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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

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Vom Geist und Cörper.
Dieselbigen nun stellt sie ihr
Gedehnt, beweglich, theilbar für;
Da denn, daß sie verschiedlich sind vom Geist,
Und folglich cörperlich, sich deutlich weis't.
Den Cörper rühren sie durch cörperliche Züge.
Drey Nahmen machen sie uns insgemein bekannt:
Stoff, Cörper und was Ausgespannt.


Es irret unser Geist nicht wenig bey den Sinnen.
Sollt' er die Cörper, die ihn rühren,
Wol anders kennen und verspüren,
Als nur dadurch: Er denckt von innen?
Selbst unser Leib wird durch die Seel erkannt.
Sie sieht in seinen Theil und Zügen
Ein wunderbares Werck: Sie spürt, wenn sie erweg't,
Wie mannichfach in ihm sich Elementen fügen,
Welch zartes Kunst-Werck sich in ihm beständig reg't,
Wodurch er fühlet und empfindet.
Sie sieht, daß er es sey, der durch so manches Band
Uns gantz mit der Natur verbindet.
Es dient zur Sinnlichkeit sein wunderbar Gebäude.
Wir mercken die in ihm verborg'nen Näder wol:
Wir lieben ihn, er macht uns Freude:
Wir wollen, daß er dauren soll;
Wir nennen eigentlich ihn unsern Leib; man spricht:
Die Hand, der Arm ist mein, auch das Gesicht.
Jch merck', ich werde selbst gerühret
Durch Aend'rungen, die er verspüret.
Offt fühl' ich, daß er meinen Willen
Geneigt ist zu erfüllen.
Offt herrschet er, offt der Verstand,
Und durch ein recht geheimes Band
Wird, wann den einen etwas reget,
Zugleich der andere stets mit beweget.
Aus
C 3
Vom Geiſt und Coͤrper.
Dieſelbigen nun ſtellt ſie ihr
Gedehnt, beweglich, theilbar fuͤr;
Da denn, daß ſie verſchiedlich ſind vom Geiſt,
Und folglich coͤrperlich, ſich deutlich weiſ’t.
Den Coͤrper ruͤhren ſie durch coͤrperliche Zuͤge.
Drey Nahmen machen ſie uns insgemein bekannt:
Stoff, Coͤrper und was Ausgeſpannt.


Es irret unſer Geiſt nicht wenig bey den Sinnen.
Sollt’ er die Coͤrper, die ihn ruͤhren,
Wol anders kennen und verſpuͤren,
Als nur dadurch: Er denckt von innen?
Selbſt unſer Leib wird durch die Seel erkannt.
Sie ſieht in ſeinen Theil und Zuͤgen
Ein wunderbares Werck: Sie ſpuͤrt, wenn ſie erweg’t,
Wie mannichfach in ihm ſich Elementen fuͤgen,
Welch zartes Kunſt-Werck ſich in ihm beſtaͤndig reg’t,
Wodurch er fuͤhlet und empfindet.
Sie ſieht, daß er es ſey, der durch ſo manches Band
Uns gantz mit der Natur verbindet.
Es dient zur Sinnlichkeit ſein wunderbar Gebaͤude.
Wir mercken die in ihm verborg’nen Naͤder wol:
Wir lieben ihn, er macht uns Freude:
Wir wollen, daß er dauren ſoll;
Wir nennen eigentlich ihn unſern Leib; man ſpricht:
Die Hand, der Arm iſt mein, auch das Geſicht.
Jch merck’, ich werde ſelbſt geruͤhret
Durch Aend’rungen, die er verſpuͤret.
Offt fuͤhl’ ich, daß er meinen Willen
Geneigt iſt zu erfuͤllen.
Offt herrſchet er, offt der Verſtand,
Und durch ein recht geheimes Band
Wird, wann den einen etwas reget,
Zugleich der andere ſtets mit beweget.
Aus
C 3
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[37/0067] Vom Geiſt und Coͤrper. Dieſelbigen nun ſtellt ſie ihr Gedehnt, beweglich, theilbar fuͤr; Da denn, daß ſie verſchiedlich ſind vom Geiſt, Und folglich coͤrperlich, ſich deutlich weiſ’t. Den Coͤrper ruͤhren ſie durch coͤrperliche Zuͤge. Drey Nahmen machen ſie uns insgemein bekannt: Stoff, Coͤrper und was Ausgeſpannt. Es irret unſer Geiſt nicht wenig bey den Sinnen. Sollt’ er die Coͤrper, die ihn ruͤhren, Wol anders kennen und verſpuͤren, Als nur dadurch: Er denckt von innen? Selbſt unſer Leib wird durch die Seel erkannt. Sie ſieht in ſeinen Theil und Zuͤgen Ein wunderbares Werck: Sie ſpuͤrt, wenn ſie erweg’t, Wie mannichfach in ihm ſich Elementen fuͤgen, Welch zartes Kunſt-Werck ſich in ihm beſtaͤndig reg’t, Wodurch er fuͤhlet und empfindet. Sie ſieht, daß er es ſey, der durch ſo manches Band Uns gantz mit der Natur verbindet. Es dient zur Sinnlichkeit ſein wunderbar Gebaͤude. Wir mercken die in ihm verborg’nen Naͤder wol: Wir lieben ihn, er macht uns Freude: Wir wollen, daß er dauren ſoll; Wir nennen eigentlich ihn unſern Leib; man ſpricht: Die Hand, der Arm iſt mein, auch das Geſicht. Jch merck’, ich werde ſelbſt geruͤhret Durch Aend’rungen, die er verſpuͤret. Offt fuͤhl’ ich, daß er meinen Willen Geneigt iſt zu erfuͤllen. Offt herrſchet er, offt der Verſtand, Und durch ein recht geheimes Band Wird, wann den einen etwas reget, Zugleich der andere ſtets mit beweget. Aus C 3

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/67>, abgerufen am 23.11.2024.