"Jn dem Felsen-gleichen Eise "Welches Er hervorgebracht, "Den Verband so spröd gemacht.
Jndeß erzittert ietzt für's Frostes Grimm, und bebet Was in den Lüfften fleucht, und was auf Erden lebet. Es schneidet recht der Frost, er klemmt, er sticht und drü[-] cket, Ja greiffet Haut und Fleisch, so scharff, so hefftig an, Daß es kein Cörper leicht erdulden kann; Jndem er ihn offt brennt, offt gar ersticket.
Doch setzet GOtt des wilden Wütrichs Wuth, Zu einer Linderung, nicht nur die rege Glut, Und einen warmen Peltz entgegen; Es steckt so gar, bloß im Bewegen, Ein wolfeil Mittel, das uns nützet, Das auch den dürftigen beschützet, Jhm die zu hefftige Gewalt des Frostes mindert, Und die, dadurch ihm sonst erregte, Schmertzen lindert, Ja gar den kalten Tod, Den ein zu strenger Frost ihm öffters droht, Durch offnen Weg der Dünste, von ihm treibet.
Wann aber doch die Schmertzen und die Plagen, Die langer Frost erregt, kaum möglich zu ertragen; So wollest Du, o GOTT, dich dieser Zeit der Armen, Die sonder Feuer, Kost und Kleid sind, doch erbarmen!
Laß
Noch andere Winter-Gedancken.
„Jn dem Felſen-gleichen Eiſe „Welches Er hervorgebracht, „Den Verband ſo ſproͤd gemacht.
Jndeß erzittert ietzt fuͤr’s Froſtes Grimm, und bebet Was in den Luͤfften fleucht, und was auf Erden lebet. Es ſchneidet recht der Froſt, er klemmt, er ſticht und druͤ[-] cket, Ja greiffet Haut und Fleiſch, ſo ſcharff, ſo hefftig an, Daß es kein Coͤrper leicht erdulden kann; Jndem er ihn offt brennt, offt gar erſticket.
Doch ſetzet GOtt des wilden Wuͤtrichs Wuth, Zu einer Linderung, nicht nur die rege Glut, Und einen warmen Peltz entgegen; Es ſteckt ſo gar, bloß im Bewegen, Ein wolfeil Mittel, das uns nuͤtzet, Das auch den duͤrftigen beſchuͤtzet, Jhm die zu hefftige Gewalt des Froſtes mindert, Und die, dadurch ihm ſonſt erregte, Schmertzen lindert, Ja gar den kalten Tod, Den ein zu ſtrenger Froſt ihm oͤffters droht, Durch offnen Weg der Duͤnſte, von ihm treibet.
Wann aber doch die Schmertzen und die Plagen, Die langer Froſt erregt, kaum moͤglich zu ertragen; So wolleſt Du, o GOTT, dich dieſer Zeit der Armen, Die ſonder Feuer, Koſt und Kleid ſind, doch erbarmen!
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Noch andere Winter-Gedancken.
„Jn dem Felſen-gleichen Eiſe
„Welches Er hervorgebracht,
„Den Verband ſo ſproͤd gemacht.
Jndeß erzittert ietzt fuͤr’s Froſtes Grimm, und bebet
Was in den Luͤfften fleucht, und was auf Erden lebet.
Es ſchneidet recht der Froſt, er klemmt, er ſticht und druͤ-
cket,
Ja greiffet Haut und Fleiſch, ſo ſcharff, ſo hefftig an,
Daß es kein Coͤrper leicht erdulden kann;
Jndem er ihn offt brennt, offt gar erſticket.
Doch ſetzet GOtt des wilden Wuͤtrichs Wuth,
Zu einer Linderung, nicht nur die rege Glut,
Und einen warmen Peltz entgegen;
Es ſteckt ſo gar, bloß im Bewegen,
Ein wolfeil Mittel, das uns nuͤtzet,
Das auch den duͤrftigen beſchuͤtzet,
Jhm die zu hefftige Gewalt des Froſtes mindert,
Und die, dadurch ihm ſonſt erregte, Schmertzen lindert,
Ja gar den kalten Tod,
Den ein zu ſtrenger Froſt ihm oͤffters droht,
Durch offnen Weg der Duͤnſte, von ihm treibet.
Wann aber doch die Schmertzen und die Plagen,
Die langer Froſt erregt, kaum moͤglich zu ertragen;
So wolleſt Du, o GOTT, dich dieſer Zeit der Armen,
Die ſonder Feuer, Koſt und Kleid ſind, doch erbarmen!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/428>, abgerufen am 16.02.2025.
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