Mit der beschäumten Fluthen lärmen Jhr schnaubendes Getöse mische.
Wo auf der Welt ein Stand, der uns, auf GOTT zu dencken. Und Seel' und Sinn auf Seine Huld zu lencken, Mit Recht bewegen sollt, so ist es dieser wol, Da zwischen Tod und Leben Nur wenig Zoll Uns eine Scheide-Wand so gar zerbrechlich, geben.
Jndem ich also lag und dachte, Schlieff ich gelassen ein. Und wie ich früh erwachte, Und meinem GOTT gedanckt für Seinen Schirm und Schutz, Macht' ich mir, was ich sah', aufs neu zu Nutz.
Jch sahe denn darauf die weite Wasser-Welt, Als wie ein blau unabzusehend Feld, Mit dessen weit entlegnen Grentzen Der Himmel selbst, dem Schein nach, sich verband. Jch sah dies rege blau vom hellen Sonnen-Licht, Das sich mit schnellem Blitz an hohlen Wolcken bricht, An manchem Ort, wie fliessend Silber, gläntzen.
Jch sah' auf dieser Fläch' ein' ungezehlte Menge Geschwollner Segel mancher Art, Als pflügten sie das Feld der Fluthen hin und her, Bald in die Qwer, Bald in die Länge, Mit halber theils, und theils mit gantzer Fahrt,
Die
Die Schiff-Fahrt.
Mit der beſchaͤumten Fluthen laͤrmen Jhr ſchnaubendes Getoͤſe miſche.
Wo auf der Welt ein Stand, der uns, auf GOTT zu dencken. Und Seel’ und Sinn auf Seine Huld zu lencken, Mit Recht bewegen ſollt, ſo iſt es dieſer wol, Da zwiſchen Tod und Leben Nur wenig Zoll Uns eine Scheide-Wand ſo gar zerbrechlich, geben.
Jndem ich alſo lag und dachte, Schlieff ich gelaſſen ein. Und wie ich fruͤh erwachte, Und meinem GOTT gedanckt fuͤr Seinen Schirm und Schutz, Macht’ ich mir, was ich ſah’, aufs neu zu Nutz.
Jch ſahe denn darauf die weite Waſſer-Welt, Als wie ein blau unabzuſehend Feld, Mit deſſen weit entlegnen Grentzen Der Himmel ſelbſt, dem Schein nach, ſich verband. Jch ſah dies rege blau vom hellen Sonnen-Licht, Das ſich mit ſchnellem Blitz an hohlen Wolcken bricht, An manchem Ort, wie flieſſend Silber, glaͤntzen.
Jch ſah’ auf dieſer Flaͤch’ ein’ ungezehlte Menge Geſchwollner Segel mancher Art, Als pfluͤgten ſie das Feld der Fluthen hin und her, Bald in die Qwer, Bald in die Laͤnge, Mit halber theils, und theils mit gantzer Fahrt,
Die
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Die Schiff-Fahrt.
Mit der beſchaͤumten Fluthen laͤrmen
Jhr ſchnaubendes Getoͤſe miſche.
Wo auf der Welt ein Stand, der uns, auf GOTT
zu dencken.
Und Seel’ und Sinn auf Seine Huld zu lencken,
Mit Recht bewegen ſollt, ſo iſt es dieſer wol,
Da zwiſchen Tod und Leben
Nur wenig Zoll
Uns eine Scheide-Wand ſo gar zerbrechlich, geben.
Jndem ich alſo lag und dachte,
Schlieff ich gelaſſen ein.
Und wie ich fruͤh erwachte,
Und meinem GOTT gedanckt fuͤr Seinen Schirm und
Schutz,
Macht’ ich mir, was ich ſah’, aufs neu zu Nutz.
Jch ſahe denn darauf die weite Waſſer-Welt,
Als wie ein blau unabzuſehend Feld,
Mit deſſen weit entlegnen Grentzen
Der Himmel ſelbſt, dem Schein nach, ſich verband.
Jch ſah dies rege blau vom hellen Sonnen-Licht,
Das ſich mit ſchnellem Blitz an hohlen Wolcken bricht,
An manchem Ort, wie flieſſend Silber, glaͤntzen.
Jch ſah’ auf dieſer Flaͤch’ ein’ ungezehlte Menge
Geſchwollner Segel mancher Art,
Als pfluͤgten ſie das Feld der Fluthen hin und her,
Bald in die Qwer,
Bald in die Laͤnge,
Mit halber theils, und theils mit gantzer Fahrt,
Die
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/220>, abgerufen am 16.02.2025.
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