Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Von der Hitze und Kälte. Bewundert man nun dieses sehr, Auf welche Weise doch zwo Feuchtigkeiten Die, wenn sie einzeln kalt, als wenn es feurig wär, Sich von sich selbst erhitzen, brudeln, streiten Jn einem Augenblick, wo kommt das Feuer her, Worüber man sich so verwundern muß? Daher, dieweil der rundeu Cörper Fluß, Die sich begegnen, ihre Gänge Verstopffen, hindern, und sie enge Und schwierig machen: Da sie dann, So viel ein jeder immer kan, Was sie umgiebet, von sich drängen. Nichts kan so dann sich durch dieselbe zwängen, Als blos das erste Element, Wodurch die kleine Cörperlein Beweget seyn: Und durch die Stösse, die sie sich Einander so gar hefftiglich Und mit so strengem Triebe geben, Erregen sie in dieser kalten Fluth Solch eine schnelle Gluht. Es scheinet mit dem Kalck auch eben so zu gehn. Wenn seine kleine Theil entzündt, gebrennt, Mit Wasser angefeucht; zertheilt er sich und trennt, Umgeben und gedruckt vom ersten Element, Durch deren strengen Druck des Brennens Kräfft' entstehn. Und dieses lehret uns, wie in des Bergwercks Gründen Bey so verschiedenem Metall es gehen müsse, Wenn
Von der Hitze und Kaͤlte. Bewundert man nun dieſes ſehr, Auf welche Weiſe doch zwo Feuchtigkeiten Die, wenn ſie einzeln kalt, als wenn es feurig waͤr, Sich von ſich ſelbſt erhitzen, brudeln, ſtreiten Jn einem Augenblick, wo kommt das Feuer her, Woruͤber man ſich ſo verwundern muß? Daher, dieweil der rundeu Coͤrper Fluß, Die ſich begegnen, ihre Gaͤnge Verſtopffen, hindern, und ſie enge Und ſchwierig machen: Da ſie dann, So viel ein jeder immer kan, Was ſie umgiebet, von ſich draͤngen. Nichts kan ſo dann ſich durch dieſelbe zwaͤngen, Als blos das erſte Element, Wodurch die kleine Coͤrperlein Beweget ſeyn: Und durch die Stoͤſſe, die ſie ſich Einander ſo gar hefftiglich Und mit ſo ſtrengem Triebe geben, Erregen ſie in dieſer kalten Fluth Solch eine ſchnelle Gluht. Es ſcheinet mit dem Kalck auch eben ſo zu gehn. Wenn ſeine kleine Theil entzuͤndt, gebrennt, Mit Waſſer angefeucht; zertheilt er ſich und trennt, Umgeben und gedruckt vom erſten Element, Durch deren ſtrengen Druck des Brennens Kraͤfft’ entſtehn. Und dieſes lehret uns, wie in des Bergwercks Gruͤnden Bey ſo verſchiedenem Metall es gehen muͤſſe, Wenn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0347" n="317"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Hitze und Kaͤlte.</hi> </fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">B</hi>ewundert man nun dieſes ſehr,</l><lb/> <l>Auf welche Weiſe doch zwo Feuchtigkeiten</l><lb/> <l>Die, wenn ſie einzeln kalt, als wenn es feurig waͤr,</l><lb/> <l>Sich von ſich ſelbſt erhitzen, brudeln, ſtreiten</l><lb/> <l>Jn einem Augenblick, wo kommt das Feuer her,</l><lb/> <l>Woruͤber man ſich ſo verwundern muß?</l><lb/> <l>Daher, dieweil der rundeu Coͤrper Fluß,</l><lb/> <l>Die ſich begegnen, ihre Gaͤnge</l><lb/> <l>Verſtopffen, hindern, und ſie enge</l><lb/> <l>Und ſchwierig machen: Da ſie dann,</l><lb/> <l>So viel ein jeder immer kan,</l><lb/> <l>Was ſie umgiebet, von ſich draͤngen.</l><lb/> <l>Nichts kan ſo dann ſich durch dieſelbe zwaͤngen,</l><lb/> <l>Als blos das erſte Element,</l><lb/> <l>Wodurch die kleine Coͤrperlein</l><lb/> <l>Beweget ſeyn:</l><lb/> <l>Und durch die Stoͤſſe, die ſie ſich</l><lb/> <l>Einander ſo gar hefftiglich</l><lb/> <l>Und mit ſo ſtrengem Triebe geben,</l><lb/> <l>Erregen ſie in dieſer kalten Fluth</l><lb/> <l>Solch eine ſchnelle Gluht.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s ſcheinet mit dem Kalck auch eben ſo zu gehn.</l><lb/> <l>Wenn ſeine kleine Theil entzuͤndt, gebrennt,</l><lb/> <l>Mit Waſſer angefeucht; zertheilt er ſich und trennt,</l><lb/> <l>Umgeben und gedruckt vom erſten Element,</l><lb/> <l>Durch deren ſtrengen Druck des Brennens Kraͤfft’ entſtehn.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">U</hi>nd dieſes lehret uns, wie in des Bergwercks Gruͤnden</l><lb/> <l>Bey ſo verſchiedenem Metall es gehen muͤſſe,</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [317/0347]
Von der Hitze und Kaͤlte.
Bewundert man nun dieſes ſehr,
Auf welche Weiſe doch zwo Feuchtigkeiten
Die, wenn ſie einzeln kalt, als wenn es feurig waͤr,
Sich von ſich ſelbſt erhitzen, brudeln, ſtreiten
Jn einem Augenblick, wo kommt das Feuer her,
Woruͤber man ſich ſo verwundern muß?
Daher, dieweil der rundeu Coͤrper Fluß,
Die ſich begegnen, ihre Gaͤnge
Verſtopffen, hindern, und ſie enge
Und ſchwierig machen: Da ſie dann,
So viel ein jeder immer kan,
Was ſie umgiebet, von ſich draͤngen.
Nichts kan ſo dann ſich durch dieſelbe zwaͤngen,
Als blos das erſte Element,
Wodurch die kleine Coͤrperlein
Beweget ſeyn:
Und durch die Stoͤſſe, die ſie ſich
Einander ſo gar hefftiglich
Und mit ſo ſtrengem Triebe geben,
Erregen ſie in dieſer kalten Fluth
Solch eine ſchnelle Gluht.
Es ſcheinet mit dem Kalck auch eben ſo zu gehn.
Wenn ſeine kleine Theil entzuͤndt, gebrennt,
Mit Waſſer angefeucht; zertheilt er ſich und trennt,
Umgeben und gedruckt vom erſten Element,
Durch deren ſtrengen Druck des Brennens Kraͤfft’ entſtehn.
Und dieſes lehret uns, wie in des Bergwercks Gruͤnden
Bey ſo verſchiedenem Metall es gehen muͤſſe,
Wenn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |