Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Gedancken Jch sahe jüngst sein ausgebreitet Rad, Das zehn Fuß, und noch mehr, im Durchschnitt hat, Und hab' auf selbigem, so daß kein einzigs fehlt, An Spiegeln von Saphir zwey hundert zwölf gezehlt. Unglaublich ist noch über diese Menge, Jn welcher Ordnung und Gepränge, Jn welcher Symmetrie sie sitzen, Und wie sie in der Sonnen blitzen. Der äussern Federn zarte Spitzen Sind grün- und güldnen Franjen gleich. Jst nun der schöne Schweiff voll blauer Himmels-Spiegel Und, an gefärbtem Schimmer, reich; So prangen ebenfalls die bunten Flügel Jn einer gantz besondern Zier. Es stellt ihr glattes Grau das Reich des Wassers für, Worauf die duncklen halben Kreise Erhabne kleine krause Wellen Natürlich scheinen vorzustellen. Die Wirckungen des Lichts sind auf der Welt Vortrefflich herrlicher und besser, Die Schönheit deutlicher und grösser Von keinem Vorwurff dargestellt, Als im Gefieder eines Pfauen. Denn, daß die Pracht nicht in den Federn steckt, Hat die Physiqu' uns längst entdeckt. Hier lässt sich eigentlich des Lichtes Schönheit schauen. O grosser GOTT! wer weiß noch, wie so schön Das Licht, dem der es selbst kann sehen, anzusehn. Un-
Gedancken Jch ſahe juͤngſt ſein ausgebreitet Rad, Das zehn Fuß, und noch mehr, im Durchſchnitt hat, Und hab’ auf ſelbigem, ſo daß kein einzigs fehlt, An Spiegeln von Saphir zwey hundert zwoͤlf gezehlt. Unglaublich iſt noch uͤber dieſe Menge, Jn welcher Ordnung und Gepraͤnge, Jn welcher Symmetrie ſie ſitzen, Und wie ſie in der Sonnen blitzen. Der aͤuſſern Federn zarte Spitzen Sind gruͤn- und guͤldnen Franjen gleich. Jſt nun der ſchoͤne Schweiff voll blauer Himmels-Spiegel Und, an gefaͤrbtem Schimmer, reich; So prangen ebenfalls die bunten Fluͤgel Jn einer gantz beſondern Zier. Es ſtellt ihr glattes Grau das Reich des Waſſers fuͤr, Worauf die duncklen halben Kreiſe Erhabne kleine krauſe Wellen Natuͤrlich ſcheinen vorzuſtellen. Die Wirckungen des Lichts ſind auf der Welt Vortrefflich herrlicher und beſſer, Die Schoͤnheit deutlicher und groͤſſer Von keinem Vorwurff dargeſtellt, Als im Gefieder eines Pfauen. Denn, daß die Pracht nicht in den Federn ſteckt, Hat die Phyſiqu’ uns laͤngſt entdeckt. Hier laͤſſt ſich eigentlich des Lichtes Schoͤnheit ſchauen. O groſſer GOTT! wer weiß noch, wie ſo ſchoͤn Das Licht, dem der es ſelbſt kann ſehen, anzuſehn. Un-
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Gedancken
Jch ſahe juͤngſt ſein ausgebreitet Rad,
Das zehn Fuß, und noch mehr, im Durchſchnitt hat,
Und hab’ auf ſelbigem, ſo daß kein einzigs fehlt,
An Spiegeln von Saphir zwey hundert zwoͤlf gezehlt.
Unglaublich iſt noch uͤber dieſe Menge,
Jn welcher Ordnung und Gepraͤnge,
Jn welcher Symmetrie ſie ſitzen,
Und wie ſie in der Sonnen blitzen.
Der aͤuſſern Federn zarte Spitzen
Sind gruͤn- und guͤldnen Franjen gleich.
Jſt nun der ſchoͤne Schweiff voll blauer Himmels-Spiegel
Und, an gefaͤrbtem Schimmer, reich;
So prangen ebenfalls die bunten Fluͤgel
Jn einer gantz beſondern Zier.
Es ſtellt ihr glattes Grau das Reich des Waſſers fuͤr,
Worauf die duncklen halben Kreiſe
Erhabne kleine krauſe Wellen
Natuͤrlich ſcheinen vorzuſtellen.
Die Wirckungen des Lichts ſind auf der Welt
Vortrefflich herrlicher und beſſer,
Die Schoͤnheit deutlicher und groͤſſer
Von keinem Vorwurff dargeſtellt,
Als im Gefieder eines Pfauen.
Denn, daß die Pracht nicht in den Federn ſteckt,
Hat die Phyſiqu’ uns laͤngſt entdeckt.
Hier laͤſſt ſich eigentlich des Lichtes Schoͤnheit ſchauen.
O groſſer GOTT! wer weiß noch, wie ſo ſchoͤn
Das Licht, dem der es ſelbſt kann ſehen, anzuſehn.
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