Man kan durch den Geschmack, den diese Säffte Auf so viel Art in uns erwecken, Durch ihres Eindrucks viel und mannigfache Kräffte, Da sie bald süß, bald starck, bald scharff sind, das entdecken: Daß sie in uns allein. Doch was die Cörperchen, die sie erzeugen, seyn; Macht der drauf sinnende Verstand Uns nur allein bekannt.
Von Cörpern, welche schmackbar sind, Muß man sich vorzustellen wissen, Daß sich vom Gantzen abgerissen Viel kleine Cörper sondern mussen, Die aufs bewegliche Geweb', (aus den die Zungen Verwunderlich zusammen sind geschlungen;) Zu würcken fähig sind. Die Cörper, wie wir sehn, Vergnügen unsre Zung' auf tausend Art, Durch Theilchen, die beweglich, rund und zart. Durch andere, die lang und spitzig seyn, Druckt ihre Krafft sich ins Gehirn hinein, Die kräfftig in sie dringt und gehet: Worinn denn eigentlich des Schmeckens Krafft bestehet.
Wenn die Bewegung hart und strenge, Und daß der kleinen Cörper Menge, Wodurch die Nerven starck gedrücket seyn, Sehr spitzig, sich zu tieff in sie versencken; Mißfället uns der Druck, nimmt nus mit Eckel ein.
Wie
Von dem Geſchmack.
Man kan durch den Geſchmack, den dieſe Saͤffte Auf ſo viel Art in uns erwecken, Durch ihres Eindrucks viel und mannigfache Kraͤffte, Da ſie bald ſuͤß, bald ſtarck, bald ſcharff ſind, das entdecken: Daß ſie in uns allein. Doch was die Coͤrperchen, die ſie erzeugen, ſeyn; Macht der drauf ſinnende Verſtand Uns nur allein bekannt.
Von Coͤrpern, welche ſchmackbar ſind, Muß man ſich vorzuſtellen wiſſen, Daß ſich vom Gantzen abgeriſſen Viel kleine Coͤrper ſondern muſſen, Die aufs bewegliche Geweb’, (aus den die Zungen Verwunderlich zuſammen ſind geſchlungen;) Zu wuͤrcken faͤhig ſind. Die Coͤrper, wie wir ſehn, Vergnuͤgen unſre Zung’ auf tauſend Art, Durch Theilchen, die beweglich, rund und zart. Durch andere, die lang und ſpitzig ſeyn, Druckt ihre Krafft ſich ins Gehirn hinein, Die kraͤfftig in ſie dringt und gehet: Worinn denn eigentlich des Schmeckens Krafft beſtehet.
Wenn die Bewegung hart und ſtrenge, Und daß der kleinen Coͤrper Menge, Wodurch die Nerven ſtarck gedruͤcket ſeyn, Sehr ſpitzig, ſich zu tieff in ſie verſencken; Mißfaͤllet uns der Druck, nimmt nus mit Eckel ein.
Wie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0361"n="331"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von dem Geſchmack.</hi></fw><lb/><lgtype="poem"><l>Man kan durch den Geſchmack, den dieſe Saͤffte</l><lb/><l>Auf ſo viel Art in uns erwecken,</l><lb/><l>Durch ihres Eindrucks viel und mannigfache Kraͤffte,</l><lb/><l>Da ſie bald ſuͤß, bald ſtarck, bald ſcharff ſind, das entdecken:</l><lb/><l>Daß ſie in uns allein.</l><lb/><l>Doch was die Coͤrperchen, die ſie erzeugen, ſeyn;</l><lb/><l>Macht der drauf ſinnende Verſtand</l><lb/><l>Uns nur allein bekannt.</l></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">V</hi>on Coͤrpern, welche ſchmackbar ſind,</l><lb/><l>Muß man ſich vorzuſtellen wiſſen,</l><lb/><l>Daß ſich vom Gantzen abgeriſſen</l><lb/><l>Viel kleine Coͤrper ſondern muſſen,</l><lb/><l>Die aufs bewegliche Geweb’, (aus den die Zungen</l><lb/><l>Verwunderlich zuſammen ſind geſchlungen;)</l><lb/><l>Zu wuͤrcken faͤhig ſind. Die Coͤrper, wie wir ſehn,</l><lb/><l>Vergnuͤgen unſre Zung’ auf tauſend Art,</l><lb/><l>Durch Theilchen, die beweglich, rund und zart.</l><lb/><l>Durch andere, die lang und ſpitzig ſeyn,</l><lb/><l>Druckt ihre Krafft ſich ins Gehirn hinein,</l><lb/><l>Die kraͤfftig in ſie dringt und gehet:</l><lb/><l>Worinn denn eigentlich des Schmeckens Krafft beſtehet.</l></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">W</hi>enn die Bewegung hart und ſtrenge,</l><lb/><l>Und daß der kleinen Coͤrper Menge,</l><lb/><l>Wodurch die Nerven ſtarck gedruͤcket ſeyn,</l><lb/><l>Sehr ſpitzig, ſich zu tieff in ſie verſencken;</l><lb/><l>Mißfaͤllet uns der Druck, nimmt nus mit Eckel ein.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wie</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[331/0361]
Von dem Geſchmack.
Man kan durch den Geſchmack, den dieſe Saͤffte
Auf ſo viel Art in uns erwecken,
Durch ihres Eindrucks viel und mannigfache Kraͤffte,
Da ſie bald ſuͤß, bald ſtarck, bald ſcharff ſind, das entdecken:
Daß ſie in uns allein.
Doch was die Coͤrperchen, die ſie erzeugen, ſeyn;
Macht der drauf ſinnende Verſtand
Uns nur allein bekannt.
Von Coͤrpern, welche ſchmackbar ſind,
Muß man ſich vorzuſtellen wiſſen,
Daß ſich vom Gantzen abgeriſſen
Viel kleine Coͤrper ſondern muſſen,
Die aufs bewegliche Geweb’, (aus den die Zungen
Verwunderlich zuſammen ſind geſchlungen;)
Zu wuͤrcken faͤhig ſind. Die Coͤrper, wie wir ſehn,
Vergnuͤgen unſre Zung’ auf tauſend Art,
Durch Theilchen, die beweglich, rund und zart.
Durch andere, die lang und ſpitzig ſeyn,
Druckt ihre Krafft ſich ins Gehirn hinein,
Die kraͤfftig in ſie dringt und gehet:
Worinn denn eigentlich des Schmeckens Krafft beſtehet.
Wenn die Bewegung hart und ſtrenge,
Und daß der kleinen Coͤrper Menge,
Wodurch die Nerven ſtarck gedruͤcket ſeyn,
Sehr ſpitzig, ſich zu tieff in ſie verſencken;
Mißfaͤllet uns der Druck, nimmt nus mit Eckel ein.
Wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/361>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.