Jst fast das Köstlichste auf grossen Gastereyen, Und füllt mit süssem Dufft Von weiten schon den Kreis der Lufft.
Der unerschöpffliche Gernch, den Ambra heget, So wie der Museus auch, macht, daß man wol erweget, Auf welche Weise sie so kleine Cörperlein, Jn solcher Zeiten Länge Hervor zu bringen fähig seyn, Und zwar in solcher Menge, Die in der Lufft verbreitet, umgeführet, Und durch so sanften Druck Gehirn und Nase rühret. Man wundert sich, Daß ihre Krafft sich endlich nicht verlieret. Allein, man darf nur dieses dencken, Daß die bewegte Theil, als unveränderlich, Ob sie sich gleich von ihrer Massa trennen, Sich um sie in der Ründe lencken. Damit wir dieses nun, als möglich, fassen können, Wie solch ein Ausfluß immer währe, Ohn daß ihn jemahls was vermindre, noch zerstöhre Von der empfindlichen und holden Süssigkeit; So dencke man nur dies dabey, Daß die Materie ohn Ende theilbar sey, Und daß ein Theil, wenns auch nicht sichtbar ist, Sich dennoch immer trenne, Und immer kleiner werden könne. Ja dieser Gegenwurff, wenn man ihn recht ermisst, Beweiset auf das neu,
Daß
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Von dem Geruch.
Jſt faſt das Koͤſtlichſte auf groſſen Gaſtereyen, Und fuͤllt mit ſuͤſſem Dufft Von weiten ſchon den Kreis der Lufft.
Der unerſchoͤpffliche Gernch, den Ambra heget, So wie der Muſeus auch, macht, daß man wol erweget, Auf welche Weiſe ſie ſo kleine Coͤrperlein, Jn ſolcher Zeiten Laͤnge Hervor zu bringen faͤhig ſeyn, Und zwar in ſolcher Menge, Die in der Lufft verbreitet, umgefuͤhret, Und durch ſo ſanften Druck Gehirn und Naſe ruͤhret. Man wundert ſich, Daß ihre Krafft ſich endlich nicht verlieret. Allein, man darf nur dieſes dencken, Daß die bewegte Theil, als unveraͤnderlich, Ob ſie ſich gleich von ihrer Maſſa trennen, Sich um ſie in der Ruͤnde lencken. Damit wir dieſes nun, als moͤglich, faſſen koͤnnen, Wie ſolch ein Ausfluß immer waͤhre, Ohn daß ihn jemahls was vermindre, noch zerſtoͤhre Von der empfindlichen und holden Suͤſſigkeit; So dencke man nur dies dabey, Daß die Materie ohn Ende theilbar ſey, Und daß ein Theil, wenns auch nicht ſichtbar iſt, Sich dennoch immer trenne, Und immer kleiner werden koͤnne. Ja dieſer Gegenwurff, wenn man ihn recht ermiſſt, Beweiſet auf das neu,
Daß
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Von dem Geruch.
Jſt faſt das Koͤſtlichſte auf groſſen Gaſtereyen,
Und fuͤllt mit ſuͤſſem Dufft
Von weiten ſchon den Kreis der Lufft.
Der unerſchoͤpffliche Gernch, den Ambra heget,
So wie der Muſeus auch, macht, daß man wol erweget,
Auf welche Weiſe ſie ſo kleine Coͤrperlein,
Jn ſolcher Zeiten Laͤnge
Hervor zu bringen faͤhig ſeyn,
Und zwar in ſolcher Menge,
Die in der Lufft verbreitet, umgefuͤhret,
Und durch ſo ſanften Druck Gehirn und Naſe ruͤhret.
Man wundert ſich,
Daß ihre Krafft ſich endlich nicht verlieret.
Allein, man darf nur dieſes dencken,
Daß die bewegte Theil, als unveraͤnderlich,
Ob ſie ſich gleich von ihrer Maſſa trennen,
Sich um ſie in der Ruͤnde lencken.
Damit wir dieſes nun, als moͤglich, faſſen koͤnnen,
Wie ſolch ein Ausfluß immer waͤhre,
Ohn daß ihn jemahls was vermindre, noch zerſtoͤhre
Von der empfindlichen und holden Suͤſſigkeit;
So dencke man nur dies dabey,
Daß die Materie ohn Ende theilbar ſey,
Und daß ein Theil, wenns auch nicht ſichtbar iſt,
Sich dennoch immer trenne,
Und immer kleiner werden koͤnne.
Ja dieſer Gegenwurff, wenn man ihn recht ermiſſt,
Beweiſet auf das neu,
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/385>, abgerufen am 24.11.2024.
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