Hätt' etwa GOTT rings üm der Sonnen Rund, Das Licht von Seinem Thron, das alle Tieffen füllet, So, wie es vor- und Seiten-wärts verhüllet, Auch hinterwärts verschräncket und verschlossen, Und daß der Sonnen Rund aus jenem Lichtes-Meer', Als wie ein Tropfen, nur geflossen, Und, uns zum Nutz, sammt der Planeten Heer, Jm Mittel-Punct gelassen wär, Damit wir, wenn wir rings üm diese Licht-Quell gingen, Wir, Leben, Fruchtbarkeit und Wärm dadurch empfingen; So würde dieses nicht an unsrer Meinung hindern, Noch den Begriff vom Licht und seinem Ursprung mindern.
Ach GOTT! wo dieses wahr, Wie es ja Deiner würdig scheinet; So mach' es ferner offenbar. Denn daß von Deiner Gröss' und Majestät und Licht Man stets das herrlichste sich vorstellt, denckt und meinet, (Zumahl wenn dem Dein Wort nicht wiederspricht) Jst unsre Schuldigkeit. Ach! send aus Deiner Höhe Der Weisheit Licht herab! Laß uns ie mehr und mehr, Zu Deines Nahmens Preis' und Ehr, Von Deiner Majestät allmächtgem Wunder-Wesen Die Wunder in den Wercken lesen!
Quelle
von der Sonne.
Haͤtt’ etwa GOTT rings uͤm der Sonnen Rund, Das Licht von Seinem Thron, das alle Tieffen fuͤllet, So, wie es vor- und Seiten-waͤrts verhuͤllet, Auch hinterwaͤrts verſchraͤncket und verſchloſſen, Und daß der Sonnen Rund aus jenem Lichtes-Meer’, Als wie ein Tropfen, nur gefloſſen, Und, uns zum Nutz, ſammt der Planeten Heer, Jm Mittel-Punct gelaſſen waͤr, Damit wir, wenn wir rings uͤm dieſe Licht-Quell gingen, Wir, Leben, Fruchtbarkeit und Waͤrm dadurch empfingen; So wuͤrde dieſes nicht an unſrer Meinung hindern, Noch den Begriff vom Licht und ſeinem Urſprung mindern.
Ach GOTT! wo dieſes wahr, Wie es ja Deiner wuͤrdig ſcheinet; So mach’ es ferner offenbar. Denn daß von Deiner Groͤſſ’ und Majeſtaͤt und Licht Man ſtets das herrlichſte ſich vorſtellt, denckt und meinet, (Zumahl wenn dem Dein Wort nicht wiederſpricht) Jſt unſre Schuldigkeit. Ach! ſend aus Deiner Hoͤhe Der Weisheit Licht herab! Laß uns ie mehr und mehr, Zu Deines Nahmens Preiſ’ und Ehr, Von Deiner Majeſtaͤt allmaͤchtgem Wunder-Weſen Die Wunder in den Wercken leſen!
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von der Sonne.
Haͤtt’ etwa GOTT rings uͤm der Sonnen Rund,
Das Licht von Seinem Thron, das alle Tieffen fuͤllet,
So, wie es vor- und Seiten-waͤrts verhuͤllet,
Auch hinterwaͤrts verſchraͤncket und verſchloſſen,
Und daß der Sonnen Rund aus jenem Lichtes-Meer’,
Als wie ein Tropfen, nur gefloſſen,
Und, uns zum Nutz, ſammt der Planeten Heer,
Jm Mittel-Punct gelaſſen waͤr,
Damit wir, wenn wir rings uͤm dieſe Licht-Quell gingen,
Wir, Leben, Fruchtbarkeit und Waͤrm dadurch empfingen;
So wuͤrde dieſes nicht an unſrer Meinung hindern,
Noch den Begriff vom Licht und ſeinem Urſprung mindern.
Ach GOTT! wo dieſes wahr,
Wie es ja Deiner wuͤrdig ſcheinet;
So mach’ es ferner offenbar.
Denn daß von Deiner Groͤſſ’ und Majeſtaͤt und Licht
Man ſtets das herrlichſte ſich vorſtellt, denckt und meinet,
(Zumahl wenn dem Dein Wort nicht wiederſpricht)
Jſt unſre Schuldigkeit. Ach! ſend aus Deiner Hoͤhe
Der Weisheit Licht herab! Laß uns ie mehr und mehr,
Zu Deines Nahmens Preiſ’ und Ehr,
Von Deiner Majeſtaͤt allmaͤchtgem Wunder-Weſen
Die Wunder in den Wercken leſen!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/333>, abgerufen am 23.07.2024.
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