Jn dieser hefftigen Bewegungs-Krafft Besteht des Feuers Grund und Eigenschafft. Da seine Krafft so groß zu trennen und zu scheiden; So muß, um selbige zu treiben und zu regen, Es sich nothwendig selbst bewegen.
Die Gluht, die, wenn sie nah', in uns die Spitzen senckt, Und, da sie auf uns würckt, wie scharffes Eisen pfleget, Uns einen herben Schmertz erreget; Erregt uns, wenn sie nicht so weit von uns gelenckt, Durch ihrer Hitze sanfftes Spiel, Ein kützelnd angenehm Gefühl'.
Damit es sich entzünd': auch daß es lange währe; So muß das Feur verborg'ne Nahrung finden Von Theilchen, die sich leicht entbinden, Damit es sich an selben nähre. Allein, muß etwas gleich ihm stets die Nahrung reichen; So muß zugleich die Lufft auch seinem Triebe weichen. Daher bekömmt die Gluht das flüchtige Bewegen, Wodurch die Theilchen sich im Circkel immer regen, Als welche sonst sich nicht erheben könnten, Wofern die Lufft, als die ihr Druck verdringt, Nicht eine andre zwingt Denselben Platz, den sie verlassen, Geschwinde wiederum zu fassen. Die Gluht vertreibet stets die Lufft, so sie umschränckt Durch ihren schnellen Druck. Die Lufft, um ihr nun leicht den Durchgang zu bereiten, Wird zu der Gluht im Circkel stets gelenckt.
Die
U 2
Von der Hitze und Kaͤlte.
Jn dieſer hefftigen Bewegungs-Krafft Beſteht des Feuers Grund und Eigenſchafft. Da ſeine Krafft ſo groß zu trennen und zu ſcheiden; So muß, um ſelbige zu treiben und zu regen, Es ſich nothwendig ſelbſt bewegen.
Die Gluht, die, wenn ſie nah’, in uns die Spitzen ſenckt, Und, da ſie auf uns wuͤrckt, wie ſcharffes Eiſen pfleget, Uns einen herben Schmertz erreget; Erregt uns, wenn ſie nicht ſo weit von uns gelenckt, Durch ihrer Hitze ſanfftes Spiel, Ein kuͤtzelnd angenehm Gefuͤhl’.
Damit es ſich entzuͤnd’: auch daß es lange waͤhre; So muß das Feur verborg’ne Nahrung finden Von Theilchen, die ſich leicht entbinden, Damit es ſich an ſelben naͤhre. Allein, muß etwas gleich ihm ſtets die Nahrung reichen; So muß zugleich die Lufft auch ſeinem Triebe weichen. Daher bekoͤmmt die Gluht das fluͤchtige Bewegen, Wodurch die Theilchen ſich im Circkel immer regen, Als welche ſonſt ſich nicht erheben koͤnnten, Wofern die Lufft, als die ihr Druck verdringt, Nicht eine andre zwingt Denſelben Platz, den ſie verlaſſen, Geſchwinde wiederum zu faſſen. Die Gluht vertreibet ſtets die Lufft, ſo ſie umſchraͤnckt Durch ihren ſchnellen Druck. Die Lufft, um ihr nun leicht den Durchgang zu bereiten, Wird zu der Gluht im Circkel ſtets gelenckt.
Die
U 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0337"n="307"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der Hitze und Kaͤlte.</hi></fw><lb/><lgtype="poem"><l>Jn dieſer hefftigen Bewegungs-Krafft</l><lb/><l>Beſteht des Feuers Grund und Eigenſchafft.</l><lb/><l>Da ſeine Krafft ſo groß zu trennen und zu ſcheiden;</l><lb/><l>So muß, um ſelbige zu treiben und zu regen,</l><lb/><l>Es ſich nothwendig ſelbſt bewegen.</l></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">D</hi>ie Gluht, die, wenn ſie nah’, in uns die Spitzen ſenckt,</l><lb/><l>Und, da ſie auf uns wuͤrckt, wie ſcharffes Eiſen pfleget,</l><lb/><l>Uns einen herben Schmertz erreget;</l><lb/><l>Erregt uns, wenn ſie nicht ſo weit von uns gelenckt,</l><lb/><l>Durch ihrer Hitze ſanfftes Spiel,</l><lb/><l>Ein kuͤtzelnd angenehm Gefuͤhl’.</l></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">D</hi>amit es ſich entzuͤnd’: auch daß es lange waͤhre;</l><lb/><l>So muß das Feur verborg’ne Nahrung finden</l><lb/><l>Von Theilchen, die ſich leicht entbinden,</l><lb/><l>Damit es ſich an ſelben naͤhre.</l><lb/><l>Allein, muß etwas gleich ihm ſtets die Nahrung reichen;</l><lb/><l>So muß zugleich die Lufft auch ſeinem Triebe weichen.</l><lb/><l>Daher bekoͤmmt die Gluht das fluͤchtige Bewegen,</l><lb/><l>Wodurch die Theilchen ſich im Circkel immer regen,</l><lb/><l>Als welche ſonſt ſich nicht erheben koͤnnten,</l><lb/><l>Wofern die Lufft, als die ihr Druck verdringt,</l><lb/><l>Nicht eine andre zwingt</l><lb/><l>Denſelben Platz, den ſie verlaſſen,</l><lb/><l>Geſchwinde wiederum zu faſſen.</l><lb/><l>Die Gluht vertreibet ſtets die Lufft, ſo ſie umſchraͤnckt</l><lb/><l>Durch ihren ſchnellen Druck.</l><lb/><l>Die Lufft, um ihr nun leicht den Durchgang zu bereiten,</l><lb/><l>Wird zu der Gluht im Circkel ſtets gelenckt.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">U 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[307/0337]
Von der Hitze und Kaͤlte.
Jn dieſer hefftigen Bewegungs-Krafft
Beſteht des Feuers Grund und Eigenſchafft.
Da ſeine Krafft ſo groß zu trennen und zu ſcheiden;
So muß, um ſelbige zu treiben und zu regen,
Es ſich nothwendig ſelbſt bewegen.
Die Gluht, die, wenn ſie nah’, in uns die Spitzen ſenckt,
Und, da ſie auf uns wuͤrckt, wie ſcharffes Eiſen pfleget,
Uns einen herben Schmertz erreget;
Erregt uns, wenn ſie nicht ſo weit von uns gelenckt,
Durch ihrer Hitze ſanfftes Spiel,
Ein kuͤtzelnd angenehm Gefuͤhl’.
Damit es ſich entzuͤnd’: auch daß es lange waͤhre;
So muß das Feur verborg’ne Nahrung finden
Von Theilchen, die ſich leicht entbinden,
Damit es ſich an ſelben naͤhre.
Allein, muß etwas gleich ihm ſtets die Nahrung reichen;
So muß zugleich die Lufft auch ſeinem Triebe weichen.
Daher bekoͤmmt die Gluht das fluͤchtige Bewegen,
Wodurch die Theilchen ſich im Circkel immer regen,
Als welche ſonſt ſich nicht erheben koͤnnten,
Wofern die Lufft, als die ihr Druck verdringt,
Nicht eine andre zwingt
Denſelben Platz, den ſie verlaſſen,
Geſchwinde wiederum zu faſſen.
Die Gluht vertreibet ſtets die Lufft, ſo ſie umſchraͤnckt
Durch ihren ſchnellen Druck.
Die Lufft, um ihr nun leicht den Durchgang zu bereiten,
Wird zu der Gluht im Circkel ſtets gelenckt.
Die
U 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/337>, abgerufen am 17.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.