Nothwendiges Lob GOTTES durch mehr als zweene Sinnen.
Unsre Seele hat bisher durch das Ohr, in guten Lehren, Vieles, unserm GOTT zum Ruhm, in der Kirchen können hören. Unsre Seele hat auch noch von der Gottheit Wunder-Wesen Durch das Aug' in vielen Schriften etwas Gutes wol ge- lesen: Aber es ist einmahl Zeit, unser' andre Sinnen auch Dem allgegenwärtgen Schöpfer zum gefälligen Gebrauch Anzuwenden, und der Seelen auch durch sie was zuzuführen, Daß sie, unserm GOTT zu Ehren, möge schmecken, fühlen, spühren.
Denn daß dieses Sein Verlangen, und Sein Endzweck, zeiget Er, Durch die Gabe nicht allein, sondern durch Sein Wort. Wir lesen, Daß wir sehn und fühlen sollen im Geschöpf Sein Göttlichs Wesen: Und beym David: schmeckt und sehet, wie so freundlich GOTT der HERR.
Nacht-
Nothwendiges Lob GOttes ꝛc.
Nothwendiges Lob GOTTES durch mehr als zweene Sinnen.
Unſre Seele hat bisher durch das Ohr, in guten Lehren, Vieles, unſerm GOTT zum Ruhm, in der Kirchen koͤnnen hoͤren. Unſre Seele hat auch noch von der Gottheit Wunder-Weſen Durch das Aug’ in vielen Schriften etwas Gutes wol ge- leſen: Aber es iſt einmahl Zeit, unſer’ andre Sinnen auch Dem allgegenwaͤrtgen Schoͤpfer zum gefaͤlligen Gebrauch Anzuwenden, und der Seelen auch durch ſie was zuzufuͤhren, Daß ſie, unſerm GOTT zu Ehren, moͤge ſchmecken, fuͤhlen, ſpuͤhren.
Denn daß dieſes Sein Verlangen, und Sein Endzweck, zeiget Er, Durch die Gabe nicht allein, ſondern durch Sein Wort. Wir leſen, Daß wir ſehn und fuͤhlen ſollen im Geſchoͤpf Sein Goͤttlichs Weſen: Und beym David: ſchmeckt und ſehet, wie ſo freundlich GOTT der HERR.
Nacht-
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Nothwendiges Lob GOttes ꝛc.
Nothwendiges Lob GOTTES durch
mehr als zweene Sinnen.
Unſre Seele hat bisher durch das Ohr, in guten Lehren,
Vieles, unſerm GOTT zum Ruhm, in der Kirchen
koͤnnen hoͤren.
Unſre Seele hat auch noch von der Gottheit Wunder-Weſen
Durch das Aug’ in vielen Schriften etwas Gutes wol ge-
leſen:
Aber es iſt einmahl Zeit, unſer’ andre Sinnen auch
Dem allgegenwaͤrtgen Schoͤpfer zum gefaͤlligen Gebrauch
Anzuwenden, und der Seelen auch durch ſie was zuzufuͤhren,
Daß ſie, unſerm GOTT zu Ehren, moͤge ſchmecken, fuͤhlen,
ſpuͤhren.
Denn daß dieſes Sein Verlangen, und Sein Endzweck,
zeiget Er,
Durch die Gabe nicht allein, ſondern durch Sein Wort.
Wir leſen,
Daß wir ſehn und fuͤhlen ſollen im Geſchoͤpf Sein Goͤttlichs
Weſen:
Und beym David: ſchmeckt und ſehet, wie ſo freundlich
GOTT der HERR.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/174>, abgerufen am 22.02.2025.
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