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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

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Von GOTT.


Dieß ist der grosse Punet und Vorwurff aller Weisen.
Man muß, will man zu Jhm sich in die Höhe ziehn,
Erwegt man das Geschöpff, darinn den Schöpffer preisen.
GOTT zeigt sich überall, und alles zeiget Jhn.
Man mag den Geist, man mag was cörperlichs ergründen;
Ein Schöpffer, der ein Geist, ist überall zu finden.


Ohn dieses Höchste Gut kan niemand sich erkennen.
Jch, der ich weiß: ich sey; Bin ich, der mich gemacht?
Kan die Materie sich meinen Schöpffer nennen?
Bin ich durch sie hervor gebracht,
Da sie sich selbst ja nimmer reget?
Jch find, ich sey ein Geist: Der Geist kennt, er erweget.
Dieß ist mein wahres Seyn. Wer giebt es mir?
Kan es formiret seyn vom blinden Ohngefehr?
Kommt's nicht von einem Geist, und weisem Wesen her?
Durch welchen groben Schluß und Jrrthum ziehen wir
Den Geist aus der Materie herfür?
Wer kan das Wesen doch den Geistern, welche dencken,
Sonst, als ein Mächtigstes, Allweises Wesen, schencken?


ER ist. Der's Wesen gibt, muß selbst ein Wesen haben.
Das Ew'ge Seyn, so unser Seyn gemacht,
Derjenige, wodurch ich bin hervor gebracht
Und dessen Gaben,
Mein Seyn und Wesen bloß allein;
Muß selber ja nothwendig seyn.
Er ist ein Geist, ER ist der Höchste Geist.
Jch dencke. Dieß geschicht durch JHR, und dieß ist wahr,
Da ER sich unserm Geist so offenbar
So augenscheinlich weist.
Von Ewigkeit
Muß was gewesen seyn. Wär eine Zeit,
Jn welcher nichts war, je vorhanden,
Wie
Von GOTT.


Dieß iſt der groſſe Punet und Vorwurff aller Weiſen.
Man muß, will man zu Jhm ſich in die Hoͤhe ziehn,
Erwegt man das Geſchoͤpff, darinn den Schoͤpffer preiſen.
GOTT zeigt ſich uͤberall, und alles zeiget Jhn.
Man mag den Geiſt, man mag was coͤrperlichs ergruͤnden;
Ein Schoͤpffer, der ein Geiſt, iſt uͤberall zu finden.


Ohn dieſes Hoͤchſte Gut kan niemand ſich erkennen.
Jch, der ich weiß: ich ſey; Bin ich, der mich gemacht?
Kan die Materie ſich meinen Schoͤpffer nennen?
Bin ich durch ſie hervor gebracht,
Da ſie ſich ſelbſt ja nimmer reget?
Jch find, ich ſey ein Geiſt: Der Geiſt kennt, er erweget.
Dieß iſt mein wahres Seyn. Wer giebt es mir?
Kan es formiret ſeyn vom blinden Ohngefehr?
Kommt’s nicht von einem Geiſt, und weiſem Weſen her?
Durch welchen groben Schluß und Jrrthum ziehen wir
Den Geiſt aus der Materie herfuͤr?
Wer kan das Weſen doch den Geiſtern, welche dencken,
Sonſt, als ein Maͤchtigſtes, Allweiſes Weſen, ſchencken?


ER iſt. Der’s Weſen gibt, muß ſelbſt ein Weſen haben.
Das Ew’ge Seyn, ſo unſer Seyn gemacht,
Derjenige, wodurch ich bin hervor gebracht
Und deſſen Gaben,
Mein Seyn und Weſen bloß allein;
Muß ſelber ja nothwendig ſeyn.
Er iſt ein Geiſt, ER iſt der Hoͤchſte Geiſt.
Jch dencke. Dieß geſchicht durch JHR, und dieß iſt wahr,
Da ER ſich unſerm Geiſt ſo offenbar
So augenſcheinlich weiſt.
Von Ewigkeit
Muß was geweſen ſeyn. Waͤr eine Zeit,
Jn welcher nichts war, je vorhanden,
Wie
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[47/0077] Von GOTT. Dieß iſt der groſſe Punet und Vorwurff aller Weiſen. Man muß, will man zu Jhm ſich in die Hoͤhe ziehn, Erwegt man das Geſchoͤpff, darinn den Schoͤpffer preiſen. GOTT zeigt ſich uͤberall, und alles zeiget Jhn. Man mag den Geiſt, man mag was coͤrperlichs ergruͤnden; Ein Schoͤpffer, der ein Geiſt, iſt uͤberall zu finden. Ohn dieſes Hoͤchſte Gut kan niemand ſich erkennen. Jch, der ich weiß: ich ſey; Bin ich, der mich gemacht? Kan die Materie ſich meinen Schoͤpffer nennen? Bin ich durch ſie hervor gebracht, Da ſie ſich ſelbſt ja nimmer reget? Jch find, ich ſey ein Geiſt: Der Geiſt kennt, er erweget. Dieß iſt mein wahres Seyn. Wer giebt es mir? Kan es formiret ſeyn vom blinden Ohngefehr? Kommt’s nicht von einem Geiſt, und weiſem Weſen her? Durch welchen groben Schluß und Jrrthum ziehen wir Den Geiſt aus der Materie herfuͤr? Wer kan das Weſen doch den Geiſtern, welche dencken, Sonſt, als ein Maͤchtigſtes, Allweiſes Weſen, ſchencken? ER iſt. Der’s Weſen gibt, muß ſelbſt ein Weſen haben. Das Ew’ge Seyn, ſo unſer Seyn gemacht, Derjenige, wodurch ich bin hervor gebracht Und deſſen Gaben, Mein Seyn und Weſen bloß allein; Muß ſelber ja nothwendig ſeyn. Er iſt ein Geiſt, ER iſt der Hoͤchſte Geiſt. Jch dencke. Dieß geſchicht durch JHR, und dieß iſt wahr, Da ER ſich unſerm Geiſt ſo offenbar So augenſcheinlich weiſt. Von Ewigkeit Muß was geweſen ſeyn. Waͤr eine Zeit, Jn welcher nichts war, je vorhanden, Wie

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/77>, abgerufen am 04.12.2024.