Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Was Augen, Zung, Geruch, Gefühl und Ohr gefällt, Was selbst den innern Kern, die Krafft der Seelen, rühret, Dieß zeigt das Schau-Gerüst der neu-entdeckten Welt, Von Deiner Wunder-Hand so lebhaft aufgeführet. Wann Orpheus Harpfen-Klang durch seltne Eigen- schaft, (Wie wol es Fabel-Spiel) die wilde Thiere zähmet; So wird, erregest Du der Elementen Krafft, Der Mensch, als Stein, bewegt, der klugen Witz be- schämet: Voraus, wann Telemann hiebey die Säyten regt, Und sich Sein Zauber-Thon in Deine Lieder menget; Wird alles, was Gehör und Regung hat, bewegt, Und gleichsam Lufft und Fluth, durch Schall und Fall gedrenget. Es ist das Buch der Welt mein stetes Augen-Merck, Seit dem Du, durchs Gehör, die Frühlings-Lust er- neuet. Jch fühle, daß zugleich Dein schönes Wasser-Werck Mich, vom Gewohnheits-Schlaff, durch Aug und Ohr befreyet. Darf ich Dir, Grosser Brocks, Apollo unsrer Zeit, Von meiner Lehr-Begier die Erstlinge entrichten; So nimm dieß, als ein Theil der Danck-Ergebenheit Von meinen zärtlich Dir verbundnen Neigungs- Pflichten. Beym
Was Augen, Zung, Geruch, Gefuͤhl und Ohr gefaͤllt, Was ſelbſt den innern Kern, die Krafft der Seelen, ruͤhret, Dieß zeigt das Schau-Geruͤſt der neu-entdeckten Welt, Von Deiner Wunder-Hand ſo lebhaft aufgefuͤhret. Wann Orpheus Harpfen-Klang durch ſeltne Eigen- ſchaft, (Wie wol es Fabel-Spiel) die wilde Thiere zaͤhmet; So wird, erregeſt Du der Elementen Krafft, Der Menſch, als Stein, bewegt, der klugen Witz be- ſchaͤmet: Voraus, wann Telemann hiebey die Saͤyten regt, Und ſich Sein Zauber-Thon in Deine Lieder menget; Wird alles, was Gehoͤr und Regung hat, bewegt, Und gleichſam Lufft und Fluth, durch Schall und Fall gedrenget. Es iſt das Buch der Welt mein ſtetes Augen-Merck, Seit dem Du, durchs Gehoͤr, die Fruͤhlings-Luſt er- neuet. Jch fuͤhle, daß zugleich Dein ſchoͤnes Waſſer-Werck Mich, vom Gewohnheits-Schlaff, durch Aug und Ohr befreyet. Darf ich Dir, Groſſer Brocks, Apollo unſrer Zeit, Von meiner Lehr-Begier die Erſtlinge entrichten; So nimm dieß, als ein Theil der Danck-Ergebenheit Von meinen zaͤrtlich Dir verbundnen Neigungs- Pflichten. Beym
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0013"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <l>Was Augen, Zung, Geruch, Gefuͤhl und Ohr gefaͤllt,</l><lb/> <l>Was ſelbſt den innern Kern, die Krafft der Seelen,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ruͤhret,</hi> </l><lb/> <l>Dieß zeigt das Schau-Geruͤſt der neu-entdeckten Welt,</l><lb/> <l>Von Deiner Wunder-Hand ſo lebhaft aufgefuͤhret.</l><lb/> <l>Wann <hi rendition="#fr">Orpheus</hi> Harpfen-Klang durch ſeltne Eigen-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſchaft,</hi> </l><lb/> <l>(Wie wol es Fabel-Spiel) die wilde Thiere zaͤhmet;</l><lb/> <l>So wird, erregeſt Du der Elementen Krafft,</l><lb/> <l>Der Menſch, als Stein, bewegt, der klugen Witz be-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſchaͤmet:</hi> </l><lb/> <l>Voraus, wann <hi rendition="#fr">Telemann</hi> hiebey die Saͤyten regt,</l><lb/> <l>Und ſich Sein Zauber-Thon in Deine Lieder menget;</l><lb/> <l>Wird alles, was Gehoͤr und Regung hat, bewegt,</l><lb/> <l>Und gleichſam Lufft und Fluth, durch Schall und Fall</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">gedrenget.</hi> </l><lb/> <l>Es iſt das Buch der Welt mein ſtetes Augen-Merck,</l><lb/> <l>Seit dem Du, durchs Gehoͤr, die Fruͤhlings-Luſt er-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">neuet.</hi> </l><lb/> <l>Jch fuͤhle, daß zugleich Dein ſchoͤnes Waſſer-Werck</l><lb/> <l>Mich, vom Gewohnheits-Schlaff, durch Aug und Ohr</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">befreyet.</hi> </l><lb/> <l>Darf ich Dir, <hi rendition="#fr">Groſſer Brocks, Apollo</hi> unſrer</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Zeit,</hi> </l><lb/> <l>Von meiner Lehr-Begier die Erſtlinge entrichten;</l><lb/> <l>So nimm dieß, als ein Theil der Danck-Ergebenheit</l><lb/> <l>Von meinen zaͤrtlich Dir verbundnen Neigungs-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Pflichten.</hi> </l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Beym</fw><lb/> </lg> </div> </front> </text> </TEI> [0013]
Was Augen, Zung, Geruch, Gefuͤhl und Ohr gefaͤllt,
Was ſelbſt den innern Kern, die Krafft der Seelen,
ruͤhret,
Dieß zeigt das Schau-Geruͤſt der neu-entdeckten Welt,
Von Deiner Wunder-Hand ſo lebhaft aufgefuͤhret.
Wann Orpheus Harpfen-Klang durch ſeltne Eigen-
ſchaft,
(Wie wol es Fabel-Spiel) die wilde Thiere zaͤhmet;
So wird, erregeſt Du der Elementen Krafft,
Der Menſch, als Stein, bewegt, der klugen Witz be-
ſchaͤmet:
Voraus, wann Telemann hiebey die Saͤyten regt,
Und ſich Sein Zauber-Thon in Deine Lieder menget;
Wird alles, was Gehoͤr und Regung hat, bewegt,
Und gleichſam Lufft und Fluth, durch Schall und Fall
gedrenget.
Es iſt das Buch der Welt mein ſtetes Augen-Merck,
Seit dem Du, durchs Gehoͤr, die Fruͤhlings-Luſt er-
neuet.
Jch fuͤhle, daß zugleich Dein ſchoͤnes Waſſer-Werck
Mich, vom Gewohnheits-Schlaff, durch Aug und Ohr
befreyet.
Darf ich Dir, Groſſer Brocks, Apollo unſrer
Zeit,
Von meiner Lehr-Begier die Erſtlinge entrichten;
So nimm dieß, als ein Theil der Danck-Ergebenheit
Von meinen zaͤrtlich Dir verbundnen Neigungs-
Pflichten.
Beym
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |