Wann ich offtermals mit andern selber Schnupff-To- back genommen, Bin ich je zuweilen wol auf die Gedancken kommen: Was für Ursach uns doch treibe, zum Vergnügen, Staub zu wehlen? Man erkaufft ihn, trägt ihn bey sich, braucht ihn öffters, reicht ihn gar, Aus gantz seltner Höflichkeit, ungefodert andern dar.
Ja, was wunderns wehrt, man nahet ihn zum Hirn, dem Sitz der Seelen: Necht, als suche man mit ihm den Verstand selbst zu vermählen. Scheint es nicht, als wenn der Trieb uns dadurch erinnern wolle, Daß die Seele diese Wahrheit öffters überlegen solle: Lieber Mensch, du selber bist Staub, und stammest aus der Erden, Wirst auch, eh' du dichs versiehst, wieder Staub und Er- den werden?
Schluß
Gedancken auf den Schnupff- Toback.
Wann ich offtermals mit andern ſelber Schnupff-To- back genommen, Bin ich je zuweilen wol auf die Gedancken kommen: Was fuͤr Urſach uns doch treibe, zum Vergnuͤgen, Staub zu wehlen? Man erkaufft ihn, traͤgt ihn bey ſich, braucht ihn oͤffters, reicht ihn gar, Aus gantz ſeltner Hoͤflichkeit, ungefodert andern dar.
Ja, was wunderns wehrt, man nahet ihn zum Hirn, dem Sitz der Seelen: Necht, als ſuche man mit ihm den Verſtand ſelbſt zu vermaͤhlen. Scheint es nicht, als wenn der Trieb uns dadurch erinnern wolle, Daß die Seele dieſe Wahrheit oͤffters uͤberlegen ſolle: Lieber Menſch, du ſelber biſt Staub, und ſtammeſt aus der Erden, Wirſt auch, eh’ du dichs verſiehſt, wieder Staub und Er- den werden?
Schluß
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0733"n="703"/><divn="2"><head>Gedancken auf den Schnupff-<lb/>
Toback.</head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">W</hi>ann ich offtermals mit andern ſelber Schnupff-To-</l><lb/><l><hirendition="#et">back genommen,</hi></l><lb/><l>Bin ich je zuweilen wol auf die Gedancken kommen:</l><lb/><l>Was fuͤr Urſach uns doch treibe, zum Vergnuͤgen, Staub</l><lb/><l><hirendition="#et">zu wehlen?</hi></l><lb/><l>Man erkaufft ihn, traͤgt ihn bey ſich, braucht ihn oͤffters,</l><lb/><l><hirendition="#et">reicht ihn gar,</hi></l><lb/><l>Aus gantz ſeltner Hoͤflichkeit, ungefodert andern dar.</l></lg><lb/><lgtype="poem"><l>Ja, was wunderns wehrt, man nahet ihn zum Hirn, dem</l><lb/><l><hirendition="#et">Sitz der Seelen:</hi></l><lb/><l>Necht, als ſuche man mit ihm den Verſtand ſelbſt zu vermaͤhlen.</l><lb/><l>Scheint es nicht, als wenn der Trieb uns dadurch erinnern</l><lb/><l><hirendition="#et">wolle,</hi></l><lb/><l>Daß die Seele dieſe Wahrheit oͤffters uͤberlegen ſolle:</l><lb/><l><hirendition="#fr">Lieber Menſch, du ſelber biſt Staub, und ſtammeſt aus der<lb/><hirendition="#et">Erden,</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#et">Wirſt auch, eh’ du dichs verſiehſt, wieder Staub und Er-<lb/><hirendition="#et">den werden?</hi></hi></l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schluß</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[703/0733]
Gedancken auf den Schnupff-
Toback.
Wann ich offtermals mit andern ſelber Schnupff-To-
back genommen,
Bin ich je zuweilen wol auf die Gedancken kommen:
Was fuͤr Urſach uns doch treibe, zum Vergnuͤgen, Staub
zu wehlen?
Man erkaufft ihn, traͤgt ihn bey ſich, braucht ihn oͤffters,
reicht ihn gar,
Aus gantz ſeltner Hoͤflichkeit, ungefodert andern dar.
Ja, was wunderns wehrt, man nahet ihn zum Hirn, dem
Sitz der Seelen:
Necht, als ſuche man mit ihm den Verſtand ſelbſt zu vermaͤhlen.
Scheint es nicht, als wenn der Trieb uns dadurch erinnern
wolle,
Daß die Seele dieſe Wahrheit oͤffters uͤberlegen ſolle:
Lieber Menſch, du ſelber biſt Staub, und ſtammeſt aus der
Erden,
Wirſt auch, eh’ du dichs verſiehſt, wieder Staub und Er-
den werden?
Schluß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/733>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.