Er fusst und gründet seine Lehr' Auf Sinne, die jedoch so trüglich seyn, Und glaubt nicht, als durch sie allein.
Um aus so dunckler Nacht sich nun zu retten; frugen Die, so in Griechen-Land der Weisen Nahmen trugen, Sich immer: Wo man doch den ersten Stoff der Welt Zu allererst geschöpfft? Und wer doch der wol sey, Der sie zuerst bewegt? Es wurde fest gestellt, Der Stoff müss' ewig seyn. Sie gingen das vorbey, Woher der erste Stoff genommen. Sie kannten ausser ihm ein' Allerhöchste Macht, So ihn in solchen Stand gebracht, Wovon er Schönheit, Licht und Ordnung, überkommen.
Zuerst hat Pherecyd die Lehr' hervorgebracht, Es hab' ein GOTT die Welt gemacht.
Der weise Mann, den Clasomen uns weist, Erkannt auch einen höhern Geist, Und ward daher in Griechenland Von jedermann die Weisheit selbst genannt. Er führt der Welt Gebuhrt, Form, Ordnung, Eigenschafft, Aus einer Höchsten Macht und Höchsten Weisheit her; Nicht aber aus der blinden Krafft, Vom Schicksal und vom Ungefehr.
Was wir von Socrates sehr hohen Lehren lesen, Zeigt einen hellen Glantz von einem Ew'gen Wesen.
Auch
Von den Weltweiſen.
Er fuſſt und gruͤndet ſeine Lehr’ Auf Sinne, die jedoch ſo truͤglich ſeyn, Und glaubt nicht, als durch ſie allein.
Um aus ſo dunckler Nacht ſich nun zu retten; frugen Die, ſo in Griechen-Land der Weiſen Nahmen trugen, Sich immer: Wo man doch den erſten Stoff der Welt Zu allererſt geſchoͤpfft? Und wer doch der wol ſey, Der ſie zuerſt bewegt? Es wurde feſt geſtellt, Der Stoff muͤſſ’ ewig ſeyn. Sie gingen das vorbey, Woher der erſte Stoff genommen. Sie kannten auſſer ihm ein’ Allerhoͤchſte Macht, So ihn in ſolchen Stand gebracht, Wovon er Schoͤnheit, Licht und Ordnung, uͤberkommen.
Zuerſt hat Pherecyd die Lehr’ hervorgebracht, Es hab’ ein GOTT die Welt gemacht.
Der weiſe Mann, den Claſomen uns weiſt, Erkannt auch einen hoͤhern Geiſt, Und ward daher in Griechenland Von jedermann die Weisheit ſelbſt genannt. Er fuͤhrt der Welt Gebuhrt, Form, Ordnung, Eigenſchafft, Aus einer Hoͤchſten Macht und Hoͤchſten Weisheit her; Nicht aber aus der blinden Krafft, Vom Schickſal und vom Ungefehr.
Was wir von Socrates ſehr hohen Lehren leſen, Zeigt einen hellen Glantz von einem Ew’gen Weſen.
Auch
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Von den Weltweiſen.
Er fuſſt und gruͤndet ſeine Lehr’
Auf Sinne, die jedoch ſo truͤglich ſeyn,
Und glaubt nicht, als durch ſie allein.
Um aus ſo dunckler Nacht ſich nun zu retten; frugen
Die, ſo in Griechen-Land der Weiſen Nahmen trugen,
Sich immer: Wo man doch den erſten Stoff der Welt
Zu allererſt geſchoͤpfft? Und wer doch der wol ſey,
Der ſie zuerſt bewegt? Es wurde feſt geſtellt,
Der Stoff muͤſſ’ ewig ſeyn. Sie gingen das vorbey,
Woher der erſte Stoff genommen.
Sie kannten auſſer ihm ein’ Allerhoͤchſte Macht,
So ihn in ſolchen Stand gebracht,
Wovon er Schoͤnheit, Licht und Ordnung, uͤberkommen.
Zuerſt hat Pherecyd die Lehr’ hervorgebracht,
Es hab’ ein GOTT die Welt gemacht.
Der weiſe Mann, den Claſomen uns weiſt,
Erkannt auch einen hoͤhern Geiſt,
Und ward daher in Griechenland
Von jedermann die Weisheit ſelbſt genannt.
Er fuͤhrt der Welt Gebuhrt, Form, Ordnung, Eigenſchafft,
Aus einer Hoͤchſten Macht und Hoͤchſten Weisheit her;
Nicht aber aus der blinden Krafft,
Vom Schickſal und vom Ungefehr.
Was wir von Socrates ſehr hohen Lehren leſen,
Zeigt einen hellen Glantz von einem Ew’gen Weſen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/43>, abgerufen am 27.07.2024.
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