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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

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Befürchte nicht, daß sich dadurch dein Glück versäume,
Du denckest nicht daran, daß man im Schlaf auch träume.
"Sprich nicht, was Träumerey, es ist ein leichter Schaum
"So eitel und so leer nicht einst, als wie ein Traum.
Nein, dencke besser nach: es fasst ja dein Verstand
Nicht, was die Träume sind.
Dir ist, wie ihre Quell, ihr Wesen unbekannt,
Doch magst du, was du willt, von Träumen meynen;
So wirst du hoffentlich doch dieses nicht verneinen,
Daß unsre Seel' im Traum, Beängstigung und Freude,
Vergnügen und Verdruß verspür', empfind' und leide.
Jn welch empfindliches Vergnügen kann uns nicht
Ein angenehmer Traum versetzen!
Kein würckliches Ergötzen
Durchdringt die Seele so. Ein solches Freuden-Licht,
Als wie uns offt im Traum bestrahlet,
Bestrahlt uns wachend nie. Ein überirdisch Wesen
Wird uns im Traum bisweilen vorgemahlet,
Zumahl, wenn unser Leib durch Kranckheit abgezehrt
Die zur Gesundheit dient, nun anfängt zu genesen,
Und die Gefahr entweicht und aufgehört,
Der Kranckheit-Wust verjagt, vertrieben, ausgeführt,
Die Seele, da der Feind besieget, triumphiert.
Hiedurch nun, da das Blut aufs neue circuliert;
Wird Cörper, Seel und Geist aufs lieblichste gerührt,
Und inniglich erfrischt, erquickt, ja fast verklärt:
Es wird auf solche Art der Seelen
Ein überschwengliches Vergnügen nimmer fehlen.
Nur liegt es bloß daran; ein solches Träumen währt
Nur gar zu kurtze Zeit.
Des laugen Schlaffs, des Todes Traum hingegen,
Wird
Befuͤrchte nicht, daß ſich dadurch dein Gluͤck verſaͤume,
Du denckeſt nicht daran, daß man im Schlaf auch traͤume.
„Sprich nicht, was Traͤumerey, es iſt ein leichter Schaum
„So eitel und ſo leer nicht einſt, als wie ein Traum.
Nein, dencke beſſer nach: es faſſt ja dein Verſtand
Nicht, was die Traͤume ſind.
Dir iſt, wie ihre Quell, ihr Weſen unbekannt,
Doch magſt du, was du willt, von Traͤumen meynen;
So wirſt du hoffentlich doch dieſes nicht verneinen,
Daß unſre Seel’ im Traum, Beaͤngſtigung und Freude,
Vergnuͤgen und Verdruß verſpuͤr’, empfind’ und leide.
Jn welch empfindliches Vergnuͤgen kann uns nicht
Ein angenehmer Traum verſetzen!
Kein wuͤrckliches Ergoͤtzen
Durchdringt die Seele ſo. Ein ſolches Freuden-Licht,
Als wie uns offt im Traum beſtrahlet,
Beſtrahlt uns wachend nie. Ein uͤberirdiſch Weſen
Wird uns im Traum bisweilen vorgemahlet,
Zumahl, wenn unſer Leib durch Kranckheit abgezehrt
Die zur Geſundheit dient, nun anfaͤngt zu geneſen,
Und die Gefahr entweicht und aufgehoͤrt,
Der Kranckheit-Wuſt verjagt, vertrieben, ausgefuͤhrt,
Die Seele, da der Feind beſieget, triumphiert.
Hiedurch nun, da das Blut aufs neue circuliert;
Wird Coͤrper, Seel und Geiſt aufs lieblichſte geruͤhrt,
Und inniglich erfriſcht, erquickt, ja faſt verklaͤrt:
Es wird auf ſolche Art der Seelen
Ein uͤberſchwengliches Vergnuͤgen nimmer fehlen.
Nur liegt es bloß daran; ein ſolches Traͤumen waͤhrt
Nur gar zu kurtze Zeit.
Des laugen Schlaffs, des Todes Traum hingegen,
Wird
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[676/0706] Befuͤrchte nicht, daß ſich dadurch dein Gluͤck verſaͤume, Du denckeſt nicht daran, daß man im Schlaf auch traͤume. „Sprich nicht, was Traͤumerey, es iſt ein leichter Schaum „So eitel und ſo leer nicht einſt, als wie ein Traum. Nein, dencke beſſer nach: es faſſt ja dein Verſtand Nicht, was die Traͤume ſind. Dir iſt, wie ihre Quell, ihr Weſen unbekannt, Doch magſt du, was du willt, von Traͤumen meynen; So wirſt du hoffentlich doch dieſes nicht verneinen, Daß unſre Seel’ im Traum, Beaͤngſtigung und Freude, Vergnuͤgen und Verdruß verſpuͤr’, empfind’ und leide. Jn welch empfindliches Vergnuͤgen kann uns nicht Ein angenehmer Traum verſetzen! Kein wuͤrckliches Ergoͤtzen Durchdringt die Seele ſo. Ein ſolches Freuden-Licht, Als wie uns offt im Traum beſtrahlet, Beſtrahlt uns wachend nie. Ein uͤberirdiſch Weſen Wird uns im Traum bisweilen vorgemahlet, Zumahl, wenn unſer Leib durch Kranckheit abgezehrt Die zur Geſundheit dient, nun anfaͤngt zu geneſen, Und die Gefahr entweicht und aufgehoͤrt, Der Kranckheit-Wuſt verjagt, vertrieben, ausgefuͤhrt, Die Seele, da der Feind beſieget, triumphiert. Hiedurch nun, da das Blut aufs neue circuliert; Wird Coͤrper, Seel und Geiſt aufs lieblichſte geruͤhrt, Und inniglich erfriſcht, erquickt, ja faſt verklaͤrt: Es wird auf ſolche Art der Seelen Ein uͤberſchwengliches Vergnuͤgen nimmer fehlen. Nur liegt es bloß daran; ein ſolches Traͤumen waͤhrt Nur gar zu kurtze Zeit. Des laugen Schlaffs, des Todes Traum hingegen, Wird

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/706>, abgerufen am 22.11.2024.