Die Erde dann als unsre Mutter für, Die in ein dunckel-braun- und ehrbar-sammtnes Kleid, Das hier und dar jedoch mit mancher Kostbarkeit, Mit Schimmer-Glantz im Stein erfüllet, Sich gleichsam prächtig eingehüllet. Laß dies was ich gesagt, dir nicht zu prächtig düncken, Denn alle deine Pracht, Juwelen, Silber, Gold, Der du allein mit solchem Eifer hold, Jhr heller Glantz, ihr glattes Blincken, Jst an sich selbst nicht heller und nicht grösser, Ja sie sind an sich selbst, bedenckt mans recht, nicht besser. Dein Will und deine Noth giebt ihrem Schein, Die Kostbarkeit und ihren Wehrt allein.
Jndem ich also stand und dacht', Erblickt ich daß des Kleides dunckle Pracht, Noch mehr geschmückt und schöner noch gezieret, Mit schönem Ranckenwerck brodieret Und recht durchwircket war. Mein Gärtner hatte hier und dar Den braunen sammtenen Talar Mit nettem Laubwerck schön gestickt, Und ihn mit zarten Laub geschmückt, Da er von jungen Erbs- und Bohnen Die Pflantzen, welche er im Winter aufgebracht, Bald hier bald dar verpflantzt. Der grünen Farbe Pracht Zumahl, Wenn durch das zarte Laub der helle Sonnen Strahl, Mit holdem Schimmer drang, war so vortrefflich schön, So klar so lieblich anzusehn, Absonderlich auf dem so duncklen Grunde; Daß ich, dadurch gerührt, mit Hertz und Munde, Dem grossen Schöpfer aller Dinge, Ein frölich Frühlings-Lied gleich an zu singen finge:
Jris
Die Erde dann als unſre Mutter fuͤr, Die in ein dunckel-braun- und ehrbar-ſammtnes Kleid, Das hier und dar jedoch mit mancher Koſtbarkeit, Mit Schimmer-Glantz im Stein erfuͤllet, Sich gleichſam praͤchtig eingehuͤllet. Laß dies was ich geſagt, dir nicht zu praͤchtig duͤncken, Denn alle deine Pracht, Juwelen, Silber, Gold, Der du allein mit ſolchem Eifer hold, Jhr heller Glantz, ihr glattes Blincken, Jſt an ſich ſelbſt nicht heller und nicht groͤſſer, Ja ſie ſind an ſich ſelbſt, bedenckt mans recht, nicht beſſer. Dein Will und deine Noth giebt ihrem Schein, Die Koſtbarkeit und ihren Wehrt allein.
Jndem ich alſo ſtand und dacht’, Erblickt ich daß des Kleides dunckle Pracht, Noch mehr geſchmuͤckt und ſchoͤner noch gezieret, Mit ſchoͤnem Ranckenwerck brodieret Und recht durchwircket war. Mein Gaͤrtner hatte hier und dar Den braunen ſammtenen Talar Mit nettem Laubwerck ſchoͤn geſtickt, Und ihn mit zarten Laub geſchmuͤckt, Da er von jungen Erbs- und Bohnen Die Pflantzen, welche er im Winter aufgebracht, Bald hier bald dar verpflantzt. Der gruͤnen Farbe Pracht Zumahl, Wenn durch das zarte Laub der helle Sonnen Strahl, Mit holdem Schimmer drang, war ſo vortrefflich ſchoͤn, So klar ſo lieblich anzuſehn, Abſonderlich auf dem ſo duncklen Grunde; Daß ich, dadurch geruͤhrt, mit Hertz und Munde, Dem groſſen Schoͤpfer aller Dinge, Ein froͤlich Fruͤhlings-Lied gleich an zu ſingen finge:
Jris
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Die Erde dann als unſre Mutter fuͤr,
Die in ein dunckel-braun- und ehrbar-ſammtnes Kleid,
Das hier und dar jedoch mit mancher Koſtbarkeit,
Mit Schimmer-Glantz im Stein erfuͤllet,
Sich gleichſam praͤchtig eingehuͤllet.
Laß dies was ich geſagt, dir nicht zu praͤchtig duͤncken,
Denn alle deine Pracht, Juwelen, Silber, Gold,
Der du allein mit ſolchem Eifer hold,
Jhr heller Glantz, ihr glattes Blincken,
Jſt an ſich ſelbſt nicht heller und nicht groͤſſer,
Ja ſie ſind an ſich ſelbſt, bedenckt mans recht, nicht beſſer.
Dein Will und deine Noth giebt ihrem Schein,
Die Koſtbarkeit und ihren Wehrt allein.
Jndem ich alſo ſtand und dacht’,
Erblickt ich daß des Kleides dunckle Pracht,
Noch mehr geſchmuͤckt und ſchoͤner noch gezieret,
Mit ſchoͤnem Ranckenwerck brodieret
Und recht durchwircket war.
Mein Gaͤrtner hatte hier und dar
Den braunen ſammtenen Talar
Mit nettem Laubwerck ſchoͤn geſtickt,
Und ihn mit zarten Laub geſchmuͤckt,
Da er von jungen Erbs- und Bohnen
Die Pflantzen, welche er im Winter aufgebracht,
Bald hier bald dar verpflantzt. Der gruͤnen Farbe Pracht
Zumahl,
Wenn durch das zarte Laub der helle Sonnen Strahl,
Mit holdem Schimmer drang, war ſo vortrefflich ſchoͤn,
So klar ſo lieblich anzuſehn,
Abſonderlich auf dem ſo duncklen Grunde;
Daß ich, dadurch geruͤhrt, mit Hertz und Munde,
Dem groſſen Schoͤpfer aller Dinge,
Ein froͤlich Fruͤhlings-Lied gleich an zu ſingen finge:
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/617>, abgerufen am 16.07.2024.
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