Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein etwas, welches uns nicht unbegreifflich, finde.
Jch werde gleichsam, als entzückt!
Mich überschüttet Freud und Wonne,
Wenn aus der Pracht von unsrer Welt,
Und aus der Schönheit einer Sonne,
Mein Geist sich fürgestellt:
Wie tausend Millionen Erden,
Von unterschiedner Pracht und Grösse,
Mir so viel herrliche Gefässe,
Voll Majestät des Schöpffers, werden.
Wenn nichts von einem seel'gen Leben
Mir einigen Begriff sonst fähig wär zu geben;
So würde dieses gantz allein
Schon einigen Begriff von der Vollkommenheit
Des Schöpffers, und zugleich von einer Seeligkeit,
Mir zu erwecken, kräfftig seyn.
Geliebte Leser! Stellt mit mir
Euch doch einst in Gedancken für,
Ob es nicht herrlich sey, als wie ein Strahl
Sich auf einmahl,
Von einer Welt zur andern hin zu schwingen,
Und da die Göttlichen Befehle
Als Sein Gesandter zu vollbringen.
O höchst beglückt-o dreymahl seel'ge Seele!
Was wirst du sehn? was wirst du finden?
Wie unbegreifflich wird der Unterscheid,
Von Pracht, von Anmuth, Herrlichkeit,
Von Wundern, von Gestalten, von Figuren
Der ungezählten Creaturen,
Was vor ein Reichthum doch von Farben, Licht und Schein,
Ja
Ein etwas, welches uns nicht unbegreifflich, finde.
Jch werde gleichſam, als entzuͤckt!
Mich uͤberſchuͤttet Freud und Wonne,
Wenn aus der Pracht von unſrer Welt,
Und aus der Schoͤnheit einer Sonne,
Mein Geiſt ſich fuͤrgeſtellt:
Wie tauſend Millionen Erden,
Von unterſchiedner Pracht und Groͤſſe,
Mir ſo viel herrliche Gefaͤſſe,
Voll Majeſtaͤt des Schoͤpffers, werden.
Wenn nichts von einem ſeel’gen Leben
Mir einigen Begriff ſonſt faͤhig waͤr zu geben;
So wuͤrde dieſes gantz allein
Schon einigen Begriff von der Vollkommenheit
Des Schoͤpffers, und zugleich von einer Seeligkeit,
Mir zu erwecken, kraͤfftig ſeyn.
Geliebte Leſer! Stellt mit mir
Euch doch einſt in Gedancken fuͤr,
Ob es nicht herrlich ſey, als wie ein Strahl
Sich auf einmahl,
Von einer Welt zur andern hin zu ſchwingen,
Und da die Goͤttlichen Befehle
Als Sein Geſandter zu vollbringen.
O hoͤchſt begluͤckt-o dreymahl ſeel’ge Seele!
Was wirſt du ſehn? was wirſt du finden?
Wie unbegreifflich wird der Unterſcheid,
Von Pracht, von Anmuth, Herrlichkeit,
Von Wundern, von Geſtalten, von Figuren
Der ungezaͤhlten Creaturen,
Was vor ein Reichthum doch von Farben, Licht und Schein,
Ja
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0682" n="652"/>
            <l>Ein etwas, welches uns nicht unbegreifflich, finde.</l><lb/>
            <l>Jch werde gleich&#x017F;am, als entzu&#x0364;ckt!</l><lb/>
            <l>Mich u&#x0364;ber&#x017F;chu&#x0364;ttet Freud und Wonne,</l><lb/>
            <l>Wenn aus der Pracht von un&#x017F;rer Welt,</l><lb/>
            <l>Und aus der Scho&#x0364;nheit einer Sonne,</l><lb/>
            <l>Mein Gei&#x017F;t &#x017F;ich fu&#x0364;rge&#x017F;tellt:</l><lb/>
            <l>Wie tau&#x017F;end Millionen Erden,</l><lb/>
            <l>Von unter&#x017F;chiedner Pracht und Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Mir &#x017F;o viel herrliche Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Voll Maje&#x017F;ta&#x0364;t des Scho&#x0364;pffers, werden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wenn nichts von einem &#x017F;eel&#x2019;gen Leben</l><lb/>
            <l>Mir einigen Begriff &#x017F;on&#x017F;t fa&#x0364;hig wa&#x0364;r zu geben;</l><lb/>
            <l>So wu&#x0364;rde die&#x017F;es gantz allein</l><lb/>
            <l>Schon einigen Begriff von der Vollkommenheit</l><lb/>
            <l>Des Scho&#x0364;pffers, und zugleich von einer Seeligkeit,</l><lb/>
            <l>Mir zu erwecken, kra&#x0364;fftig &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#fr">Geliebte Le&#x017F;er!</hi> Stellt mit mir</l><lb/>
            <l>Euch doch ein&#x017F;t in Gedancken fu&#x0364;r,</l><lb/>
            <l>Ob es nicht herrlich &#x017F;ey, als wie ein Strahl</l><lb/>
            <l>Sich auf einmahl,</l><lb/>
            <l>Von einer Welt zur andern hin zu &#x017F;chwingen,</l><lb/>
            <l>Und da die Go&#x0364;ttlichen Befehle</l><lb/>
            <l>Als Sein Ge&#x017F;andter zu vollbringen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>O ho&#x0364;ch&#x017F;t beglu&#x0364;ckt-o dreymahl &#x017F;eel&#x2019;ge Seele!</l><lb/>
            <l>Was wir&#x017F;t du &#x017F;ehn? was wir&#x017F;t du finden?</l><lb/>
            <l>Wie unbegreifflich wird der Unter&#x017F;cheid,</l><lb/>
            <l>Von Pracht, von Anmuth, Herrlichkeit,</l><lb/>
            <l>Von Wundern, von Ge&#x017F;talten, von Figuren</l><lb/>
            <l>Der ungeza&#x0364;hlten Creaturen,</l><lb/>
            <l>Was vor ein Reichthum doch von Farben, Licht und Schein,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ja</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[652/0682] Ein etwas, welches uns nicht unbegreifflich, finde. Jch werde gleichſam, als entzuͤckt! Mich uͤberſchuͤttet Freud und Wonne, Wenn aus der Pracht von unſrer Welt, Und aus der Schoͤnheit einer Sonne, Mein Geiſt ſich fuͤrgeſtellt: Wie tauſend Millionen Erden, Von unterſchiedner Pracht und Groͤſſe, Mir ſo viel herrliche Gefaͤſſe, Voll Majeſtaͤt des Schoͤpffers, werden. Wenn nichts von einem ſeel’gen Leben Mir einigen Begriff ſonſt faͤhig waͤr zu geben; So wuͤrde dieſes gantz allein Schon einigen Begriff von der Vollkommenheit Des Schoͤpffers, und zugleich von einer Seeligkeit, Mir zu erwecken, kraͤfftig ſeyn. Geliebte Leſer! Stellt mit mir Euch doch einſt in Gedancken fuͤr, Ob es nicht herrlich ſey, als wie ein Strahl Sich auf einmahl, Von einer Welt zur andern hin zu ſchwingen, Und da die Goͤttlichen Befehle Als Sein Geſandter zu vollbringen. O hoͤchſt begluͤckt-o dreymahl ſeel’ge Seele! Was wirſt du ſehn? was wirſt du finden? Wie unbegreifflich wird der Unterſcheid, Von Pracht, von Anmuth, Herrlichkeit, Von Wundern, von Geſtalten, von Figuren Der ungezaͤhlten Creaturen, Was vor ein Reichthum doch von Farben, Licht und Schein, Ja

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/682
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/682>, abgerufen am 25.11.2024.