Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Einleitung. Wenn iemand irgendswo in einer Höhle, Allwo desselben Sinn und Seele Von aller Creatur und allem Vorwurff leer, Jn steter Dämmerung erzogen wär; Und trät' auf einmahl in die Welt, Zumahl zur holden Frühlings-Zeit, Und sähe dann der Sonnen Herrlichkeit, Und säh' ein grün beblühmtes Feld, Und sähe dick bebüschte Hügel, Und sähe reiner Bäche Spiegel, Durch einen Schatten-reichen Wald, Mit seiner sich drin spiegelnden Gestalt, Umkräntzt mit glatten Binsen, fliessen, Und sähe Flüsse sich ergiessen, Auch ihrer Bürger schuppicht Heer; Und säh' ein unümschräncktes Meer, Und sähe bunte Gärten prangen, Auch, wann die Sonn' erst untergangen, Der Abend-Röthe güldne Pracht; Und säh' in einer heitern Nacht Den Wunder-schönen Sternen-Himmel; Zu A 2
Einleitung. Wenn iemand irgendswo in einer Hoͤhle, Allwo deſſelben Sinn und Seele Von aller Creatur und allem Vorwurff leer, Jn ſteter Daͤmmerung erzogen waͤr; Und traͤt’ auf einmahl in die Welt, Zumahl zur holden Fruͤhlings-Zeit, Und ſaͤhe dann der Sonnen Herrlichkeit, Und ſaͤh’ ein gruͤn bebluͤhmtes Feld, Und ſaͤhe dick bebuͤſchte Huͤgel, Und ſaͤhe reiner Baͤche Spiegel, Durch einen Schatten-reichen Wald, Mit ſeiner ſich drin ſpiegelnden Geſtalt, Umkraͤntzt mit glatten Binſen, flieſſen, Und ſaͤhe Fluͤſſe ſich ergieſſen, Auch ihrer Buͤrger ſchuppicht Heer; Und ſaͤh’ ein unuͤmſchraͤncktes Meer, Und ſaͤhe bunte Gaͤrten prangen, Auch, wann die Sonn’ erſt untergangen, Der Abend-Roͤthe guͤldne Pracht; Und ſaͤh’ in einer heitern Nacht Den Wunder-ſchoͤnen Sternen-Himmel; Zu A 2
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Einleitung.
Wenn iemand irgendswo in einer Hoͤhle,
Allwo deſſelben Sinn und Seele
Von aller Creatur und allem Vorwurff leer,
Jn ſteter Daͤmmerung erzogen waͤr;
Und traͤt’ auf einmahl in die Welt,
Zumahl zur holden Fruͤhlings-Zeit,
Und ſaͤhe dann der Sonnen Herrlichkeit,
Und ſaͤh’ ein gruͤn bebluͤhmtes Feld,
Und ſaͤhe dick bebuͤſchte Huͤgel,
Und ſaͤhe reiner Baͤche Spiegel,
Durch einen Schatten-reichen Wald,
Mit ſeiner ſich drin ſpiegelnden Geſtalt,
Umkraͤntzt mit glatten Binſen, flieſſen,
Und ſaͤhe Fluͤſſe ſich ergieſſen,
Auch ihrer Buͤrger ſchuppicht Heer;
Und ſaͤh’ ein unuͤmſchraͤncktes Meer,
Und ſaͤhe bunte Gaͤrten prangen,
Auch, wann die Sonn’ erſt untergangen,
Der Abend-Roͤthe guͤldne Pracht;
Und ſaͤh’ in einer heitern Nacht
Den Wunder-ſchoͤnen Sternen-Himmel;
Zu
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