Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von GOTT.
Hat ER zugleich den Stoff gemacht,
Der in die Ordnung wird gebracht.
Nur ER ist alles, ER allein
Kan alles; Jn JHM seyn,
Jm Stande der Vergänglichkeiten,
Vereint unendliche Vollkommenheiten:
Die durch JHN selbst, ohn' Ende, sonder Zeit,
Gekrönet sind mit ew'ger Seeligkeit.


Dies ist nun unser Grund. Ein erstes Seyn, ein Geist,
Ein GOTT, Der immer währt, Der nie entstand,
Der allenthalben würckt, Sich allenthalben weis't,
Und welcher nirgend unbekannt.


Von allen Vor-Urtheilen frey
Wird die Vernunfft nun ferner nicht begehren,
Ohn'allen Nutzen, zu erklären
Was eigentlich ein blind Verhängniß sey.
Was heiss't Verhängniß sonst? Ein Wort, das uns verführt.
Zwar ist es wahr, daß eine Ursach immer
Ein' andere berührt,
Die eine trifft, es fehlet nimmer,
Die, so ihr folgt. Allein,
Geht man beständig fort; so führet diese Kette
Uns endlich doch zuletzt zu einem Ersten Seyn,
So sie zuerst bewegt: Wodurch die Welt entstunde:
Und also geht der Schluß der Stoiker zu Grunde.
Der
E
Von GOTT.
Hat ER zugleich den Stoff gemacht,
Der in die Ordnung wird gebracht.
Nur ER iſt alles, ER allein
Kan alles; Jn JHM ſeyn,
Jm Stande der Vergaͤnglichkeiten,
Vereint unendliche Vollkommenheiten:
Die durch JHN ſelbſt, ohn’ Ende, ſonder Zeit,
Gekroͤnet ſind mit ew’ger Seeligkeit.


Dies iſt nun unſer Grund. Ein erſtes Seyn, ein Geiſt,
Ein GOTT, Der immer waͤhrt, Der nie entſtand,
Der allenthalben wuͤrckt, Sich allenthalben weiſ’t,
Und welcher nirgend unbekannt.


Von allen Vor-Urtheilen frey
Wird die Vernunfft nun ferner nicht begehren,
Ohn’allen Nutzen, zu erklaͤren
Was eigentlich ein blind Verhaͤngniß ſey.
Was heiſſ’t Verhaͤngniß ſonſt? Ein Wort, das uns verfuͤhrt.
Zwar iſt es wahr, daß eine Urſach immer
Ein’ andere beruͤhrt,
Die eine trifft, es fehlet nimmer,
Die, ſo ihr folgt. Allein,
Geht man beſtaͤndig fort; ſo fuͤhret dieſe Kette
Uns endlich doch zuletzt zu einem Erſten Seyn,
So ſie zuerſt bewegt: Wodurch die Welt entſtunde:
Und alſo geht der Schluß der Stoiker zu Grunde.
Der
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0095" n="65"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von GOTT.</hi> </fw><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Hat ER zugleich den Stoff gemacht,</l><lb/>
                <l>Der in die Ordnung wird gebracht.</l><lb/>
                <l>Nur ER <hi rendition="#fr">i&#x017F;t alles,</hi> ER allein</l><lb/>
                <l>Kan alles; Jn JHM &#x017F;eyn,</l><lb/>
                <l>Jm Stande der Verga&#x0364;nglichkeiten,</l><lb/>
                <l>Vereint unendliche Vollkommenheiten:</l><lb/>
                <l>Die durch JHN &#x017F;elb&#x017F;t, ohn&#x2019; Ende, &#x017F;onder Zeit,</l><lb/>
                <l>Gekro&#x0364;net &#x017F;ind mit ew&#x2019;ger Seeligkeit.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>ies i&#x017F;t nun un&#x017F;er Grund. Ein <hi rendition="#fr">er&#x017F;tes Seyn,</hi> ein <hi rendition="#fr">Gei&#x017F;t,</hi></l><lb/>
                <l>Ein GOTT, <hi rendition="#fr">Der</hi> immer wa&#x0364;hrt, <hi rendition="#fr">Der</hi> nie ent&#x017F;tand,</l><lb/>
                <l><hi rendition="#fr">Der</hi> allenthalben wu&#x0364;rckt, <hi rendition="#fr">Sich</hi> allenthalben wei&#x017F;&#x2019;t,</l><lb/>
                <l>Und welcher nirgend unbekannt.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">V</hi>on allen Vor-Urtheilen frey</l><lb/>
                <l>Wird die Vernunfft nun ferner nicht begehren,</l><lb/>
                <l>Ohn&#x2019;allen Nutzen, zu erkla&#x0364;ren</l><lb/>
                <l>Was eigentlich ein <hi rendition="#fr">blind Verha&#x0364;ngniß</hi> &#x017F;ey.</l><lb/>
                <l>Was hei&#x017F;&#x017F;&#x2019;t Verha&#x0364;ngniß &#x017F;on&#x017F;t? Ein Wort, das uns verfu&#x0364;hrt.</l><lb/>
                <l>Zwar i&#x017F;t es wahr, daß eine Ur&#x017F;ach immer</l><lb/>
                <l>Ein&#x2019; andere beru&#x0364;hrt,</l><lb/>
                <l>Die eine trifft, es fehlet nimmer,</l><lb/>
                <l>Die, &#x017F;o ihr folgt. Allein,</l><lb/>
                <l>Geht man be&#x017F;ta&#x0364;ndig fort; &#x017F;o fu&#x0364;hret die&#x017F;e Kette</l><lb/>
                <l>Uns endlich doch zuletzt zu einem <hi rendition="#fr">Er&#x017F;ten Seyn,</hi></l><lb/>
                <l>So &#x017F;ie zuer&#x017F;t bewegt: Wodurch die Welt ent&#x017F;tunde:</l><lb/>
                <l>Und al&#x017F;o geht der Schluß der Stoiker zu Grunde.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">E</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0095] Von GOTT. Hat ER zugleich den Stoff gemacht, Der in die Ordnung wird gebracht. Nur ER iſt alles, ER allein Kan alles; Jn JHM ſeyn, Jm Stande der Vergaͤnglichkeiten, Vereint unendliche Vollkommenheiten: Die durch JHN ſelbſt, ohn’ Ende, ſonder Zeit, Gekroͤnet ſind mit ew’ger Seeligkeit. Dies iſt nun unſer Grund. Ein erſtes Seyn, ein Geiſt, Ein GOTT, Der immer waͤhrt, Der nie entſtand, Der allenthalben wuͤrckt, Sich allenthalben weiſ’t, Und welcher nirgend unbekannt. Von allen Vor-Urtheilen frey Wird die Vernunfft nun ferner nicht begehren, Ohn’allen Nutzen, zu erklaͤren Was eigentlich ein blind Verhaͤngniß ſey. Was heiſſ’t Verhaͤngniß ſonſt? Ein Wort, das uns verfuͤhrt. Zwar iſt es wahr, daß eine Urſach immer Ein’ andere beruͤhrt, Die eine trifft, es fehlet nimmer, Die, ſo ihr folgt. Allein, Geht man beſtaͤndig fort; ſo fuͤhret dieſe Kette Uns endlich doch zuletzt zu einem Erſten Seyn, So ſie zuerſt bewegt: Wodurch die Welt entſtunde: Und alſo geht der Schluß der Stoiker zu Grunde. Der E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/95
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/95>, abgerufen am 27.11.2024.