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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

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Erwegung einiger
Gemindert und verjagt! so daß am frühen Morgen
Man, meistens frey von Gram und Sorgen,
Und halb verjüngt, vom Schlaff erwacht,
Sich wiederüm an seine Arbeit macht.
Auf solche Weise wird das Leben,
Auch von den Dürfftigen, auf Erden zugebracht.

Was soll ich nun von denen sagen,
Die, da sie Geld und Gut besitzen,
Befreit von Arbeits-Last und Plagen,
Jhr Stücklein Brodt nicht erst erschwitzen,
Und üm die Kost nicht ängstlich wircken dürfen?
Wie mancherley Bequemlichkeiten
Kann sich ein Reicher zubereiten!
Es sind dieselben nicht zu zehlen.
Von hundert tausenden nur eins zu wehlen,
Das, wenn er es nur wol bedenckt,
Jhm tausendfach Vergnügen schenckt:
Die so verachtete als wunderbare Kunst
Zu schreiben und zu lesen,
Jst ja wol durch des Himmels Gunst
Zum ersten uns geschenckt gewesen.
Wie manchen Zeit-Vertreib von so verschiednen Sachen
Kann man sich nicht mit Bücher-lesen machen!
Wir gehn durch sie in die vergangne Zeiten:
Wir machen uns durch sie derselben gleichsam Meister,
Geniessen, durch Erkenntniß fremder Geister,
Gantz unbekannte Süssigkeiten.
Wir können uns durch sie erbauen und belehren,
Und

Erwegung einiger
Gemindert und verjagt! ſo daß am fruͤhen Morgen
Man, meiſtens frey von Gram und Sorgen,
Und halb verjuͤngt, vom Schlaff erwacht,
Sich wiederuͤm an ſeine Arbeit macht.
Auf ſolche Weiſe wird das Leben,
Auch von den Duͤrfftigen, auf Erden zugebracht.

Was ſoll ich nun von denen ſagen,
Die, da ſie Geld und Gut beſitzen,
Befreit von Arbeits-Laſt und Plagen,
Jhr Stuͤcklein Brodt nicht erſt erſchwitzen,
Und uͤm die Koſt nicht aͤngſtlich wircken duͤrfen?
Wie mancherley Bequemlichkeiten
Kann ſich ein Reicher zubereiten!
Es ſind dieſelben nicht zu zehlen.
Von hundert tauſenden nur eins zu wehlen,
Das, wenn er es nur wol bedenckt,
Jhm tauſendfach Vergnuͤgen ſchenckt:
Die ſo verachtete als wunderbare Kunſt
Zu ſchreiben und zu leſen,
Jſt ja wol durch des Himmels Gunſt
Zum erſten uns geſchenckt geweſen.
Wie manchen Zeit-Vertreib von ſo verſchiednen Sachen
Kann man ſich nicht mit Buͤcher-leſen machen!
Wir gehn durch ſie in die vergangne Zeiten:
Wir machen uns durch ſie derſelben gleichſam Meiſter,
Genieſſen, durch Erkenntniß fremder Geiſter,
Gantz unbekannte Suͤſſigkeiten.
Wir koͤnnen uns durch ſie erbauen und belehren,
Und
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[242/0274] Erwegung einiger Gemindert und verjagt! ſo daß am fruͤhen Morgen Man, meiſtens frey von Gram und Sorgen, Und halb verjuͤngt, vom Schlaff erwacht, Sich wiederuͤm an ſeine Arbeit macht. Auf ſolche Weiſe wird das Leben, Auch von den Duͤrfftigen, auf Erden zugebracht. Was ſoll ich nun von denen ſagen, Die, da ſie Geld und Gut beſitzen, Befreit von Arbeits-Laſt und Plagen, Jhr Stuͤcklein Brodt nicht erſt erſchwitzen, Und uͤm die Koſt nicht aͤngſtlich wircken duͤrfen? Wie mancherley Bequemlichkeiten Kann ſich ein Reicher zubereiten! Es ſind dieſelben nicht zu zehlen. Von hundert tauſenden nur eins zu wehlen, Das, wenn er es nur wol bedenckt, Jhm tauſendfach Vergnuͤgen ſchenckt: Die ſo verachtete als wunderbare Kunſt Zu ſchreiben und zu leſen, Jſt ja wol durch des Himmels Gunſt Zum erſten uns geſchenckt geweſen. Wie manchen Zeit-Vertreib von ſo verſchiednen Sachen Kann man ſich nicht mit Buͤcher-leſen machen! Wir gehn durch ſie in die vergangne Zeiten: Wir machen uns durch ſie derſelben gleichſam Meiſter, Genieſſen, durch Erkenntniß fremder Geiſter, Gantz unbekannte Suͤſſigkeiten. Wir koͤnnen uns durch ſie erbauen und belehren, Und

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/274>, abgerufen am 23.11.2024.