Ein solcher Vorzug krönt Dein Haupt Mit ewig-frischen Lorbeer-Zweigen, Die sich um wenig Schläfen beugen, Seitdem sie Opitzs Haar umlaubt, Die nur der Preiß der besten Flöten, Der Lohn der schönsten Lieder sind, Von den der Pöbel der Poeten, Der schwätzge Schwarm, kein Blatt gewinnt.
Beglückte Teutschen! kommt und seht Den Werth der Brockssischen Gedichte, Drin so viel Blumen, so viel Früchte, So viele Zier und Majestät, So viel Erbauung, so viel Leben, So viele Wahrheit, so viel Geist, Gelegenheit zum Zweifel geben, Durch was Er sich am grösten weist.
Erkennet dieß und legt dabey Die Last der Vorurtheile nieder, Als ob der Schall der fremden Lieder Weit schmeichelnder, als unsrer sey. Erwacht aus euren blinden Träumen Und schaut den Schatz, den ihr besitzt Und sprecht, ob dann in andern Reimen Ein rein-und lichtres Feuer blitzt.
Erlernt der Teutschen Sprache Kraft, Erlernt, wie weit sie sich erstrecket, Und wißt, wie bündig sie entdecket Der Cörper Form und Eigenschaft. Darf man ob ihrer Armuht klagen, Da sie uns solche Wunder lehrt, Wovon das Kleinste vorzutragen Ein Nachdruck seltner Art gehört?
Die
Ein ſolcher Vorzug kroͤnt Dein Haupt Mit ewig-friſchen Lorbeer-Zweigen, Die ſich um wenig Schlaͤfen beugen, Seitdem ſie Opitzs Haar umlaubt, Die nur der Preiß der beſten Floͤten, Der Lohn der ſchoͤnſten Lieder ſind, Von den der Poͤbel der Poeten, Der ſchwaͤtzge Schwarm, kein Blatt gewinnt.
Begluͤckte Teutſchen! kommt und ſeht Den Werth der Brocksſiſchen Gedichte, Drin ſo viel Blumen, ſo viel Fruͤchte, So viele Zier und Majeſtaͤt, So viel Erbauung, ſo viel Leben, So viele Wahrheit, ſo viel Geiſt, Gelegenheit zum Zweifel geben, Durch was Er ſich am groͤſten weiſt.
Erkennet dieß und legt dabey Die Laſt der Vorurtheile nieder, Als ob der Schall der fremden Lieder Weit ſchmeichelnder, als unſrer ſey. Erwacht aus euren blinden Traͤumen Und ſchaut den Schatz, den ihr beſitzt Und ſprecht, ob dann in andern Reimen Ein rein-und lichtres Feuer blitzt.
Erlernt der Teutſchen Sprache Kraft, Erlernt, wie weit ſie ſich erſtrecket, Und wißt, wie buͤndig ſie entdecket Der Coͤrper Form und Eigenſchaft. Darf man ob ihrer Armuht klagen, Da ſie uns ſolche Wunder lehrt, Wovon das Kleinſte vorzutragen Ein Nachdruck ſeltner Art gehoͤrt?
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[0029]
Ein ſolcher Vorzug kroͤnt Dein Haupt
Mit ewig-friſchen Lorbeer-Zweigen,
Die ſich um wenig Schlaͤfen beugen,
Seitdem ſie Opitzs Haar umlaubt,
Die nur der Preiß der beſten Floͤten,
Der Lohn der ſchoͤnſten Lieder ſind,
Von den der Poͤbel der Poeten,
Der ſchwaͤtzge Schwarm, kein Blatt gewinnt.
Begluͤckte Teutſchen! kommt und ſeht
Den Werth der Brocksſiſchen Gedichte,
Drin ſo viel Blumen, ſo viel Fruͤchte,
So viele Zier und Majeſtaͤt,
So viel Erbauung, ſo viel Leben,
So viele Wahrheit, ſo viel Geiſt,
Gelegenheit zum Zweifel geben,
Durch was Er ſich am groͤſten weiſt.
Erkennet dieß und legt dabey
Die Laſt der Vorurtheile nieder,
Als ob der Schall der fremden Lieder
Weit ſchmeichelnder, als unſrer ſey.
Erwacht aus euren blinden Traͤumen
Und ſchaut den Schatz, den ihr beſitzt
Und ſprecht, ob dann in andern Reimen
Ein rein-und lichtres Feuer blitzt.
Erlernt der Teutſchen Sprache Kraft,
Erlernt, wie weit ſie ſich erſtrecket,
Und wißt, wie buͤndig ſie entdecket
Der Coͤrper Form und Eigenſchaft.
Darf man ob ihrer Armuht klagen,
Da ſie uns ſolche Wunder lehrt,
Wovon das Kleinſte vorzutragen
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/29>, abgerufen am 21.11.2024.
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