Umsonst ists, wenn man Geist und Leib zu mischen meint. Sie unterscheiden sich stets, ob sie gleich vereint. Nach viel vergeblichem Bemühn, muß der Verstand Wie sehr die Zweifel auch gewohnt, mit ihm zu spielen; Doch seinen eignen Adel fühlen. Empfinden wir denn nicht, und ist uns nicht bekannt Jhr unvergleichlicher Verband? Wird man die Ordnung, die so schön Und wunderbar mit Recht zu nennen, Die Regeln, die nicht zu verändern stehn, Den innerlich-geheimen Band erkennen; Wodurch, ob Seel und Leib sich gleich verbinden, Wir einen Unterscheid doch zwischen ihnen finden?
Jm groben Jrrthums Dunst, worin der Geist sich sencket, Verwirrt er sich doch mit dem Cörper nicht. Begreifft ein Mensch, wie sehr er sich den Kopff zerbricht, Wie doch ein Stückchen Stoff, erweget und gedencket? Wie dünne man es gleich gemacht, wie zart, wie klein, Kan es dadurch zum Haß zur Liebe fähig seyn? Es sey leicht, rund und spitz, er könn' auch alles trennen, Es mag, so viel man will, unfühlbar seyn und flüchtig; So muß man doch zuletzt bekennen, Es werde nimmermehr zum Dencken tüchtig, Man könn' es nimmermehr mit Recht vernünfftig nennen.
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Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Umſonſt iſts, wenn man Geiſt und Leib zu miſchen meint. Sie unterſcheiden ſich ſtets, ob ſie gleich vereint. Nach viel vergeblichem Bemuͤhn, muß der Verſtand Wie ſehr die Zweifel auch gewohnt, mit ihm zu ſpielen; Doch ſeinen eignen Adel fuͤhlen. Empfinden wir denn nicht, und iſt uns nicht bekannt Jhr unvergleichlicher Verband? Wird man die Ordnung, die ſo ſchoͤn Und wunderbar mit Recht zu nennen, Die Regeln, die nicht zu veraͤndern ſtehn, Den innerlich-geheimen Band erkennen; Wodurch, ob Seel und Leib ſich gleich verbinden, Wir einen Unterſcheid doch zwiſchen ihnen finden?
Jm groben Jrrthums Dunſt, worin der Geiſt ſich ſencket, Verwirrt er ſich doch mit dem Coͤrper nicht. Begreifft ein Menſch, wie ſehr er ſich den Kopff zerbricht, Wie doch ein Stuͤckchen Stoff, erweget und gedencket? Wie duͤnne man es gleich gemacht, wie zart, wie klein, Kan es dadurch zum Haß zur Liebe faͤhig ſeyn? Es ſey leicht, rund und ſpitz, er koͤnn’ auch alles trennen, Es mag, ſo viel man will, unfuͤhlbar ſeyn und fluͤchtig; So muß man doch zuletzt bekennen, Es werde nimmermehr zum Dencken tuͤchtig, Man koͤnn’ es nimmermehr mit Recht vernuͤnfftig nennen.
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Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Umſonſt iſts, wenn man Geiſt und Leib zu miſchen meint.
Sie unterſcheiden ſich ſtets, ob ſie gleich vereint.
Nach viel vergeblichem Bemuͤhn, muß der Verſtand
Wie ſehr die Zweifel auch gewohnt, mit ihm zu ſpielen;
Doch ſeinen eignen Adel fuͤhlen.
Empfinden wir denn nicht, und iſt uns nicht bekannt
Jhr unvergleichlicher Verband?
Wird man die Ordnung, die ſo ſchoͤn
Und wunderbar mit Recht zu nennen,
Die Regeln, die nicht zu veraͤndern ſtehn,
Den innerlich-geheimen Band erkennen;
Wodurch, ob Seel und Leib ſich gleich verbinden,
Wir einen Unterſcheid doch zwiſchen ihnen finden?
Jm groben Jrrthums Dunſt, worin der Geiſt ſich ſencket,
Verwirrt er ſich doch mit dem Coͤrper nicht.
Begreifft ein Menſch, wie ſehr er ſich den Kopff zerbricht,
Wie doch ein Stuͤckchen Stoff, erweget und gedencket?
Wie duͤnne man es gleich gemacht, wie zart, wie klein,
Kan es dadurch zum Haß zur Liebe faͤhig ſeyn?
Es ſey leicht, rund und ſpitz, er koͤnn’ auch alles trennen,
Es mag, ſo viel man will, unfuͤhlbar ſeyn und fluͤchtig;
So muß man doch zuletzt bekennen,
Es werde nimmermehr zum Dencken tuͤchtig,
Man koͤnn’ es nimmermehr mit Recht vernuͤnfftig nennen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/597>, abgerufen am 16.07.2024.
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