Man kann, wie herrlich und wie schön Des Schöpfers Werck, zu Seinem Preise, So gut in keiner Handlung sehn, Als wann man etwan auf der Reise.
Wie groß, wie viel, wie mancherley Das Heer der Creaturen sey, Giebt ieder Augenblick, im Wechsel, zu verstehn.
Bald zeigen nett befurchte Felder, Bald Lust- und Schatten-reiche Wälder, Hier Gras und Kraut, dort Laub und Blühte, Des Schöpfers Weisheit, Macht und Güte. Hier zeigt ein Berg, und dort ein Thal Geschöpf' und Vorwürff ohne Zahl. Bald wird in bunt beblühmten Wiesen Der, so sie schuff, mit Recht gepriesen. Hier machet eine fette Weide Voll Schaff' und Küh' uns neue Freude. Dort scheint ein Feld voll Korn und Weitzen Zugleich zur Lust und Andacht uns zu reitzen. Hier wird bey einem grünen Hügel, Der klare Bach ein Himmels-Spiegel. Die Erd', indem man fährt, scheint ruckwerts stets zu lauffen, Um gleichsam unserm Blick mit Hauffen Von immer angenehmern Dingen Stets neuen Vorraht zuzubringen.
Hier
Die Reiſe.
Die Reiſe.
Man kann, wie herrlich und wie ſchoͤn Des Schoͤpfers Werck, zu Seinem Preiſe, So gut in keiner Handlung ſehn, Als wann man etwan auf der Reiſe.
Wie groß, wie viel, wie mancherley Das Heer der Creaturen ſey, Giebt ieder Augenblick, im Wechſel, zu verſtehn.
Bald zeigen nett befurchte Felder, Bald Luſt- und Schatten-reiche Waͤlder, Hier Gras und Kraut, dort Laub und Bluͤhte, Des Schoͤpfers Weisheit, Macht und Guͤte. Hier zeigt ein Berg, und dort ein Thal Geſchoͤpf’ und Vorwuͤrff ohne Zahl. Bald wird in bunt bebluͤhmten Wieſen Der, ſo ſie ſchuff, mit Recht geprieſen. Hier machet eine fette Weide Voll Schaff’ und Kuͤh’ uns neue Freude. Dort ſcheint ein Feld voll Korn und Weitzen Zugleich zur Luſt und Andacht uns zu reitzen. Hier wird bey einem gruͤnen Huͤgel, Der klare Bach ein Himmels-Spiegel. Die Erd’, indem man faͤhrt, ſcheint ruckwerts ſtets zu lauffen, Um gleichſam unſerm Blick mit Hauffen Von immer angenehmern Dingen Stets neuen Vorraht zuzubringen.
Hier
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Die Reiſe.
Die Reiſe.
Man kann, wie herrlich und wie ſchoͤn
Des Schoͤpfers Werck, zu Seinem Preiſe,
So gut in keiner Handlung ſehn,
Als wann man etwan auf der Reiſe.
Wie groß, wie viel, wie mancherley
Das Heer der Creaturen ſey,
Giebt ieder Augenblick, im Wechſel, zu verſtehn.
Bald zeigen nett befurchte Felder,
Bald Luſt- und Schatten-reiche Waͤlder,
Hier Gras und Kraut, dort Laub und Bluͤhte,
Des Schoͤpfers Weisheit, Macht und Guͤte.
Hier zeigt ein Berg, und dort ein Thal
Geſchoͤpf’ und Vorwuͤrff ohne Zahl.
Bald wird in bunt bebluͤhmten Wieſen
Der, ſo ſie ſchuff, mit Recht geprieſen.
Hier machet eine fette Weide
Voll Schaff’ und Kuͤh’ uns neue Freude.
Dort ſcheint ein Feld voll Korn und Weitzen
Zugleich zur Luſt und Andacht uns zu reitzen.
Hier wird bey einem gruͤnen Huͤgel,
Der klare Bach ein Himmels-Spiegel.
Die Erd’, indem man faͤhrt, ſcheint ruckwerts ſtets zu
lauffen,
Um gleichſam unſerm Blick mit Hauffen
Von immer angenehmern Dingen
Stets neuen Vorraht zuzubringen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/187>, abgerufen am 22.02.2025.
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