Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Denn da Dein hohes Ampt mit Würd' und Bürd' erfüllt; So muß des Himmels Lust der Erden Last offt weichen. Du bist dem Sonnen-Licht in Wolcken, zu vergleichen, Jndem Dein schweres Ampt Dich öffters uns verhüllt. Jedoch Dein ruhiger von GOTT erweckter Geist Lässt, was sonst lange drückt, Dich bald vom Halse werffen, Und Dein auf GOttes Werck geschärfftes Auge schärffen, Daß Du verworrnes Garn leicht aus einander reiss'st. Die Ampts-Pflicht ist erfüllt. Nun soll die frohe Pflicht, Zu der Dich GOTT ersehn, Dein sel'ger Endzweck bleiben, Du suchst des Geistes Schrifft ietzt leiblich aufzuschreiben Mit Worten, deren Krafft durch Felsen-Hertzen bricht. Du sitzest Andachts-voll, erinnerst Dich, erwegst, Du wendst es Lehr-reich an, erkennst der Allmacht Proben, Erkennst die weise Huld und freust Dich, sie zu loben, Bis Du zur Tafel wilt, die Feder niederlegst. Hier findet Dein Gemahl die erst verlohrne Lust, Jetzt suchst Du Deine Freud ihr völlig mitzutheilen, Hernachmahls wilt Du bald zum Zimmer wieder eilen. Die heilge Dicht-Begier treibt, drengt recht Deine Brust. Drauf kehret, wie es scheint, der Sonnen Licht zurück, ee) pag. 84. 85. Den erst erhellten Tag noch einmahl zu erhellen, Dieß scheinen reitzet Dich ans Fenster hinzustellen, Du siehst: wie voll Begier! wie eifrig ist Dein Blick! Doch, freyer ümzusehn, steigst Du zum Lust-Altan, Hier prangt der Silber-Mond in vollen hellen Kreise, Raubt Form und Farben, nein! formt, färbt auf sanfte Weise, Daß Farb und Form Dir Freud' in Zweifel schaffen kann. Und dort entzücket Dich der Sternen funckelnd Heer, Jhr Stillstand lässet Dich in Ehr-Furcht stille stehen, Jhr
Denn da Dein hohes Ampt mit Wuͤrd’ und Buͤrd’ erfuͤllt; So muß des Himmels Luſt der Erden Laſt offt weichen. Du biſt dem Sonnen-Licht in Wolcken, zu vergleichen, Jndem Dein ſchweres Ampt Dich oͤffters uns verhuͤllt. Jedoch Dein ruhiger von GOTT erweckter Geiſt Laͤſſt, was ſonſt lange druͤckt, Dich bald vom Halſe werffen, Und Dein auf GOttes Werck geſchaͤrfftes Auge ſchaͤrffen, Daß Du verworrnes Garn leicht aus einander reiſſ’ſt. Die Ampts-Pflicht iſt erfuͤllt. Nun ſoll die frohe Pflicht, Zu der Dich GOTT erſehn, Dein ſel’ger Endzweck bleiben, Du ſuchſt des Geiſtes Schrifft ietzt leiblich aufzuſchreiben Mit Worten, deren Krafft durch Felſen-Hertzen bricht. Du ſitzeſt Andachts-voll, erinnerſt Dich, erwegſt, Du wendſt es Lehr-reich an, erkennſt der Allmacht Proben, Erkennſt die weiſe Huld und freuſt Dich, ſie zu loben, Bis Du zur Tafel wilt, die Feder niederlegſt. Hier findet Dein Gemahl die erſt verlohrne Luſt, Jetzt ſuchſt Du Deine Freud ihr voͤllig mitzutheilen, Hernachmahls wilt Du bald zum Zimmer wieder eilen. Die heilge Dicht-Begier treibt, drengt recht Deine Bruſt. Drauf kehret, wie es ſcheint, der Sonnen Licht zuruͤck, ee) pag. 84. 85. Den erſt erhellten Tag noch einmahl zu erhellen, Dieß ſcheinen reitzet Dich ans Fenſter hinzuſtellen, Du ſiehſt: wie voll Begier! wie eifrig iſt Dein Blick! Doch, freyer uͤmzuſehn, ſteigſt Du zum Luſt-Altan, Hier prangt der Silber-Mond in vollen hellen Kreiſe, Raubt Form und Farben, nein! formt, faͤrbt auf ſanfte Weiſe, Daß Farb und Form Dir Freud’ in Zweifel ſchaffen kann. Und dort entzuͤcket Dich der Sternen funckelnd Heer, Jhr Stillſtand laͤſſet Dich in Ehr-Furcht ſtille ſtehen, Jhr
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Denn da Dein hohes Ampt mit Wuͤrd’ und Buͤrd’ erfuͤllt;
So muß des Himmels Luſt der Erden Laſt offt weichen.
Du biſt dem Sonnen-Licht in Wolcken, zu vergleichen,
Jndem Dein ſchweres Ampt Dich oͤffters uns verhuͤllt.
Jedoch Dein ruhiger von GOTT erweckter Geiſt
Laͤſſt, was ſonſt lange druͤckt, Dich bald vom Halſe werffen,
Und Dein auf GOttes Werck geſchaͤrfftes Auge ſchaͤrffen,
Daß Du verworrnes Garn leicht aus einander reiſſ’ſt.
Die Ampts-Pflicht iſt erfuͤllt. Nun ſoll die frohe Pflicht,
Zu der Dich GOTT erſehn, Dein ſel’ger Endzweck bleiben,
Du ſuchſt des Geiſtes Schrifft ietzt leiblich aufzuſchreiben
Mit Worten, deren Krafft durch Felſen-Hertzen bricht.
Du ſitzeſt Andachts-voll, erinnerſt Dich, erwegſt,
Du wendſt es Lehr-reich an, erkennſt der Allmacht Proben,
Erkennſt die weiſe Huld und freuſt Dich, ſie zu loben,
Bis Du zur Tafel wilt, die Feder niederlegſt.
Hier findet Dein Gemahl die erſt verlohrne Luſt,
Jetzt ſuchſt Du Deine Freud ihr voͤllig mitzutheilen,
Hernachmahls wilt Du bald zum Zimmer wieder eilen.
Die heilge Dicht-Begier treibt, drengt recht Deine Bruſt.
Drauf kehret, wie es ſcheint, der Sonnen Licht zuruͤck,
ee⁾ pag. 84. 85.
Den erſt erhellten Tag noch einmahl zu erhellen,
Dieß ſcheinen reitzet Dich ans Fenſter hinzuſtellen,
Du ſiehſt: wie voll Begier! wie eifrig iſt Dein Blick!
Doch, freyer uͤmzuſehn, ſteigſt Du zum Luſt-Altan,
Hier prangt der Silber-Mond in vollen hellen Kreiſe,
Raubt Form und Farben, nein! formt, faͤrbt auf ſanfte Weiſe,
Daß Farb und Form Dir Freud’ in Zweifel ſchaffen kann.
Und dort entzuͤcket Dich der Sternen funckelnd Heer,
Jhr Stillſtand laͤſſet Dich in Ehr-Furcht ſtille ſtehen,
Jhr
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