Der SCHOEPFFER lässt Sein Werck an allen Orten sehn. Es mögen Vorwürff' auch noch so verschiedlich seyn; Jst es der Künstler nicht allein, Der desfalls billig zu erhöhn? Wenn ein Mechanieus, ein Steuermann, Ein Organist, und einer, dessen Hand Ein künstlich Uhrwerck machen kan, Durch Rad- und Feder-Werck, die ihr Verstand Zum nützlichem Gebrauch erfand, Metall, Lufft, Fluth und Winde zwingt; Muß man dieselbigen nicht loben, Und wird nicht ihre Kunst mit Recht erhoben, Die die Materie in solche Ordnung bringt? Jn dem unwandelbar- und stetem Gang der Welt, Wird GOTTES Macht und Kunst in allem vorgestellt. Da er die Massa, die so groß und allgemein, So wunderbar regieret; Kan anders sonst kein Absehn seyn, Als daß sein' Allmacht, Gröss' und Weisheit sey verspüret. Er der das Triebwerck macht, versteht es zu verwalten, Ein stetes Schaffen ist, dasselbe stets erhalten.
Von allen Cörpern nun das nimmer müde Rennen, Zu suchen einen Zweck, den sie nicht kennen; Erweiset uns die Hand, Die sie so wunderbar zusammen band. Der SCHOEPFFER wird erhöht durch Seine Wunder- Krafft, Mit welcher er der Himmel-Creise misst, Auch durch die tieffe Wissenschafft, Die in dem unsichtbarst- und kleinsten Cörper ist.
Durch
Betrachtung uͤber die Jdeen.
Der SCHOEPFFER laͤſſt Sein Werck an allen Orten ſehn. Es moͤgen Vorwuͤrff’ auch noch ſo verſchiedlich ſeyn; Jſt es der Kuͤnſtler nicht allein, Der desfalls billig zu erhoͤhn? Wenn ein Mechanieus, ein Steuermann, Ein Organiſt, und einer, deſſen Hand Ein kuͤnſtlich Uhrwerck machen kan, Durch Rad- und Feder-Werck, die ihr Verſtand Zum nuͤtzlichem Gebrauch erfand, Metall, Lufft, Fluth und Winde zwingt; Muß man dieſelbigen nicht loben, Und wird nicht ihre Kunſt mit Recht erhoben, Die die Materie in ſolche Ordnung bringt? Jn dem unwandelbar- und ſtetem Gang der Welt, Wird GOTTES Macht und Kunſt in allem vorgeſtellt. Da er die Maſſa, die ſo groß und allgemein, So wunderbar regieret; Kan anders ſonſt kein Abſehn ſeyn, Als daß ſein’ Allmacht, Groͤſſ’ und Weisheit ſey verſpuͤret. Er der das Triebwerck macht, verſteht es zu verwalten, Ein ſtetes Schaffen iſt, daſſelbe ſtets erhalten.
Von allen Coͤrpern nun das nimmer muͤde Rennen, Zu ſuchen einen Zweck, den ſie nicht kennen; Erweiſet uns die Hand, Die ſie ſo wunderbar zuſammen band. Der SCHOEPFFER wird erhoͤht durch Seine Wunder- Krafft, Mit welcher er der Himmel-Creiſe miſſt, Auch durch die tieffe Wiſſenſchafft, Die in dem unſichtbarſt- und kleinſten Coͤrper iſt.
Durch
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Betrachtung uͤber die Jdeen.
Der SCHOEPFFER laͤſſt Sein Werck an allen Orten ſehn.
Es moͤgen Vorwuͤrff’ auch noch ſo verſchiedlich ſeyn;
Jſt es der Kuͤnſtler nicht allein,
Der desfalls billig zu erhoͤhn?
Wenn ein Mechanieus, ein Steuermann,
Ein Organiſt, und einer, deſſen Hand
Ein kuͤnſtlich Uhrwerck machen kan,
Durch Rad- und Feder-Werck, die ihr Verſtand
Zum nuͤtzlichem Gebrauch erfand,
Metall, Lufft, Fluth und Winde zwingt;
Muß man dieſelbigen nicht loben,
Und wird nicht ihre Kunſt mit Recht erhoben,
Die die Materie in ſolche Ordnung bringt?
Jn dem unwandelbar- und ſtetem Gang der Welt,
Wird GOTTES Macht und Kunſt in allem vorgeſtellt.
Da er die Maſſa, die ſo groß und allgemein,
So wunderbar regieret;
Kan anders ſonſt kein Abſehn ſeyn,
Als daß ſein’ Allmacht, Groͤſſ’ und Weisheit ſey verſpuͤret.
Er der das Triebwerck macht, verſteht es zu verwalten,
Ein ſtetes Schaffen iſt, daſſelbe ſtets erhalten.
Von allen Coͤrpern nun das nimmer muͤde Rennen,
Zu ſuchen einen Zweck, den ſie nicht kennen;
Erweiſet uns die Hand,
Die ſie ſo wunderbar zuſammen band.
Der SCHOEPFFER wird erhoͤht durch Seine Wunder-
Krafft,
Mit welcher er der Himmel-Creiſe miſſt,
Auch durch die tieffe Wiſſenſchafft,
Die in dem unſichtbarſt- und kleinſten Coͤrper iſt.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/573>, abgerufen am 16.02.2025.
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