Ein Ochs', ob er gleich sinnlich ist, Kann doch, wann er sein Futter frisst, Nicht, im Geschmack, mit Lust am Geber dencken. Ein Mensch den GOttes Hauch Gewürdigt, ihm dazu die Fähigkeit zu schencken, Sollt es im Schmecken thun, und unterlässt es auch.
Ein Pferd, vermag es gleich zu hören; Kan doch, bey süsser Vögel Chören Und lieblichster Musie, am Schöpfer nicht gedencken. Ein Mensch, den selbst des Schöpfers Hauch Gewürdigt, ihm dazu die Fähigkeit zu schencken, Sollt es im Hören thun, und unterlässt es auch.
Ein Hund, ob er gleich riechen kann, Riecht ihm gleich etwas lieblichs an; Kann er doch, bey der Lust, nicht an den Ursprung dencken. Ein Mensch, den GOttes Hauch Gewürdigt, ihm dazu die Fähigkeit zu schencken, Sollt es im Riechen thun, und unterlässt es auch.
Ein Schwein zeigt sein Gefühl, wenn sichs an einen Stein, Mit halb geschlossnem Aug, sanft gruntzend reibt; allein Es kann, bey seiner Lust, nicht weiter dencken.
Ein
Viehiſche Unempfindlichkeit der Menſchen.
Viehiſche Unempfindlichkeit der Menſchen.
Ein Ochſ’, ob er gleich ſinnlich iſt, Kann doch, wann er ſein Futter friſſt, Nicht, im Geſchmack, mit Luſt am Geber dencken. Ein Menſch den GOttes Hauch Gewuͤrdigt, ihm dazu die Faͤhigkeit zu ſchencken, Sollt es im Schmecken thun, und unterlaͤſſt es auch.
Ein Pferd, vermag es gleich zu hoͤren; Kan doch, bey ſuͤſſer Voͤgel Choͤren Und lieblichſter Muſie, am Schoͤpfer nicht gedencken. Ein Menſch, den ſelbſt des Schoͤpfers Hauch Gewuͤrdigt, ihm dazu die Faͤhigkeit zu ſchencken, Sollt es im Hoͤren thun, und unterlaͤſſt es auch.
Ein Hund, ob er gleich riechen kann, Riecht ihm gleich etwas lieblichs an; Kann er doch, bey der Luſt, nicht an den Urſprung dencken. Ein Menſch, den GOttes Hauch Gewuͤrdigt, ihm dazu die Faͤhigkeit zu ſchencken, Sollt es im Riechen thun, und unterlaͤſſt es auch.
Ein Schwein zeigt ſein Gefuͤhl, wenn ſichs an einen Stein, Mit halb geſchloſſnem Aug, ſanft gruntzend reibt; allein Es kann, bey ſeiner Luſt, nicht weiter dencken.
Ein
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Viehiſche Unempfindlichkeit der Menſchen.
Viehiſche Unempfindlichkeit
der Menſchen.
Ein Ochſ’, ob er gleich ſinnlich iſt,
Kann doch, wann er ſein Futter friſſt,
Nicht, im Geſchmack, mit Luſt am Geber dencken.
Ein Menſch den GOttes Hauch
Gewuͤrdigt, ihm dazu die Faͤhigkeit zu ſchencken,
Sollt es im Schmecken thun, und unterlaͤſſt es auch.
Ein Pferd, vermag es gleich zu hoͤren;
Kan doch, bey ſuͤſſer Voͤgel Choͤren
Und lieblichſter Muſie, am Schoͤpfer nicht gedencken.
Ein Menſch, den ſelbſt des Schoͤpfers Hauch
Gewuͤrdigt, ihm dazu die Faͤhigkeit zu ſchencken,
Sollt es im Hoͤren thun, und unterlaͤſſt es auch.
Ein Hund, ob er gleich riechen kann,
Riecht ihm gleich etwas lieblichs an;
Kann er doch, bey der Luſt, nicht an den Urſprung dencken.
Ein Menſch, den GOttes Hauch
Gewuͤrdigt, ihm dazu die Faͤhigkeit zu ſchencken,
Sollt es im Riechen thun, und unterlaͤſſt es auch.
Ein Schwein zeigt ſein Gefuͤhl, wenn ſichs an einen Stein,
Mit halb geſchloſſnem Aug, ſanft gruntzend reibt; allein
Es kann, bey ſeiner Luſt, nicht weiter dencken.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/411>, abgerufen am 16.02.2025.
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