Warüm willst du, o Mensch, denn gegen GOTT dich streuben? Warüm verlangest du noch länger hier zu bleiben? Ach! folge dem zwar sanft-doch nie gehemmten Fluß Der eilenden Natur, die GOTTES Wille treibet, Die immer wandelbar verbleibet, Nach dem unwandelbaren Schluß. Es rieff dir GOTT. Du kamst. Er rufft aufs neue: gehe! Gehorch' Jhm! geh', und sprich: Dein Will', o HERR, geschehe! So wird Er, weil du wollen können, (Die Blätter aber nicht) indem du wol gewollt, Aus Gnaden dir gantz einen andern Sold, Und einen andern Stand, als wie den Blättern, gönnen. Jn welcher Wunder-Pracht wirst du in Salems Höhen, Zu GOTTES Ruhm und Lust, in ew'ger Blühte stehen! Jn welchem fühlbar-rein- und selig-hellem Schein Wirst du ein ew'ger Schmuck des Paradieses seyn!
Fer-
Herbſt-Cantata.
Waruͤm willſt du, o Menſch, denn gegen GOTT dich ſtreuben? Waruͤm verlangeſt du noch laͤnger hier zu bleiben? Ach! folge dem zwar ſanft-doch nie gehemmten Fluß Der eilenden Natur, die GOTTES Wille treibet, Die immer wandelbar verbleibet, Nach dem unwandelbaren Schluß. Es rieff dir GOTT. Du kamſt. Er rufft aufs neue: gehe! Gehorch’ Jhm! geh’, und ſprich: Dein Will’, o HERR, geſchehe! So wird Er, weil du wollen koͤnnen, (Die Blaͤtter aber nicht) indem du wol gewollt, Aus Gnaden dir gantz einen andern Sold, Und einen andern Stand, als wie den Blaͤttern, goͤnnen. Jn welcher Wunder-Pracht wirſt du in Salems Hoͤhen, Zu GOTTES Ruhm und Luſt, in ew’ger Bluͤhte ſtehen! Jn welchem fuͤhlbar-rein- und ſelig-hellem Schein Wirſt du ein ew’ger Schmuck des Paradieſes ſeyn!
Fer-
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Herbſt-Cantata.
Waruͤm willſt du, o Menſch, denn gegen GOTT dich
ſtreuben?
Waruͤm verlangeſt du noch laͤnger hier zu bleiben?
Ach! folge dem zwar ſanft-doch nie gehemmten Fluß
Der eilenden Natur, die GOTTES Wille treibet,
Die immer wandelbar verbleibet,
Nach dem unwandelbaren Schluß.
Es rieff dir GOTT. Du kamſt. Er rufft aufs neue:
gehe!
Gehorch’ Jhm! geh’, und ſprich: Dein Will’, o HERR,
geſchehe!
So wird Er, weil du wollen koͤnnen,
(Die Blaͤtter aber nicht) indem du wol gewollt,
Aus Gnaden dir gantz einen andern Sold,
Und einen andern Stand, als wie den Blaͤttern, goͤnnen.
Jn welcher Wunder-Pracht wirſt du in Salems Hoͤhen,
Zu GOTTES Ruhm und Luſt, in ew’ger Bluͤhte ſtehen!
Jn welchem fuͤhlbar-rein- und ſelig-hellem Schein
Wirſt du ein ew’ger Schmuck des Paradieſes ſeyn!
Fer-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/354>, abgerufen am 16.02.2025.
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