Siehe die Vierte Ansgabe des Ersten Theiles des Jrdischen Vergnügens in GOTT auf den 206. Blatt.
Jüngst sah' ich abermal, mit innigem Vergnügen, Verschiedne Schmetterling in meinem Garten fliegen. Es schien die stille Lufft durch sie belebt, Ja wenn bald hie, bald dort, die bunte Menge schwebt, So schien so gar die Lufft sich gleichsam zu bemühn, Nicht minder, als das Land den Blick auf sich zu ziehn, Nicht minder, als die Erd in bunter Pracht zu blühn. Denn jeder Schmetterling, an schönen Farben reich, Sieht einer fliegenden lebend'gen Bluhmen gleich. Noch nicht genung, ich werd' noch mehr ergötzt, Wenn manche sich auf bunte Bluhmen setzt; Es schien, ob wollen sie durch ihre Bluhmen-Pracht, Die die Natur so schön gemacht, Mit Bluhmen um den Vorzug streiten.
Darüber hab ich offt gefunden, Daß es nicht anders ließ, Als wenn auf Bluhmen Bluhmen stunden; Wodurch sich dann der Schmuck der Farben doppelt wieß. Offt überwand die Bluhm', offt ward sie überwunden. Jndem ich dieses Farben Spiel, Das mir so wohl gefiel, Nebst meinem dritten Sohn, dem muntern Erich, sah',
Und
Noch andere Gedancken uͤber die Schmetterlinge.
Siehe die Vierte Ansgabe des Erſten Theiles des Jrdiſchen Vergnuͤgens in GOTT auf den 206. Blatt.
Juͤngſt ſah’ ich abermal, mit innigem Vergnuͤgen, Verſchiedne Schmetterling in meinem Garten fliegen. Es ſchien die ſtille Lufft durch ſie belebt, Ja wenn bald hie, bald dort, die bunte Menge ſchwebt, So ſchien ſo gar die Lufft ſich gleichſam zu bemuͤhn, Nicht minder, als das Land den Blick auf ſich zu ziehn, Nicht minder, als die Erd in bunter Pracht zu bluͤhn. Denn jeder Schmetterling, an ſchoͤnen Farben reich, Sieht einer fliegenden lebend’gen Bluhmen gleich. Noch nicht genung, ich werd’ noch mehr ergoͤtzt, Wenn manche ſich auf bunte Bluhmen ſetzt; Es ſchien, ob wollen ſie durch ihre Bluhmen-Pracht, Die die Natur ſo ſchoͤn gemacht, Mit Bluhmen um den Vorzug ſtreiten.
Daruͤber hab ich offt gefunden, Daß es nicht anders ließ, Als wenn auf Bluhmen Bluhmen ſtunden; Wodurch ſich dann der Schmuck der Farben doppelt wieß. Offt uͤberwand die Bluhm’, offt ward ſie uͤberwunden. Jndem ich dieſes Farben Spiel, Das mir ſo wohl gefiel, Nebſt meinem dritten Sohn, dem muntern Erich, ſah’,
Und
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0649"n="619"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Noch andere Gedancken uͤber<lb/>
die Schmetterlinge.</hi></head><lb/><p>Siehe die Vierte Ansgabe des Erſten Theiles des Jrdiſchen<lb/>
Vergnuͤgens in GOTT auf den 206. Blatt.</p><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">J</hi>uͤngſt ſah’ ich abermal, mit innigem Vergnuͤgen,</l><lb/><l>Verſchiedne Schmetterling in meinem Garten fliegen.</l><lb/><l>Es ſchien die ſtille Lufft durch ſie belebt,</l><lb/><l>Ja wenn bald hie, bald dort, die bunte Menge ſchwebt,</l><lb/><l>So ſchien ſo gar die Lufft ſich gleichſam zu bemuͤhn,</l><lb/><l>Nicht minder, als das Land den Blick auf ſich zu ziehn,</l><lb/><l>Nicht minder, als die Erd in bunter Pracht zu bluͤhn.</l><lb/><l>Denn jeder Schmetterling, an ſchoͤnen Farben reich,</l><lb/><l>Sieht einer fliegenden lebend’gen Bluhmen gleich.</l><lb/><l>Noch nicht genung, ich werd’ noch mehr ergoͤtzt,</l><lb/><l>Wenn manche ſich auf bunte Bluhmen ſetzt;</l><lb/><l>Es ſchien, ob wollen ſie durch ihre Bluhmen-Pracht,</l><lb/><l>Die die Natur ſo ſchoͤn gemacht,</l><lb/><l>Mit Bluhmen um den Vorzug ſtreiten.</l></lg><lb/><lgtype="poem"><l>Daruͤber hab ich offt gefunden,</l><lb/><l>Daß es nicht anders ließ,</l><lb/><l>Als wenn auf Bluhmen Bluhmen ſtunden;</l><lb/><l>Wodurch ſich dann der Schmuck der Farben doppelt wieß.</l><lb/><l>Offt uͤberwand die Bluhm’, offt ward ſie uͤberwunden.</l><lb/><l>Jndem ich dieſes Farben Spiel,</l><lb/><l>Das mir ſo wohl gefiel,</l><lb/><l>Nebſt meinem dritten Sohn, dem muntern <hirendition="#fr">Erich,</hi>ſah’,</l><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Und</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[619/0649]
Noch andere Gedancken uͤber
die Schmetterlinge.
Siehe die Vierte Ansgabe des Erſten Theiles des Jrdiſchen
Vergnuͤgens in GOTT auf den 206. Blatt.
Juͤngſt ſah’ ich abermal, mit innigem Vergnuͤgen,
Verſchiedne Schmetterling in meinem Garten fliegen.
Es ſchien die ſtille Lufft durch ſie belebt,
Ja wenn bald hie, bald dort, die bunte Menge ſchwebt,
So ſchien ſo gar die Lufft ſich gleichſam zu bemuͤhn,
Nicht minder, als das Land den Blick auf ſich zu ziehn,
Nicht minder, als die Erd in bunter Pracht zu bluͤhn.
Denn jeder Schmetterling, an ſchoͤnen Farben reich,
Sieht einer fliegenden lebend’gen Bluhmen gleich.
Noch nicht genung, ich werd’ noch mehr ergoͤtzt,
Wenn manche ſich auf bunte Bluhmen ſetzt;
Es ſchien, ob wollen ſie durch ihre Bluhmen-Pracht,
Die die Natur ſo ſchoͤn gemacht,
Mit Bluhmen um den Vorzug ſtreiten.
Daruͤber hab ich offt gefunden,
Daß es nicht anders ließ,
Als wenn auf Bluhmen Bluhmen ſtunden;
Wodurch ſich dann der Schmuck der Farben doppelt wieß.
Offt uͤberwand die Bluhm’, offt ward ſie uͤberwunden.
Jndem ich dieſes Farben Spiel,
Das mir ſo wohl gefiel,
Nebſt meinem dritten Sohn, dem muntern Erich, ſah’,
Und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/649>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.