Auch Plato, dessen Witz der Menschheit sich entrissen, Hat alles ins Gesetz des Höchsten Geists gesiellt. Es zeigt uns eine Welt, die geistig ist, sein Wissen, Als den Entwurf von einer sichtbar'n Welt.
Doch ohne fernerhin, mit jenen weisen Alten, Uns aufzuhalten, So hat manch edler Geist auch unsre Zeit geziert, Der mancher schön-und angenehmen Wahrheit Lobwürdig nachgespürt. Vor vielen haben ja die duncklen Finsternissen Der alten Schrifften weichen müssen, Wenn sie sie, wie vorhin, in die gelehrte Klarheit Von neuen setzeten. Der untersuchten Künste Genaue Wissenschafft, der Würckung der Natur Durch der Erfahrung Licht beglückt entdeckte Spur Vertreiben allgemach des groben Jrrthums Dünste, Die uns benebelten: und trotz den grossen Nahmen Von Nom und von Athen, wodurch so Künst' als Wissen Des menschlichen Geschlechts auf solchen Gipffel kamen; So haben wir jedoch geheime Ding erfahren, Die ihnen jederzeit verborgen waren.
Es hebet meinen Geist durch einen günst'gen Blick Urania empor nach jenen heil'gen Höhen. Jch will, so viel es kan geschehen, Jm reinsten Thon, ein neues Stück Auf der gestimmten Leyer spielen; Auf einen neuen Preis, der ewig dauret, zielen,
Und
Von den Weltweiſen.
Auch Plato, deſſen Witz der Menſchheit ſich entriſſen, Hat alles ins Geſetz des Hoͤchſten Geiſts geſiellt. Es zeigt uns eine Welt, die geiſtig iſt, ſein Wiſſen, Als den Entwurf von einer ſichtbar’n Welt.
Doch ohne fernerhin, mit jenen weiſen Alten, Uns aufzuhalten, So hat manch edler Geiſt auch unſre Zeit geziert, Der mancher ſchoͤn-und angenehmen Wahrheit Lobwuͤrdig nachgeſpuͤrt. Vor vielen haben ja die duncklen Finſterniſſen Der alten Schrifften weichen muͤſſen, Wenn ſie ſie, wie vorhin, in die gelehrte Klarheit Von neuen ſetzeten. Der unterſuchten Kuͤnſte Genaue Wiſſenſchafft, der Wuͤrckung der Natur Durch der Erfahrung Licht begluͤckt entdeckte Spur Vertreiben allgemach des groben Jrrthums Duͤnſte, Die uns benebelten: und trotz den groſſen Nahmen Von Nom und von Athen, wodurch ſo Kuͤnſt’ als Wiſſen Des menſchlichen Geſchlechts auf ſolchen Gipffel kamen; So haben wir jedoch geheime Ding erfahren, Die ihnen jederzeit verborgen waren.
Es hebet meinen Geiſt durch einen guͤnſt’gen Blick Urania empor nach jenen heil’gen Hoͤhen. Jch will, ſo viel es kan geſchehen, Jm reinſten Thon, ein neues Stuͤck Auf der geſtimmten Leyer ſpielen; Auf einen neuen Preis, der ewig dauret, zielen,
Und
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[15/0045]
Von den Weltweiſen.
Auch Plato, deſſen Witz der Menſchheit ſich entriſſen,
Hat alles ins Geſetz des Hoͤchſten Geiſts geſiellt.
Es zeigt uns eine Welt, die geiſtig iſt, ſein Wiſſen,
Als den Entwurf von einer ſichtbar’n Welt.
Doch ohne fernerhin, mit jenen weiſen Alten,
Uns aufzuhalten,
So hat manch edler Geiſt auch unſre Zeit geziert,
Der mancher ſchoͤn-und angenehmen Wahrheit
Lobwuͤrdig nachgeſpuͤrt.
Vor vielen haben ja die duncklen Finſterniſſen
Der alten Schrifften weichen muͤſſen,
Wenn ſie ſie, wie vorhin, in die gelehrte Klarheit
Von neuen ſetzeten. Der unterſuchten Kuͤnſte
Genaue Wiſſenſchafft, der Wuͤrckung der Natur
Durch der Erfahrung Licht begluͤckt entdeckte Spur
Vertreiben allgemach des groben Jrrthums Duͤnſte,
Die uns benebelten: und trotz den groſſen Nahmen
Von Nom und von Athen, wodurch ſo Kuͤnſt’ als Wiſſen
Des menſchlichen Geſchlechts auf ſolchen Gipffel kamen;
So haben wir jedoch geheime Ding erfahren,
Die ihnen jederzeit verborgen waren.
Es hebet meinen Geiſt durch einen guͤnſt’gen Blick
Urania empor nach jenen heil’gen Hoͤhen.
Jch will, ſo viel es kan geſchehen,
Jm reinſten Thon, ein neues Stuͤck
Auf der geſtimmten Leyer ſpielen;
Auf einen neuen Preis, der ewig dauret, zielen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/45>, abgerufen am 27.07.2024.
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