Sollte man ja dieses billig überlegen, es erkennen, Und, bey unsrer Cörper Lust, auch der Seel' ein Labsal gönnen, Daß sie ein entferntes Ubel, und die gegenwärtge Lust, Durch vernünftigs Uberlegen, als ein doppelt Glück be- trachte, Und die Wunder unsers Schöpfers denck- und danckens- würdig achte.
Sollte sie, wenn sanfte Lüffte so geschäfftig üm sie fliegen, Jhr daraus entspriessendes zugeeignetes Vergnügen, Dem, der alles ihr geschencket, nicht in einem frohen dencken, Daß Er mächtig, weis' und liebreich, gleichsam wiede- rüm zu schencken, Und in Danck-erfüllter Brust ihm zum Lob' und Dienst zu leben, Bey gedämpften Leidenschaften, sich nach Möglichkeit be- streben? Billig solten wir mit Freuden, fast bey iedem Athem-ziehn, Den, der solche Lust uns gönnet, zu erheben uns bemühn.
Mond-
F 2
Laue Luͤffte.
Sollte man ja dieſes billig uͤberlegen, es erkennen, Und, bey unſrer Coͤrper Luſt, auch der Seel’ ein Labſal goͤnnen, Daß ſie ein entferntes Ubel, und die gegenwaͤrtge Luſt, Durch vernuͤnftigs Uberlegen, als ein doppelt Gluͤck be- trachte, Und die Wunder unſers Schoͤpfers denck- und danckens- wuͤrdig achte.
Sollte ſie, wenn ſanfte Luͤffte ſo geſchaͤfftig uͤm ſie fliegen, Jhr daraus entſprieſſendes zugeeignetes Vergnuͤgen, Dem, der alles ihr geſchencket, nicht in einem frohen dencken, Daß Er maͤchtig, weiſ’ und liebreich, gleichſam wiede- ruͤm zu ſchencken, Und in Danck-erfuͤllter Bruſt ihm zum Lob’ und Dienſt zu leben, Bey gedaͤmpften Leidenſchaften, ſich nach Moͤglichkeit be- ſtreben? Billig ſolten wir mit Freuden, faſt bey iedem Athem-ziehn, Den, der ſolche Luſt uns goͤnnet, zu erheben uns bemuͤhn.
Mond-
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Laue Luͤffte.
Sollte man ja dieſes billig uͤberlegen, es erkennen,
Und, bey unſrer Coͤrper Luſt, auch der Seel’ ein Labſal
goͤnnen,
Daß ſie ein entferntes Ubel, und die gegenwaͤrtge Luſt,
Durch vernuͤnftigs Uberlegen, als ein doppelt Gluͤck be-
trachte,
Und die Wunder unſers Schoͤpfers denck- und danckens-
wuͤrdig achte.
Sollte ſie, wenn ſanfte Luͤffte ſo geſchaͤfftig uͤm ſie fliegen,
Jhr daraus entſprieſſendes zugeeignetes Vergnuͤgen,
Dem, der alles ihr geſchencket, nicht in einem frohen dencken,
Daß Er maͤchtig, weiſ’ und liebreich, gleichſam wiede-
ruͤm zu ſchencken,
Und in Danck-erfuͤllter Bruſt ihm zum Lob’ und Dienſt zu
leben,
Bey gedaͤmpften Leidenſchaften, ſich nach Moͤglichkeit be-
ſtreben?
Billig ſolten wir mit Freuden, faſt bey iedem Athem-ziehn,
Den, der ſolche Luſt uns goͤnnet, zu erheben uns bemuͤhn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/115>, abgerufen am 23.07.2024.
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