Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Grösse der Seelen.

Jndem Er es durch solche Wunder schmücket,
Und es mit einem Glantz, der Göttlich ist, erfüllt.

Hiedurch verspürete die Seele Freuden-Triebe,
Als Früchte Seiner Güt und Liebe.
Jch traff zugleich, weit mehr als ich beschreiben kann,
Ein' Art von Gröss' in unsern Seelen an,
Die alle Gröss' unendlich übersteiget,
Jndem sie, in uns selbst, uns, selbst was Göttlichs, zeiget.
Ach mögte, rieff ich aus, in der Geschöpfe Schein,
Doch meine Seel' und mein Gemüthe
Von GOttes Allmacht, Weisheit, Güte
Offt solch bestrahltes Tröpfchen seyn!
So würd' es auch, wie in der Sommers-Zeit
Ein Tröpfchen Thau, voll Glantz und Herrlichkeit,
Durchs Sonnen-Licht sich hebet von der Erden;
Auch Himmel an, durch Jhn verklärt, gezogen werden.


Uhr-

Groͤſſe der Seelen.

Jndem Er es durch ſolche Wunder ſchmuͤcket,
Und es mit einem Glantz, der Goͤttlich iſt, erfuͤllt.

Hiedurch verſpuͤrete die Seele Freuden-Triebe,
Als Fruͤchte Seiner Guͤt und Liebe.
Jch traff zugleich, weit mehr als ich beſchreiben kann,
Ein’ Art von Groͤſſ’ in unſern Seelen an,
Die alle Groͤſſ’ unendlich uͤberſteiget,
Jndem ſie, in uns ſelbſt, uns, ſelbſt was Goͤttlichs, zeiget.
Ach moͤgte, rieff ich aus, in der Geſchoͤpfe Schein,
Doch meine Seel’ und mein Gemuͤthe
Von GOttes Allmacht, Weisheit, Guͤte
Offt ſolch beſtrahltes Troͤpfchen ſeyn!
So wuͤrd’ es auch, wie in der Sommers-Zeit
Ein Troͤpfchen Thau, voll Glantz und Herrlichkeit,
Durchs Sonnen-Licht ſich hebet von der Erden;
Auch Himmel an, durch Jhn verklaͤrt, gezogen werden.


Uhr-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="4">
              <l>
                <pb facs="#f0415" n="383"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Seelen.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Jndem Er es durch &#x017F;olche Wunder &#x017F;chmu&#x0364;cket,</l><lb/>
              <l>Und es mit einem Glantz, der Go&#x0364;ttlich i&#x017F;t, erfu&#x0364;llt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Hiedurch ver&#x017F;pu&#x0364;rete die Seele Freuden-Triebe,</l><lb/>
              <l>Als Fru&#x0364;chte Seiner Gu&#x0364;t und Liebe.</l><lb/>
              <l>Jch traff zugleich, weit mehr als ich be&#x017F;chreiben kann,</l><lb/>
              <l>Ein&#x2019; Art von Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;&#x2019; in un&#x017F;ern Seelen an,</l><lb/>
              <l>Die alle Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;&#x2019; unendlich u&#x0364;ber&#x017F;teiget,</l><lb/>
              <l>Jndem &#x017F;ie, in uns &#x017F;elb&#x017F;t, uns, &#x017F;elb&#x017F;t was Go&#x0364;ttlichs, zeiget.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Ach mo&#x0364;gte, rieff ich aus, in der Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe Schein,</l><lb/>
              <l>Doch meine Seel&#x2019; und mein Gemu&#x0364;the</l><lb/>
              <l>Von GOttes Allmacht, Weisheit, Gu&#x0364;te</l><lb/>
              <l>Offt &#x017F;olch be&#x017F;trahltes Tro&#x0364;pfchen &#x017F;eyn!</l><lb/>
              <l>So wu&#x0364;rd&#x2019; es auch, wie in der Sommers-Zeit</l><lb/>
              <l>Ein Tro&#x0364;pfchen Thau, voll Glantz und Herrlichkeit,</l><lb/>
              <l>Durchs Sonnen-Licht &#x017F;ich hebet von der Erden;</l><lb/>
              <l>Auch Himmel an, durch Jhn verkla&#x0364;rt, gezogen werden.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Uhr-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0415] Groͤſſe der Seelen. Jndem Er es durch ſolche Wunder ſchmuͤcket, Und es mit einem Glantz, der Goͤttlich iſt, erfuͤllt. Hiedurch verſpuͤrete die Seele Freuden-Triebe, Als Fruͤchte Seiner Guͤt und Liebe. Jch traff zugleich, weit mehr als ich beſchreiben kann, Ein’ Art von Groͤſſ’ in unſern Seelen an, Die alle Groͤſſ’ unendlich uͤberſteiget, Jndem ſie, in uns ſelbſt, uns, ſelbſt was Goͤttlichs, zeiget. Ach moͤgte, rieff ich aus, in der Geſchoͤpfe Schein, Doch meine Seel’ und mein Gemuͤthe Von GOttes Allmacht, Weisheit, Guͤte Offt ſolch beſtrahltes Troͤpfchen ſeyn! So wuͤrd’ es auch, wie in der Sommers-Zeit Ein Troͤpfchen Thau, voll Glantz und Herrlichkeit, Durchs Sonnen-Licht ſich hebet von der Erden; Auch Himmel an, durch Jhn verklaͤrt, gezogen werden. Uhr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/415
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/415>, abgerufen am 24.12.2024.