Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Herbst-Cantata.
Herbst-Cantata.
ARIA.
Mit beruhigtem Gemüthe,
Seh' ich meines Schöpffers Güte
Jn des Herbstes Frucht und Zier.
Bey dem aufgeklärten Wetter,
Stellen mir die bunten Blätter
Gar ein lieblich Schau-Spiel für.
Da Capo.
Laß liebste Seele doch die Welt
Die GOTT im Herbst so herrlich schmücket,
Nicht, wie vorhin, unangeblicket!
Erwege das, so uns ietzt vorgestellt!
Der Wälder lieblich Blätter-Zelt,
Stand erst in grüner Farb' allein:
Jetzt nimmt es einen neuen Schein,
Jndem es, da es sich bepurpert und vergüldet,
Recht würckliche Tapeten bildet.
Wem iemahl die so bunt' als prächtigen Gezelte,
So zu verschiedner Zeit den Türcken abgenommen,
Jn Wien einst zu Gesicht gekommen;
Wird freilich, daß sie Wunder-schön,
Mit Lust gestehn.
Jedoch ist dieses wol der Zelten Schmuck zu gleichen,
Den uns im Herbst der Bäume Wipfel reichen?
Denn,
Herbſt-Cantata.
Herbſt-Cantata.
ARIA.
Mit beruhigtem Gemuͤthe,
Seh’ ich meines Schoͤpffers Guͤte
Jn des Herbſtes Frucht und Zier.
Bey dem aufgeklaͤrten Wetter,
Stellen mir die bunten Blaͤtter
Gar ein lieblich Schau-Spiel fuͤr.
Da Capo.
Laß liebſte Seele doch die Welt
Die GOTT im Herbſt ſo herrlich ſchmuͤcket,
Nicht, wie vorhin, unangeblicket!
Erwege das, ſo uns ietzt vorgeſtellt!
Der Waͤlder lieblich Blaͤtter-Zelt,
Stand erſt in gruͤner Farb’ allein:
Jetzt nimmt es einen neuen Schein,
Jndem es, da es ſich bepurpert und verguͤldet,
Recht wuͤrckliche Tapeten bildet.
Wem iemahl die ſo bunt’ als praͤchtigen Gezelte,
So zu verſchiedner Zeit den Tuͤrcken abgenommen,
Jn Wien einſt zu Geſicht gekommen;
Wird freilich, daß ſie Wunder-ſchoͤn,
Mit Luſt geſtehn.
Jedoch iſt dieſes wol der Zelten Schmuck zu gleichen,
Den uns im Herbſt der Baͤume Wipfel reichen?
Denn,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0352" n="320"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Herb&#x017F;t-<hi rendition="#aq">Cantata.</hi></hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Herb&#x017F;t-<hi rendition="#aq">Cantata.</hi></hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">ARIA.</hi> </hi> </head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">M</hi>it beruhigtem Gemu&#x0364;the,</l><lb/>
              <l>Seh&#x2019; ich meines Scho&#x0364;pffers Gu&#x0364;te</l><lb/>
              <l>Jn des Herb&#x017F;tes Frucht und Zier.</l><lb/>
              <l>Bey dem aufgekla&#x0364;rten Wetter,</l><lb/>
              <l>Stellen mir die bunten Bla&#x0364;tter</l><lb/>
              <l>Gar ein lieblich Schau-Spiel fu&#x0364;r.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Da Capo.</hi></hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Laß lieb&#x017F;te Seele doch die Welt</l><lb/>
              <l>Die GOTT im Herb&#x017F;t &#x017F;o herrlich &#x017F;chmu&#x0364;cket,</l><lb/>
              <l>Nicht, wie vorhin, unangeblicket!</l><lb/>
              <l>Erwege das, &#x017F;o uns ietzt vorge&#x017F;tellt!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Der Wa&#x0364;lder lieblich Bla&#x0364;tter-Zelt,</l><lb/>
              <l>Stand er&#x017F;t in gru&#x0364;ner Farb&#x2019; allein:</l><lb/>
              <l>Jetzt nimmt es einen neuen Schein,</l><lb/>
              <l>Jndem es, da es &#x017F;ich bepurpert und vergu&#x0364;ldet,</l><lb/>
              <l>Recht wu&#x0364;rckliche Tapeten bildet.</l><lb/>
              <l>Wem iemahl die &#x017F;o bunt&#x2019; als pra&#x0364;chtigen Gezelte,</l><lb/>
              <l>So zu ver&#x017F;chiedner Zeit den Tu&#x0364;rcken abgenommen,</l><lb/>
              <l>Jn Wien ein&#x017F;t zu Ge&#x017F;icht gekommen;</l><lb/>
              <l>Wird freilich, daß &#x017F;ie Wunder-&#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
              <l>Mit Lu&#x017F;t ge&#x017F;tehn.</l><lb/>
              <l>Jedoch i&#x017F;t die&#x017F;es wol der Zelten Schmuck zu gleichen,</l><lb/>
              <l>Den uns im Herb&#x017F;t der Ba&#x0364;ume Wipfel reichen?</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Denn,</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0352] Herbſt-Cantata. Herbſt-Cantata. ARIA. Mit beruhigtem Gemuͤthe, Seh’ ich meines Schoͤpffers Guͤte Jn des Herbſtes Frucht und Zier. Bey dem aufgeklaͤrten Wetter, Stellen mir die bunten Blaͤtter Gar ein lieblich Schau-Spiel fuͤr. Da Capo. Laß liebſte Seele doch die Welt Die GOTT im Herbſt ſo herrlich ſchmuͤcket, Nicht, wie vorhin, unangeblicket! Erwege das, ſo uns ietzt vorgeſtellt! Der Waͤlder lieblich Blaͤtter-Zelt, Stand erſt in gruͤner Farb’ allein: Jetzt nimmt es einen neuen Schein, Jndem es, da es ſich bepurpert und verguͤldet, Recht wuͤrckliche Tapeten bildet. Wem iemahl die ſo bunt’ als praͤchtigen Gezelte, So zu verſchiedner Zeit den Tuͤrcken abgenommen, Jn Wien einſt zu Geſicht gekommen; Wird freilich, daß ſie Wunder-ſchoͤn, Mit Luſt geſtehn. Jedoch iſt dieſes wol der Zelten Schmuck zu gleichen, Den uns im Herbſt der Baͤume Wipfel reichen? Denn,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/352
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/352>, abgerufen am 25.11.2024.