Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.
Lieblich lässt es gleicher Weise, wann mit schnell- und regen Schwingen Kleine Vögel auf den Zweigen, die so schlanck und biegsam, fliegen, Sie mit ihrer leichten Last etwas, doch nicht völlig, biegen, Durch die dichte Blätter schlupfen, hüpfen, gauckeln, zwit- schern, springen, Und in ihrer schönen Wohnung, Den, der sie gemacht, be- singen. Wann wir ihre leichte Cörper, ihr so hurtiges bewegen, Jhrer bunten Federn Schmuck, ihrer schlancken Hälse drehn, Jhrer Köpfchen schnelle Wendung, ihrer kleinen Schnäbel regen, Samt der Kehlen gurgelnd zittern, wann sie ämsig singen, sehn, Und ihr lieblichs zwitschern hören; denckt mit Recht ein stiller Geist, Der der Unempfindlichkeit zähen Schlamme sich entreisst: Dieser netten Creatur, der geschwinden Vögel Schaar, Zeigt auf eine neue Weise, wie Du, GOTT, so wunderbar! Noch muß man der Linden-Blühte Zier, und Bildung nicht vergessen, Womit zu gewisser Zeit, dieser Baum sich deckt und schmückt. Wann man dieser Bluhmen Schönheit, Zierde, Farb' und Meng' erblickt; Wann J 3
Lieblich laͤſſt es gleicher Weiſe, wann mit ſchnell- und regen Schwingen Kleine Voͤgel auf den Zweigen, die ſo ſchlanck und biegſam, fliegen, Sie mit ihrer leichten Laſt etwas, doch nicht voͤllig, biegen, Durch die dichte Blaͤtter ſchlupfen, huͤpfen, gauckeln, zwit- ſchern, ſpringen, Und in ihrer ſchoͤnen Wohnung, Den, der ſie gemacht, be- ſingen. Wann wir ihre leichte Coͤrper, ihr ſo hurtiges bewegen, Jhrer bunten Federn Schmuck, ihrer ſchlancken Haͤlſe drehn, Jhrer Koͤpfchen ſchnelle Wendung, ihrer kleinen Schnaͤbel regen, Samt der Kehlen gurgelnd zittern, wann ſie aͤmſig ſingen, ſehn, Und ihr lieblichs zwitſchern hoͤren; denckt mit Recht ein ſtiller Geiſt, Der der Unempfindlichkeit zaͤhen Schlamme ſich entreiſſt: Dieſer netten Creatur, der geſchwinden Voͤgel Schaar, Zeigt auf eine neue Weiſe, wie Du, GOTT, ſo wunderbar! Noch muß man der Linden-Bluͤhte Zier, und Bildung nicht vergeſſen, Womit zu gewiſſer Zeit, dieſer Baum ſich deckt und ſchmuͤckt. Wann man dieſer Bluhmen Schoͤnheit, Zierde, Farb’ und Meng’ erblickt; Wann J 3
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eines Linden-Baums.
Ehe nicht, bis ein Planet, ſonderlich der Mond, den Strahl,
Der ihn trifft, zuruͤcke wirfft, und indem ſein Coͤrper dicht,
Ob er dunckel gleich und finſter, doch das an ihn fall’nde
Licht
Wie die Fliegen, ſichtbar macht.
Lieblich laͤſſt es gleicher Weiſe, wann mit ſchnell- und
regen Schwingen
Kleine Voͤgel auf den Zweigen, die ſo ſchlanck und biegſam,
fliegen,
Sie mit ihrer leichten Laſt etwas, doch nicht voͤllig, biegen,
Durch die dichte Blaͤtter ſchlupfen, huͤpfen, gauckeln, zwit-
ſchern, ſpringen,
Und in ihrer ſchoͤnen Wohnung, Den, der ſie gemacht, be-
ſingen.
Wann wir ihre leichte Coͤrper, ihr ſo hurtiges bewegen,
Jhrer bunten Federn Schmuck, ihrer ſchlancken Haͤlſe drehn,
Jhrer Koͤpfchen ſchnelle Wendung, ihrer kleinen Schnaͤbel
regen,
Samt der Kehlen gurgelnd zittern, wann ſie aͤmſig ſingen,
ſehn,
Und ihr lieblichs zwitſchern hoͤren; denckt mit Recht ein
ſtiller Geiſt,
Der der Unempfindlichkeit zaͤhen Schlamme ſich entreiſſt:
Dieſer netten Creatur, der geſchwinden Voͤgel Schaar,
Zeigt auf eine neue Weiſe, wie Du, GOTT, ſo
wunderbar!
Noch muß man der Linden-Bluͤhte Zier, und Bildung
nicht vergeſſen,
Womit zu gewiſſer Zeit, dieſer Baum ſich deckt und ſchmuͤckt.
Wann man dieſer Bluhmen Schoͤnheit, Zierde, Farb’ und
Meng’ erblickt;
Wann
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