Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Betrachtung Betrachtung des Blanckenburgischen Marmors, in einem Hirten- Gedichte. Des | Firmaments entwölckte Bühne, War voller Strahlen, Glantz und Schein: Die Quell' des Lichts, die güldne Sonne, schiene Des Himmels Mittel-Punct zu seyn. Von oben fiel ihr gantz gerader Strahl, Erhellt' und füllete, mit einem strengen Licht', Das sonst beständig kühl-von Schatten schwartze Thal. Der Lufft-Kreis glimmt' und kocht', es lechtzte Gras und Laub. Silvanders Heerde kunnte nicht, Jn denen fast versengten Heiden, Für Mattigkeit und Hitze länger weiden. Die Schaaffe streckten sich in den verbrannten Staub. Drüm er sie Seiten-wärts in einen dicken Wald, Der holden Kühlung Sitz, der Schatten Aufenthalt, Dem frisches Gras den Grund, und Laub den Wipfel zierte; Mit sanften Schritten flötend führte. Zumahlen er in den bebüschten Gründen Beraldo, seinen Freund, verhoffte vorzufinden, Der mehrentheils im Schatten dichter Bäume, Die Schaaffe weidete; wo er, durch süsse Reime, Die Gottheit, die mit Klee und Gras Die Wiesen, und mit Laub die duncklen Wälder, schmücket, Der uns zu rechter Zeit, ein heilsam Naß, Jm kühlen Thau und Regen, schicket, Wo-
Betrachtung Betrachtung des Blanckenburgiſchen Marmors, in einem Hirten- Gedichte. Des | Firmaments entwoͤlckte Buͤhne, War voller Strahlen, Glantz und Schein: Die Quell’ des Lichts, die guͤldne Sonne, ſchiene Des Himmels Mittel-Punct zu ſeyn. Von oben fiel ihr gantz gerader Strahl, Erhellt’ und fuͤllete, mit einem ſtrengen Licht’, Das ſonſt beſtaͤndig kuͤhl-von Schatten ſchwartze Thal. Der Lufft-Kreis glimmt’ und kocht’, es lechtzte Gras und Laub. Silvanders Heerde kunnte nicht, Jn denen faſt verſengten Heiden, Fuͤr Mattigkeit und Hitze laͤnger weiden. Die Schaaffe ſtreckten ſich in den verbrannten Staub. Druͤm er ſie Seiten-waͤrts in einen dicken Wald, Der holden Kuͤhlung Sitz, der Schatten Aufenthalt, Dem friſches Gras den Grund, und Laub den Wipfel zierte; Mit ſanften Schritten floͤtend fuͤhrte. Zumahlen er in den bebuͤſchten Gruͤnden Beraldo, ſeinen Freund, verhoffte vorzufinden, Der mehrentheils im Schatten dichter Baͤume, Die Schaaffe weidete; wo er, durch ſuͤſſe Reime, Die Gottheit, die mit Klee und Gras Die Wieſen, und mit Laub die duncklen Waͤlder, ſchmuͤcket, Der uns zu rechter Zeit, ein heilſam Naß, Jm kuͤhlen Thau und Regen, ſchicket, Wo-
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Betrachtung
Betrachtung des Blanckenburgiſchen
Marmors, in einem Hirten-
Gedichte.
Des | Firmaments entwoͤlckte Buͤhne,
War voller Strahlen, Glantz und Schein:
Die Quell’ des Lichts, die guͤldne Sonne, ſchiene
Des Himmels Mittel-Punct zu ſeyn.
Von oben fiel ihr gantz gerader Strahl,
Erhellt’ und fuͤllete, mit einem ſtrengen Licht’,
Das ſonſt beſtaͤndig kuͤhl-von Schatten ſchwartze Thal.
Der Lufft-Kreis glimmt’ und kocht’, es lechtzte Gras und
Laub.
Silvanders Heerde kunnte nicht,
Jn denen faſt verſengten Heiden,
Fuͤr Mattigkeit und Hitze laͤnger weiden.
Die Schaaffe ſtreckten ſich in den verbrannten Staub.
Druͤm er ſie Seiten-waͤrts in einen dicken Wald,
Der holden Kuͤhlung Sitz, der Schatten Aufenthalt,
Dem friſches Gras den Grund, und Laub den Wipfel zierte;
Mit ſanften Schritten floͤtend fuͤhrte.
Zumahlen er in den bebuͤſchten Gruͤnden
Beraldo, ſeinen Freund, verhoffte vorzufinden,
Der mehrentheils im Schatten dichter Baͤume,
Die Schaaffe weidete; wo er, durch ſuͤſſe Reime,
Die Gottheit, die mit Klee und Gras
Die Wieſen, und mit Laub die duncklen Waͤlder, ſchmuͤcket,
Der uns zu rechter Zeit, ein heilſam Naß,
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