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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

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Flos Admirabilis.
Die Farben wurden doppelt schön,
Theils durch den duncklen Grund der Schatten,
Die alles eingenommen hatten,
Theils durch das nahe Licht. Denn dessen Glantz und Schein
Traff diesen Bluhmen-Busch allein;
Zumahl, da meine Hand,
Daß sich der Strich des Lichts nicht in mein Auge streckte,
Und es verblendete, das Licht bedeckte,
Und durch den Zwischenstand
Und Schatten meine Blicke stärckte,
Wodurch ich alles denn weit deutlicher bemerckte.

Wie herrlich glühte, gläntzt' und schien
Das von dem Licht durchstrahlte Grün!
Allein mit welcher Gluth, mit welchem Glantz und Licht
Bestrahlte mein erstaunt Gesicht
Der tausendfach gefärbten Bluhmen-Heer!
Fast wie der Sternen Glantz an den Sapphirnen Zimmern,
Sah' man den bunten Glantz der bunten Bluhmen schimmern,
Und auch zugleich der Knospen Spitzen
Jn gleich gefärbtem Schimmer blitzen.
Jch habe diese Pracht zuweilen solchen Augen,
Die aus Gewohnheit sonst fast nichts zu sehen taugen,
Jn diesem Stand' und Lieblichkeit gewiesen.
Doch war kein einziger, der nicht dadurch gerührt
Ein' ungewohnte Regung spührt',
Und, was sie sonst so leicht nicht thun,
Ward hier von ieglichem des Schöpfers Macht gepriesen.
Bevor wir die Betrachtung nun
Von dieser Wunder-Bluhme schliessen,
Wird man noch eins erwegen müssen:
Wann

Flos Admirabilis.
Die Farben wurden doppelt ſchoͤn,
Theils durch den duncklen Grund der Schatten,
Die alles eingenommen hatten,
Theils durch das nahe Licht. Denn deſſen Glantz und Schein
Traff dieſen Bluhmen-Buſch allein;
Zumahl, da meine Hand,
Daß ſich der Strich des Lichts nicht in mein Auge ſtreckte,
Und es verblendete, das Licht bedeckte,
Und durch den Zwiſchenſtand
Und Schatten meine Blicke ſtaͤrckte,
Wodurch ich alles denn weit deutlicher bemerckte.

Wie herrlich gluͤhte, glaͤntzt’ und ſchien
Das von dem Licht durchſtrahlte Gruͤn!
Allein mit welcher Gluth, mit welchem Glantz und Licht
Beſtrahlte mein erſtaunt Geſicht
Der tauſendfach gefaͤrbten Bluhmen-Heer!
Faſt wie der Sternen Glantz an den Sapphirnen Zimmern,
Sah’ man den bunten Glantz der bunten Bluhmen ſchim̃ern,
Und auch zugleich der Knoſpen Spitzen
Jn gleich gefaͤrbtem Schimmer blitzen.
Jch habe dieſe Pracht zuweilen ſolchen Augen,
Die aus Gewohnheit ſonſt faſt nichts zu ſehen taugen,
Jn dieſem Stand’ und Lieblichkeit gewieſen.
Doch war kein einziger, der nicht dadurch geruͤhrt
Ein’ ungewohnte Regung ſpuͤhrt’,
Und, was ſie ſonſt ſo leicht nicht thun,
Ward hier von ieglichem des Schoͤpfers Macht geprieſen.
Bevor wir die Betrachtung nun
Von dieſer Wunder-Bluhme ſchlieſſen,
Wird man noch eins erwegen muͤſſen:
Wann
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[178/0210] Flos Admirabilis. Die Farben wurden doppelt ſchoͤn, Theils durch den duncklen Grund der Schatten, Die alles eingenommen hatten, Theils durch das nahe Licht. Denn deſſen Glantz und Schein Traff dieſen Bluhmen-Buſch allein; Zumahl, da meine Hand, Daß ſich der Strich des Lichts nicht in mein Auge ſtreckte, Und es verblendete, das Licht bedeckte, Und durch den Zwiſchenſtand Und Schatten meine Blicke ſtaͤrckte, Wodurch ich alles denn weit deutlicher bemerckte. Wie herrlich gluͤhte, glaͤntzt’ und ſchien Das von dem Licht durchſtrahlte Gruͤn! Allein mit welcher Gluth, mit welchem Glantz und Licht Beſtrahlte mein erſtaunt Geſicht Der tauſendfach gefaͤrbten Bluhmen-Heer! Faſt wie der Sternen Glantz an den Sapphirnen Zimmern, Sah’ man den bunten Glantz der bunten Bluhmen ſchim̃ern, Und auch zugleich der Knoſpen Spitzen Jn gleich gefaͤrbtem Schimmer blitzen. Jch habe dieſe Pracht zuweilen ſolchen Augen, Die aus Gewohnheit ſonſt faſt nichts zu ſehen taugen, Jn dieſem Stand’ und Lieblichkeit gewieſen. Doch war kein einziger, der nicht dadurch geruͤhrt Ein’ ungewohnte Regung ſpuͤhrt’, Und, was ſie ſonſt ſo leicht nicht thun, Ward hier von ieglichem des Schoͤpfers Macht geprieſen. Bevor wir die Betrachtung nun Von dieſer Wunder-Bluhme ſchlieſſen, Wird man noch eins erwegen muͤſſen: Wann

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/210>, abgerufen am 28.11.2024.