Wenn Moses einen Busch, der brannt' und nicht verbrannte, Jn heilger Ehrfurcht sah; so stellt sich mir Die Gluht, so diesen Busch erfüll't, Recht als ein Bild Von jenem Wunder für. Mich deucht, ich könn' hier, in des Himmels-Gluht, Das Licht, so alles schafft und ewig Wunder thut, Durch welches alles schön, was schön, Den Schöpfer im Geschöpfe sehn. Ach laß mich denn, o HERR, von Deinem Ruhm nicht schweigen, Laß mich dieß Sonnen-Licht auch andern würdig zeigen!
ARIOSO.
Lässt man allhier die Sonne, die so schön, Die GOTTES Werck, des Abends nicht vergebens, Nicht unbewundert untergehn; So werden wir am Abend unsers Lebens Der Sonnen Sonne, GOTT, in ew'gem Mor- gen, sehn.
Der augenehme Wald, So sonst ein dunckler Aufenthalt, Der Lichtscheu-grün- und falben Schatten, Jst jetzo gantz Mit einer hellen Gluht, mit einem güldnen Glantz Verwunderlich erfüllt. Es scheinen sich zu gatten Der Glantz von Gold, Schmaragd und von Rubin. Man glaubt ein grünes Feur, wodurch die Lüffte glüh'n, Bald einen güldnen Wald zu sehen. Aus Hölen, welche grün und klein,
Dringt
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Wenn Moſes einen Buſch, der brannt’ und nicht verbrannte, Jn heilger Ehrfurcht ſah; ſo ſtellt ſich mir Die Gluht, ſo dieſen Buſch erfuͤll’t, Recht als ein Bild Von jenem Wunder fuͤr. Mich deucht, ich koͤnn’ hier, in des Himmels-Gluht, Das Licht, ſo alles ſchafft und ewig Wunder thut, Durch welches alles ſchoͤn, was ſchoͤn, Den Schoͤpfer im Geſchoͤpfe ſehn. Ach laß mich denn, o HERR, von Deinem Ruhm nicht ſchweigen, Laß mich dieß Sonnen-Licht auch andern wuͤrdig zeigen!
ARIOSO.
Laͤſſt man allhier die Sonne, die ſo ſchoͤn, Die GOTTES Werck, des Abends nicht vergebens, Nicht unbewundert untergehn; So werden wir am Abend unſers Lebens Der Sonnen Sonne, GOTT, in ew’gem Mor- gen, ſehn.
Der augenehme Wald, So ſonſt ein dunckler Aufenthalt, Der Lichtſcheu-gruͤn- und falben Schatten, Jſt jetzo gantz Mit einer hellen Gluht, mit einem guͤldnen Glantz Verwunderlich erfuͤllt. Es ſcheinen ſich zu gatten Der Glantz von Gold, Schmaragd und von Rubin. Man glaubt ein gruͤnes Feur, wodurch die Luͤffte gluͤh’n, Bald einen guͤldnen Wald zu ſehen. Aus Hoͤlen, welche gruͤn und klein,
Dringt
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Wenn Moſes einen Buſch, der brannt’ und nicht verbrannte,
Jn heilger Ehrfurcht ſah; ſo ſtellt ſich mir
Die Gluht, ſo dieſen Buſch erfuͤll’t,
Recht als ein Bild
Von jenem Wunder fuͤr.
Mich deucht, ich koͤnn’ hier, in des Himmels-Gluht,
Das Licht, ſo alles ſchafft und ewig Wunder thut,
Durch welches alles ſchoͤn, was ſchoͤn,
Den Schoͤpfer im Geſchoͤpfe ſehn.
Ach laß mich denn, o HERR, von Deinem Ruhm
nicht ſchweigen,
Laß mich dieß Sonnen-Licht auch andern wuͤrdig zeigen!
ARIOSO.
Laͤſſt man allhier die Sonne, die ſo ſchoͤn,
Die GOTTES Werck, des Abends nicht
vergebens,
Nicht unbewundert untergehn;
So werden wir am Abend unſers Lebens
Der Sonnen Sonne, GOTT, in ew’gem Mor-
gen, ſehn.
Der augenehme Wald,
So ſonſt ein dunckler Aufenthalt,
Der Lichtſcheu-gruͤn- und falben Schatten,
Jſt jetzo gantz
Mit einer hellen Gluht, mit einem guͤldnen Glantz
Verwunderlich erfuͤllt. Es ſcheinen ſich zu gatten
Der Glantz von Gold, Schmaragd und von Rubin.
Man glaubt ein gruͤnes Feur, wodurch die Luͤffte gluͤh’n,
Bald einen guͤldnen Wald zu ſehen.
Aus Hoͤlen, welche gruͤn und klein,
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/639>, abgerufen am 25.11.2024.
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