Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Flos Admirabilis. Sie lebt die gantze Nacht,Und stirbet meistens früh um acht. Kaum ist ihr flüchtigs Heer vergangen, So fänget zur gemeldten Zeit, Jn eben der Vollkommenheit, Ein ander Heer von neuen an zu prangen. Und dieses währt (o Wunder, das man nicht Genug bewundern kann!) offt bis ins vierte Licht Des Monden. Welche Zahl, Die kaum zu zehlen ist, trifft man Von Bluhmen folglich auf dir an, Geschmückter Bluhmen-Busch. Mein GOTT! wann ich erwege, Und ernstlich bey mir überlege Die Wunder-Krafft, die in den Wunder-Saamen Von dieser Wunder-Bluhm, o HERR, von Dir gesenckt, So preis' ich Deinen grossen Nahmen. Wer sonst, als GOTT, hat eine Menge Von so viel tausend tausend Bluhmen, Jn solche Enge, Nebst allen Blättern, eingeschränckt? Geheimniß! welches dem, der GOTT im Wercke preiset, Zugleich sein Nichts, und GOTTES Grösse, weiset! Jndem nun die Natur Der Bluhmen Schmuck so schön, Und ihren lieblichen Geruch so kräfftig, So süß formirt und macht, ist sie zugleich geschäfftig, Jn einer ieden Bluhm' auch für zukünftge Zeiten Damit sie nicht verkommen, nicht vergehn, Den Samen künstlich zu bereiten. Ein
Flos Admirabilis. Sie lebt die gantze Nacht,Und ſtirbet meiſtens fruͤh um acht. Kaum iſt ihr fluͤchtigs Heer vergangen, So faͤnget zur gemeldten Zeit, Jn eben der Vollkommenheit, Ein ander Heer von neuen an zu prangen. Und dieſes waͤhrt (o Wunder, das man nicht Genug bewundern kann!) offt bis ins vierte Licht Des Monden. Welche Zahl, Die kaum zu zehlen iſt, trifft man Von Bluhmen folglich auf dir an, Geſchmuͤckter Bluhmen-Buſch. Mein GOTT! wann ich erwege, Und ernſtlich bey mir uͤberlege Die Wunder-Krafft, die in den Wunder-Saamen Von dieſer Wunder-Bluhm, o HERR, von Dir geſenckt, So preiſ’ ich Deinen groſſen Nahmen. Wer ſonſt, als GOTT, hat eine Menge Von ſo viel tauſend tauſend Bluhmen, Jn ſolche Enge, Nebſt allen Blaͤttern, eingeſchraͤnckt? Geheimniß! welches dem, der GOTT im Wercke preiſet, Zugleich ſein Nichts, und GOTTES Groͤſſe, weiſet! Jndem nun die Natur Der Bluhmen Schmuck ſo ſchoͤn, Und ihren lieblichen Geruch ſo kraͤfftig, So ſuͤß formirt und macht, iſt ſie zugleich geſchaͤfftig, Jn einer ieden Bluhm’ auch fuͤr zukuͤnftge Zeiten Damit ſie nicht verkommen, nicht vergehn, Den Samen kuͤnſtlich zu bereiten. Ein
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Flos Admirabilis.
Sie lebt die gantze Nacht,
Und ſtirbet meiſtens fruͤh um acht.
Kaum iſt ihr fluͤchtigs Heer vergangen,
So faͤnget zur gemeldten Zeit,
Jn eben der Vollkommenheit,
Ein ander Heer von neuen an zu prangen.
Und dieſes waͤhrt (o Wunder, das man nicht
Genug bewundern kann!) offt bis ins vierte Licht
Des Monden. Welche Zahl,
Die kaum zu zehlen iſt, trifft man
Von Bluhmen folglich auf dir an,
Geſchmuͤckter Bluhmen-Buſch.
Mein GOTT! wann ich erwege,
Und ernſtlich bey mir uͤberlege
Die Wunder-Krafft, die in den Wunder-Saamen
Von dieſer Wunder-Bluhm, o HERR, von Dir geſenckt,
So preiſ’ ich Deinen groſſen Nahmen.
Wer ſonſt, als GOTT, hat eine Menge
Von ſo viel tauſend tauſend Bluhmen,
Jn ſolche Enge,
Nebſt allen Blaͤttern, eingeſchraͤnckt?
Geheimniß! welches dem, der GOTT im Wercke preiſet,
Zugleich ſein Nichts, und GOTTES Groͤſſe, weiſet!
Jndem nun die Natur
Der Bluhmen Schmuck ſo ſchoͤn,
Und ihren lieblichen Geruch ſo kraͤfftig,
So ſuͤß formirt und macht, iſt ſie zugleich geſchaͤfftig,
Jn einer ieden Bluhm’ auch fuͤr zukuͤnftge Zeiten
Damit ſie nicht verkommen, nicht vergehn,
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