Nach einem heitern Tag, und kühler Abend-Zeit, Brach, voller reinen Heiterkeit, Auch eine kühl' und heitre Nacht, Erleuchtet durch die mannichfache Pracht, Und durch der hellen Sternen Schein, Mit Schatten, die dennoch voll Licht, gemach herein.
Jch stand, und lenckte Blick und Hertz, Mit stillem dencken, Himmel-wärts; Jch senckte mich ins tieffe Meer Des tieffen Raums, doch ohn' Gefahr, hinein; Weil nicht ein Pol-Stern nur, ein gantzes Heer Von Pol-Gestirnen mir, mit ihrem hellen Schein, So mancher Leit-Stern war. Es war die Lufft so heiter und so rein, Daß aller Sternen glimme Schaar Nicht fest, wie sonst an der sapphirnen Bühne, Rein, frey, und fast zu schweben schiene.
Jch sahe, einzeln bald, bald überhaupt sie an, Und ward zwar ebenfalls von ihrem Glantz und Strahl, (Als die man sonder Lust nicht sehen kann) Jedoch für dieses mahl Durch die so stille Majestät Am innigsten gerührt.
O GOTT! rieff ich, Dem ewig Ruhm gebührt, Wo etwas Deine Macht erhöht, So ist es dieser Zug von Deinen Schaaren.
Nun-
Die Stille.
Die Stille.
Nach einem heitern Tag, und kuͤhler Abend-Zeit, Brach, voller reinen Heiterkeit, Auch eine kuͤhl’ und heitre Nacht, Erleuchtet durch die mannichfache Pracht, Und durch der hellen Sternen Schein, Mit Schatten, die dennoch voll Licht, gemach herein.
Jch ſtand, und lenckte Blick und Hertz, Mit ſtillem dencken, Himmel-waͤrts; Jch ſenckte mich ins tieffe Meer Des tieffen Raums, doch ohn’ Gefahr, hinein; Weil nicht ein Pol-Stern nur, ein gantzes Heer Von Pol-Geſtirnen mir, mit ihrem hellen Schein, So mancher Leit-Stern war. Es war die Lufft ſo heiter und ſo rein, Daß aller Sternen glimme Schaar Nicht feſt, wie ſonſt an der ſapphirnen Buͤhne, Rein, frey, und faſt zu ſchweben ſchiene.
Jch ſahe, einzeln bald, bald uͤberhaupt ſie an, Und ward zwar ebenfalls von ihrem Glantz und Strahl, (Als die man ſonder Luſt nicht ſehen kann) Jedoch fuͤr dieſes mahl Durch die ſo ſtille Majeſtaͤt Am innigſten geruͤhrt.
O GOTT! rieff ich, Dem ewig Ruhm gebuͤhrt, Wo etwas Deine Macht erhoͤht, So iſt es dieſer Zug von Deinen Schaaren.
Nun-
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Die Stille.
Die Stille.
Nach einem heitern Tag, und kuͤhler Abend-Zeit,
Brach, voller reinen Heiterkeit,
Auch eine kuͤhl’ und heitre Nacht,
Erleuchtet durch die mannichfache Pracht,
Und durch der hellen Sternen Schein,
Mit Schatten, die dennoch voll Licht, gemach herein.
Jch ſtand, und lenckte Blick und Hertz,
Mit ſtillem dencken, Himmel-waͤrts;
Jch ſenckte mich ins tieffe Meer
Des tieffen Raums, doch ohn’ Gefahr, hinein;
Weil nicht ein Pol-Stern nur, ein gantzes Heer
Von Pol-Geſtirnen mir, mit ihrem hellen Schein,
So mancher Leit-Stern war.
Es war die Lufft ſo heiter und ſo rein,
Daß aller Sternen glimme Schaar
Nicht feſt, wie ſonſt an der ſapphirnen Buͤhne,
Rein, frey, und faſt zu ſchweben ſchiene.
Jch ſahe, einzeln bald, bald uͤberhaupt ſie an,
Und ward zwar ebenfalls von ihrem Glantz und Strahl,
(Als die man ſonder Luſt nicht ſehen kann)
Jedoch fuͤr dieſes mahl
Durch die ſo ſtille Majeſtaͤt
Am innigſten geruͤhrt.
O GOTT! rieff ich, Dem ewig Ruhm gebuͤhrt,
Wo etwas Deine Macht erhoͤht,
So iſt es dieſer Zug von Deinen Schaaren.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/143>, abgerufen am 22.02.2025.
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