Lasst uns nunmehr, entfernt von schwachen Dunckelheiten Der eitlen Wissenschafft, beschäfftigt seyn Jn ruhigen Vergnüglichkeiten! Es ist ja nach dem Augenschein, Der Geist, indem er überführet, Nunmehr gerühret. Es steht ja hoffentlich nunmehr die Wahrheit Jn überzeugender und unleugbarer Klarheit. Wir wollen nun hinfort von Cörpern trennen Der Kräfft' und Formen Meng' die, mit so eitlen Nahmen, So häuffig, daß man sie kaum zählt, Bisher uns stets vor Augen kamen, Als Eigenschafften, die wir nicht mehr kennen An Dingen, welche nicht beseelt.
Die Cörper sind gedehnt, sie haben ein Bewegen, Sind unterschiedentlich gelegt, sie hegen So mancherley Figur. Allein, Der Farben schöner Glantz, der Sonnen heller Schein, Der scharff und süsse Druck vom Riechen und von Schmecken, Der Schall, mit welchem uns die Wolcken schrecken, Zusammt des Feuers herben Pein, Gehören uns nun gantz allein.
Es
Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Laſſt uns nunmehr, entfernt von ſchwachen Dunckelheiten Der eitlen Wiſſenſchafft, beſchaͤfftigt ſeyn Jn ruhigen Vergnuͤglichkeiten! Es iſt ja nach dem Augenſchein, Der Geiſt, indem er uͤberfuͤhret, Nunmehr geruͤhret. Es ſteht ja hoffentlich nunmehr die Wahrheit Jn uͤberzeugender und unleugbarer Klarheit. Wir wollen nun hinfort von Coͤrpern trennen Der Kraͤfft’ und Formen Meng’ die, mit ſo eitlen Nahmen, So haͤuffig, daß man ſie kaum zaͤhlt, Bisher uns ſtets vor Augen kamen, Als Eigenſchafften, die wir nicht mehr kennen An Dingen, welche nicht beſeelt.
Die Coͤrper ſind gedehnt, ſie haben ein Bewegen, Sind unterſchiedentlich gelegt, ſie hegen So mancherley Figur. Allein, Der Farben ſchoͤner Glantz, der Sonnen heller Schein, Der ſcharff und ſuͤſſe Druck vom Riechen und von Schmecken, Der Schall, mit welchem uns die Wolcken ſchrecken, Zuſam̃t des Feuers herben Pein, Gehoͤren uns nun gantz allein.
Es
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Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Von dem Sitz der Sinnlichkeiten.
Laſſt uns nunmehr, entfernt von ſchwachen Dunckelheiten
Der eitlen Wiſſenſchafft, beſchaͤfftigt ſeyn
Jn ruhigen Vergnuͤglichkeiten!
Es iſt ja nach dem Augenſchein,
Der Geiſt, indem er uͤberfuͤhret,
Nunmehr geruͤhret.
Es ſteht ja hoffentlich nunmehr die Wahrheit
Jn uͤberzeugender und unleugbarer Klarheit.
Wir wollen nun hinfort von Coͤrpern trennen
Der Kraͤfft’ und Formen Meng’ die, mit ſo eitlen Nahmen,
So haͤuffig, daß man ſie kaum zaͤhlt,
Bisher uns ſtets vor Augen kamen,
Als Eigenſchafften, die wir nicht mehr kennen
An Dingen, welche nicht beſeelt.
Die Coͤrper ſind gedehnt, ſie haben ein Bewegen,
Sind unterſchiedentlich gelegt, ſie hegen
So mancherley Figur. Allein,
Der Farben ſchoͤner Glantz, der Sonnen heller Schein,
Der ſcharff und ſuͤſſe Druck vom Riechen und von Schmecken,
Der Schall, mit welchem uns die Wolcken ſchrecken,
Zuſam̃t des Feuers herben Pein,
Gehoͤren uns nun gantz allein.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/525>, abgerufen am 22.12.2024.
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