerm Geiſte deutlich zeigen, und Seine Macht uns
weiſen kann,
Die allen menſchlichen Verſtand, auch ſelber in der
Kleinigkeit,
Nur bloß allein durch ihre Menge, beſiegende Beſchaffen-
heit,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/430>, abgerufen am 22.02.2025.
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