Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Da GOTT, der aller Sonnen Sonne, Unendlich an sie strahlt, von allen Orten prallen, Und allen Seeligen in ihre Seelen fallen, Jhr Jnnerstes ergetzen und erquicken, Sie stets durchdringen und entzücken! Wie muß der Seelen-Lust so unausdrücklich, Empfindlich, überschwenglich, rein, Bey jedes Vorwurfs Anblick seyn! Den GOTT, (als welchem das, wodurch die Seele glücklich Und seelig werden kann, nicht unbekannt,) bestimmt, Daß sie dadurch beglücket, Aufs innigste gerührt, entzücket, Und seelig werden soll. Es gläntzt des Monden Licht Bey solchen Strahlen nicht. Der allerhellsten Sternen Schein, Sind bey dem Licht gantz dunckel und nicht rein. Der Sonnen Glantz, der hellen Cörper Funckeln, Die wir in solcher Pracht, im Dunckeln, Am Firmament so wunderschön, Mit fast entzückten Augen sehn; Sind schwache Strahlen nur, sind Schatten, Dunckelheiten, Vergleicht man sie mit jenen Herrlichkeiten, Die um des Schöpffers Sitz in reiner Klarheit schweben, Und GOTTES heil'gen Thron umgeben. Wann nun die Herrlichkeit von diesen seel'gen Schwellen Den Menschlichen Begriff unendlich übersteiget; So fällt es gar nicht schwer, zugleich uns vorzustellen, Daß dieser Raum solch' eine Grösse zeigt, Die, wo sie nicht unendlich; doch unendlich Nach Menschlichem Begriff: Wir finden keine Schrancken, Es wird allhier ein Ziel den forschenden Gedancken Ohn
Da GOTT, der aller Sonnen Sonne, Unendlich an ſie ſtrahlt, von allen Orten prallen, Und allen Seeligen in ihre Seelen fallen, Jhr Jnnerſtes ergetzen und erquicken, Sie ſtets durchdringen und entzuͤcken! Wie muß der Seelen-Luſt ſo unausdruͤcklich, Empfindlich, uͤberſchwenglich, rein, Bey jedes Vorwurfs Anblick ſeyn! Den GOTT, (als welchem das, wodurch die Seele gluͤcklich Und ſeelig werden kann, nicht unbekannt,) beſtimmt, Daß ſie dadurch begluͤcket, Aufs innigſte geruͤhrt, entzuͤcket, Und ſeelig werden ſoll. Es glaͤntzt des Monden Licht Bey ſolchen Strahlen nicht. Der allerhellſten Sternen Schein, Sind bey dem Licht gantz dunckel und nicht rein. Der Sonnen Glantz, der hellen Coͤrper Funckeln, Die wir in ſolcher Pracht, im Dunckeln, Am Firmament ſo wunderſchoͤn, Mit faſt entzuͤckten Augen ſehn; Sind ſchwache Strahlen nur, ſind Schatten, Dunckelheiten, Vergleicht man ſie mit jenen Herrlichkeiten, Die um des Schoͤpffers Sitz in reiner Klarheit ſchweben, Und GOTTES heil’gen Thron umgeben. Wann nun die Herrlichkeit von dieſen ſeel’gen Schwellen Den Menſchlichen Begriff unendlich uͤberſteiget; So faͤllt es gar nicht ſchwer, zugleich uns vorzuſtellen, Daß dieſer Raum ſolch’ eine Groͤſſe zeigt, Die, wo ſie nicht unendlich; doch unendlich Nach Menſchlichem Begriff: Wir finden keine Schrancken, Es wird allhier ein Ziel den forſchenden Gedancken Ohn
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Da GOTT, der aller Sonnen Sonne,
Unendlich an ſie ſtrahlt, von allen Orten prallen,
Und allen Seeligen in ihre Seelen fallen,
Jhr Jnnerſtes ergetzen und erquicken,
Sie ſtets durchdringen und entzuͤcken!
Wie muß der Seelen-Luſt ſo unausdruͤcklich,
Empfindlich, uͤberſchwenglich, rein,
Bey jedes Vorwurfs Anblick ſeyn!
Den GOTT, (als welchem das, wodurch die Seele gluͤcklich
Und ſeelig werden kann, nicht unbekannt,) beſtimmt,
Daß ſie dadurch begluͤcket,
Aufs innigſte geruͤhrt, entzuͤcket,
Und ſeelig werden ſoll. Es glaͤntzt des Monden Licht
Bey ſolchen Strahlen nicht.
Der allerhellſten Sternen Schein,
Sind bey dem Licht gantz dunckel und nicht rein.
Der Sonnen Glantz, der hellen Coͤrper Funckeln,
Die wir in ſolcher Pracht, im Dunckeln,
Am Firmament ſo wunderſchoͤn,
Mit faſt entzuͤckten Augen ſehn;
Sind ſchwache Strahlen nur, ſind Schatten, Dunckelheiten,
Vergleicht man ſie mit jenen Herrlichkeiten,
Die um des Schoͤpffers Sitz in reiner Klarheit ſchweben,
Und GOTTES heil’gen Thron umgeben.
Wann nun die Herrlichkeit von dieſen ſeel’gen Schwellen
Den Menſchlichen Begriff unendlich uͤberſteiget;
So faͤllt es gar nicht ſchwer, zugleich uns vorzuſtellen,
Daß dieſer Raum ſolch’ eine Groͤſſe zeigt,
Die, wo ſie nicht unendlich; doch unendlich
Nach Menſchlichem Begriff: Wir finden keine Schrancken,
Es wird allhier ein Ziel den forſchenden Gedancken
Ohn
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