Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Betracht. über die Ordn. Dauer der Welt. Würd' alles alsobald, So bald es wieder frey, sich augenblicks bequemen, Und eben diesen Weg, den wir anitzo sehn, Von neuen wieder gehn. Man würde wiederum dieselbe Ordnung finden; Es würde, wie zuvor, in jenen tieffen Gründen, Das helle Sternen-Heer, womit die Nacht sich schmückt, Von neuen wiederum erblickt. Die Erde, Fluht und Lufft, der Himmel, Sonn und Sterne, Die stünden, wie vorhin, in ihrer Stell' und Ferne. Ecphantes, Philolas, Cassin, Copernicus, De Brahe, Kepler, Galiläus; O welch unendliches Vergnügen muß Euch eure Seelen doch erfüllet haben! Wenn euer schneller Geist sich Himmel aufgeschwungen, Und ihr die dicke Nacht, in welcher wir vergraben, Mit regen Fluge durchgedrungen, Und in den allerhöchsten Höh'n Die Wunder unverhüllt geseh'n. Was hat Cartesius für tieffe Lust empfunden, Als Egmonds lange Einsamkeit Zum dencken ihm vergönnt so viel Gelegenheit, Jn welcher er der Welt Zusammenhang gefunden. Die ihm das Welt-Gebän fast von einander nahm, Daß er auf die geheim- und innre Räder kam, Die er so deutlich sah', in solcher Ordnung, gehen, Als ob er sie vom Anfang werden sehen. O
Betracht. uͤber die Ordn. Dauer der Welt. Wuͤrd’ alles alſobald, So bald es wieder frey, ſich augenblicks bequemen, Und eben dieſen Weg, den wir anitzo ſehn, Von neuen wieder gehn. Man wuͤrde wiederum dieſelbe Ordnung finden; Es wuͤrde, wie zuvor, in jenen tieffen Gruͤnden, Das helle Sternen-Heer, womit die Nacht ſich ſchmuͤckt, Von neuen wiederum erblickt. Die Erde, Fluht und Lufft, der Himmel, Sonn und Sterne, Die ſtuͤnden, wie vorhin, in ihrer Stell’ und Ferne. Ecphantes, Philolas, Caſſin, Copernicus, De Brahe, Kepler, Galilaͤus; O welch unendliches Vergnuͤgen muß Euch eure Seelen doch erfuͤllet haben! Wenn euer ſchneller Geiſt ſich Himmel aufgeſchwungen, Und ihr die dicke Nacht, in welcher wir vergraben, Mit regen Fluge durchgedrungen, Und in den allerhoͤchſten Hoͤh’n Die Wunder unverhuͤllt geſeh’n. Was hat Carteſius fuͤr tieffe Luſt empfunden, Als Egmonds lange Einſamkeit Zum dencken ihm vergoͤnnt ſo viel Gelegenheit, Jn welcher er der Welt Zuſammenhang gefunden. Die ihm das Welt-Gebaͤn faſt von einander nahm, Daß er auf die geheim- und innre Raͤder kam, Die er ſo deutlich ſah’, in ſolcher Ordnung, gehen, Als ob er ſie vom Anfang werden ſehen. O
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Betracht. uͤber die Ordn. Dauer der Welt.
Wuͤrd’ alles alſobald,
So bald es wieder frey, ſich augenblicks bequemen,
Und eben dieſen Weg, den wir anitzo ſehn,
Von neuen wieder gehn.
Man wuͤrde wiederum dieſelbe Ordnung finden;
Es wuͤrde, wie zuvor, in jenen tieffen Gruͤnden,
Das helle Sternen-Heer, womit die Nacht ſich ſchmuͤckt,
Von neuen wiederum erblickt.
Die Erde, Fluht und Lufft, der Himmel, Sonn und Sterne,
Die ſtuͤnden, wie vorhin, in ihrer Stell’ und Ferne.
Ecphantes, Philolas, Caſſin, Copernicus,
De Brahe, Kepler, Galilaͤus;
O welch unendliches Vergnuͤgen muß
Euch eure Seelen doch erfuͤllet haben!
Wenn euer ſchneller Geiſt ſich Himmel aufgeſchwungen,
Und ihr die dicke Nacht, in welcher wir vergraben,
Mit regen Fluge durchgedrungen,
Und in den allerhoͤchſten Hoͤh’n
Die Wunder unverhuͤllt geſeh’n.
Was hat Carteſius fuͤr tieffe Luſt empfunden,
Als Egmonds lange Einſamkeit
Zum dencken ihm vergoͤnnt ſo viel Gelegenheit,
Jn welcher er der Welt Zuſammenhang gefunden.
Die ihm das Welt-Gebaͤn faſt von einander nahm,
Daß er auf die geheim- und innre Raͤder kam,
Die er ſo deutlich ſah’, in ſolcher Ordnung, gehen,
Als ob er ſie vom Anfang werden ſehen.
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