Unstreitig setzt dieß Wunder-schöne gläntzen Noch Deiner Allmacht keine Grentzen: Weil, so wie Du unendlich bist, Dein' Allmacht, Weisheit, Lieb' auch unerschöpflich ist.
Einst hab' ich schöner Bluhmen Zier, Für Anmuth gantz erstaunt fast ausser mir, Bey Licht im bunten Feur gesehen. Da denn, zumahl der Blätter grün, Zusammt dem zierlichen Geäder, Gantz unverbesserlich und unvergleichlich schien. Allein es bracht von ungefehr Mein Marianchen eine Feder Aus einem Pfauen-Schwantz mir her. Mein GOTT! wie stach derselben grüner Glantz Der Blätter Farben weg! Sie werden gantz, Hält man der Federn Glantz und grüne Glut daneben, Verändert, schmutzig, blaß und ohne Leben.
Jch stutzte recht, erstarrt', und kunte mich Jn die Veränderung so gleich nicht finden. Jch überlegt', erstummt, es erstlich innerlich, Bis endlich, wie ein Strohm, ein frohes Ach! Aus meiner Brust, nebst diesen Worten brach:
Du Allmachts-voller GOTT! wer kann ergründen Den Abgrund Deiner Macht, Die Tieffe Deiner Herrlichkeit?
Da
L 4
uͤber einen Hof voll Feder-Vieh, ꝛc.
Unſtreitig ſetzt dieß Wunder-ſchoͤne glaͤntzen Noch Deiner Allmacht keine Grentzen: Weil, ſo wie Du unendlich biſt, Dein’ Allmacht, Weisheit, Lieb’ auch unerſchoͤpflich iſt.
Einſt hab’ ich ſchoͤner Bluhmen Zier, Fuͤr Anmuth gantz erſtaunt faſt auſſer mir, Bey Licht im bunten Feur geſehen. Da denn, zumahl der Blaͤtter gruͤn, Zuſammt dem zierlichen Geaͤder, Gantz unverbeſſerlich und unvergleichlich ſchien. Allein es bracht von ungefehr Mein Marianchen eine Feder Aus einem Pfauen-Schwantz mir her. Mein GOTT! wie ſtach derſelben gruͤner Glantz Der Blaͤtter Farben weg! Sie werden gantz, Haͤlt man der Federn Glantz und gruͤne Glut daneben, Veraͤndert, ſchmutzig, blaß und ohne Leben.
Jch ſtutzte recht, erſtarrt’, und kunte mich Jn die Veraͤnderung ſo gleich nicht finden. Jch uͤberlegt’, erſtummt, es erſtlich innerlich, Bis endlich, wie ein Strohm, ein frohes Ach! Aus meiner Bruſt, nebſt dieſen Worten brach:
Du Allmachts-voller GOTT! wer kann ergruͤnden Den Abgrund Deiner Macht, Die Tieffe Deiner Herrlichkeit?
Da
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uͤber einen Hof voll Feder-Vieh, ꝛc.
Unſtreitig ſetzt dieß Wunder-ſchoͤne glaͤntzen
Noch Deiner Allmacht keine Grentzen:
Weil, ſo wie Du unendlich biſt,
Dein’ Allmacht, Weisheit, Lieb’ auch unerſchoͤpflich iſt.
Einſt hab’ ich ſchoͤner Bluhmen Zier,
Fuͤr Anmuth gantz erſtaunt faſt auſſer mir,
Bey Licht im bunten Feur geſehen.
Da denn, zumahl der Blaͤtter gruͤn,
Zuſammt dem zierlichen Geaͤder,
Gantz unverbeſſerlich und unvergleichlich ſchien.
Allein es bracht von ungefehr
Mein Marianchen eine Feder
Aus einem Pfauen-Schwantz mir her.
Mein GOTT! wie ſtach derſelben gruͤner Glantz
Der Blaͤtter Farben weg! Sie werden gantz,
Haͤlt man der Federn Glantz und gruͤne Glut daneben,
Veraͤndert, ſchmutzig, blaß und ohne Leben.
Jch ſtutzte recht, erſtarrt’, und kunte mich
Jn die Veraͤnderung ſo gleich nicht finden.
Jch uͤberlegt’, erſtummt, es erſtlich innerlich,
Bis endlich, wie ein Strohm, ein frohes Ach!
Aus meiner Bruſt, nebſt dieſen Worten brach:
Du Allmachts-voller GOTT! wer kann ergruͤnden
Den Abgrund Deiner Macht,
Die Tieffe Deiner Herrlichkeit?
Da
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/199>, abgerufen am 23.07.2024.
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