Worauf die Planeten Scheiben, und zugleich auch Zeiger seyn; Als die üm den Mittel-Punct, üm der Sonnen Glut und Schein, Jn so unverrückter Ordnung, in so fester Spur sich drehn, Daß sie, üm die Zeit zu zeigen, unaufhörlich richtig gehn.
Hier an dieser Wunder-Uhr sind nicht nur die Jahre Stunden, Und Minuten ieder Monat, Tag' und Nächte nur Secun- den; Sondern, wenn wir unserm Geist den verlangten Flug nur lassen, Werden wir, wiewol erstaunt für Vergnügen, leichtlich fassen, Es sey, mit nie müdem drehn, auf der Sonnen Wunder- Uhr Der, in seinem Stand und Wesen, immer flüchtige Mercur Gleichsam die Secunden-Scheibe; daß der Venus-Scheibe Lauf Die Secunden doppelt zeige; daß der Erden-Kreis darauf Vier Secunden zeig' und deute. Des entflammten Mar- tis Schein Scheint auch diese zu verdoppeln. Jupiter stellt wunderbar Einen Zeiger der Minuten, ja ein eignes Uhr-Werck dar: Da er selbst, an seiner Scheiben, andre Scheiben wieder zeiget, Die, ob gleich fast unerblicklich, doch so wunderbar, als schön; Daß, wenn wir, bey heitren Nächten, sie durch einen Tubum sehn, Man sich, voller Lust und Ehr-Furcht, billig vor dem Schöp- fer neiget.
End-
Uhr-Werck der Ewigkeit.
Worauf die Planeten Scheiben, und zugleich auch Zeiger ſeyn; Als die uͤm den Mittel-Punct, uͤm der Sonnen Glut und Schein, Jn ſo unverruͤckter Ordnung, in ſo feſter Spur ſich drehn, Daß ſie, uͤm die Zeit zu zeigen, unaufhoͤrlich richtig gehn.
Hier an dieſer Wunder-Uhr ſind nicht nur die Jahre Stunden, Und Minuten ieder Monat, Tag’ und Naͤchte nur Secun- den; Sondern, wenn wir unſerm Geiſt den verlangten Flug nur laſſen, Werden wir, wiewol erſtaunt fuͤr Vergnuͤgen, leichtlich faſſen, Es ſey, mit nie muͤdem drehn, auf der Sonnen Wunder- Uhr Der, in ſeinem Stand und Weſen, immer fluͤchtige Mercur Gleichſam die Secunden-Scheibe; daß der Venus-Scheibe Lauf Die Secunden doppelt zeige; daß der Erden-Kreis darauf Vier Secunden zeig’ und deute. Des entflammten Mar- tis Schein Scheint auch dieſe zu verdoppeln. Jupiter ſtellt wunderbar Einen Zeiger der Minuten, ja ein eignes Uhr-Werck dar: Da er ſelbſt, an ſeiner Scheiben, andre Scheiben wieder zeiget, Die, ob gleich faſt unerblicklich, doch ſo wunderbar, als ſchoͤn; Daß, wenn wir, bey heitren Naͤchten, ſie durch einen Tubum ſehn, Man ſich, voller Luſt und Ehr-Furcht, billig vor dem Schoͤp- fer neiget.
End-
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Uhr-Werck der Ewigkeit.
Worauf die Planeten Scheiben, und zugleich auch Zeiger
ſeyn;
Als die uͤm den Mittel-Punct, uͤm der Sonnen Glut und
Schein,
Jn ſo unverruͤckter Ordnung, in ſo feſter Spur ſich drehn,
Daß ſie, uͤm die Zeit zu zeigen, unaufhoͤrlich richtig gehn.
Hier an dieſer Wunder-Uhr ſind nicht nur die Jahre
Stunden,
Und Minuten ieder Monat, Tag’ und Naͤchte nur Secun-
den;
Sondern, wenn wir unſerm Geiſt den verlangten Flug nur
laſſen,
Werden wir, wiewol erſtaunt fuͤr Vergnuͤgen, leichtlich
faſſen,
Es ſey, mit nie muͤdem drehn, auf der Sonnen Wunder-
Uhr
Der, in ſeinem Stand und Weſen, immer fluͤchtige Mercur
Gleichſam die Secunden-Scheibe; daß der Venus-Scheibe
Lauf
Die Secunden doppelt zeige; daß der Erden-Kreis darauf
Vier Secunden zeig’ und deute. Des entflammten Mar-
tis Schein
Scheint auch dieſe zu verdoppeln. Jupiter ſtellt wunderbar
Einen Zeiger der Minuten, ja ein eignes Uhr-Werck dar:
Da er ſelbſt, an ſeiner Scheiben, andre Scheiben wieder
zeiget,
Die, ob gleich faſt unerblicklich, doch ſo wunderbar, als
ſchoͤn;
Daß, wenn wir, bey heitren Naͤchten, ſie durch einen Tubum
ſehn,
Man ſich, voller Luſt und Ehr-Furcht, billig vor dem Schoͤp-
fer neiget.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/418>, abgerufen am 16.02.2025.
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