Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Von der Subtilen Materie.
Von der Subtilen Materie.
Da zwischen Cörpern nun ein Leer unmüglich;
So würckt ein Stoff, der nicht in unsre Sinne dringt,
Und welchen die Bewegung doch gar füglich
An alle Orte bringt;
Die wunderbaren Ding', die unsre Augen
Nicht gnugsam zu bewundern taugen.
Die Furcht des Leeren ist ein eitler Nahm' allein,
Jndem uns die Erfahrung lehret,
Daß alle Cörper hol durchröhret,
Und von dem Himmels-Stoff, der so gar düun und fein,
Auch stets bereit sie durchzudringen;
Gar leichtlich durchzudringen seyn.

Es zeigt die Lufft, so man zusammen drängt und presst,
Jn einen kleinen Raum, durch enge Röhren,
Daß die Struetur von ihren Cörperlein,
So nicht einmal zu sehen seyn,
Doch andern noch den Durchgang lässt.
Man sieht durch diesen Druck die Oeffnungen der Lufft,
Erfüllt mit solchem dünnen Dufft;
Wogegen sie selbst grob. Ein Stoff, der allezeit
Jn unveränderlich-stets reger Flüchtigkeit.
Der, da er die Figur zu ändern stets geschickt,
Sich in die Oeffnungen der andern Cörper drückt,
Die so verschiedlich sind. Der das Bewegen lehrt,
Jndem er seine Krafft beym kleinsten Druck vermehrt.
Es
Q
Von der Subtilen Materie.
Von der Subtilen Materie.
Da zwiſchen Coͤrpern nun ein Leer unmuͤglich;
So wuͤrckt ein Stoff, der nicht in unſre Sinne dringt,
Und welchen die Bewegung doch gar fuͤglich
An alle Orte bringt;
Die wunderbaren Ding’, die unſre Augen
Nicht gnugſam zu bewundern taugen.
Die Furcht des Leeren iſt ein eitler Nahm’ allein,
Jndem uns die Erfahrung lehret,
Daß alle Coͤrper hol durchroͤhret,
Und von dem Himmels-Stoff, der ſo gar duͤun und fein,
Auch ſtets bereit ſie durchzudringen;
Gar leichtlich durchzudringen ſeyn.

Es zeigt die Lufft, ſo man zuſammen draͤngt und preſſt,
Jn einen kleinen Raum, durch enge Roͤhren,
Daß die Struetur von ihren Coͤrperlein,
So nicht einmal zu ſehen ſeyn,
Doch andern noch den Durchgang laͤſſt.
Man ſieht durch dieſen Druck die Oeffnungen der Lufft,
Erfüllt mit ſolchem duͤnnen Dufft;
Wogegen ſie ſelbſt grob. Ein Stoff, der allezeit
Jn unveraͤnderlich-ſtets reger Fluͤchtigkeit.
Der, da er die Figur zu aͤndern ſtets geſchickt,
Sich in die Oeffnungen der andern Coͤrper druͤckt,
Die ſo verſchiedlich ſind. Der das Bewegen lehrt,
Jndem er ſeine Krafft beym kleinſten Druck vermehrt.
Es
Q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0271" n="241"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Subtilen Materie.</hi> </fw><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Von der Subtilen Materie.</hi> </head><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>a zwi&#x017F;chen Co&#x0364;rpern nun ein <hi rendition="#fr">Leer</hi> unmu&#x0364;glich;</l><lb/>
                <l>So wu&#x0364;rckt ein Stoff, der nicht in un&#x017F;re Sinne dringt,</l><lb/>
                <l>Und welchen die Bewegung doch gar fu&#x0364;glich</l><lb/>
                <l>An alle Orte bringt;</l><lb/>
                <l>Die wunderbaren Ding&#x2019;, die un&#x017F;re Augen</l><lb/>
                <l>Nicht gnug&#x017F;am zu bewundern taugen.</l><lb/>
                <l>Die Furcht des <hi rendition="#fr">Leeren</hi> i&#x017F;t ein eitler Nahm&#x2019; allein,</l><lb/>
                <l>Jndem uns die Erfahrung lehret,</l><lb/>
                <l>Daß alle Co&#x0364;rper hol durchro&#x0364;hret,</l><lb/>
                <l>Und von dem Himmels-Stoff, der &#x017F;o gar du&#x0364;un und fein,</l><lb/>
                <l>Auch &#x017F;tets bereit &#x017F;ie durchzudringen;</l><lb/>
                <l>Gar leichtlich durchzudringen &#x017F;eyn.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">E</hi>s zeigt die Lufft, &#x017F;o man zu&#x017F;ammen dra&#x0364;ngt und pre&#x017F;&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Jn einen kleinen Raum, durch enge Ro&#x0364;hren,</l><lb/>
                <l>Daß die Struetur von ihren Co&#x0364;rperlein,</l><lb/>
                <l>So nicht einmal zu &#x017F;ehen &#x017F;eyn,</l><lb/>
                <l>Doch andern noch den Durchgang la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t.</l><lb/>
                <l>Man &#x017F;ieht durch die&#x017F;en Druck die Oeffnungen der Lufft,</l><lb/>
                <l>Erfüllt mit &#x017F;olchem du&#x0364;nnen Dufft;</l><lb/>
                <l>Wogegen &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t grob. Ein Stoff, der allezeit</l><lb/>
                <l>Jn unvera&#x0364;nderlich-&#x017F;tets reger Flu&#x0364;chtigkeit.</l><lb/>
                <l>Der, da er die Figur zu a&#x0364;ndern &#x017F;tets ge&#x017F;chickt,</l><lb/>
                <l>Sich in die Oeffnungen der andern Co&#x0364;rper dru&#x0364;ckt,</l><lb/>
                <l>Die &#x017F;o ver&#x017F;chiedlich &#x017F;ind. Der das Bewegen lehrt,</l><lb/>
                <l>Jndem er &#x017F;eine Krafft beym klein&#x017F;ten Druck vermehrt.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">Q</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0271] Von der Subtilen Materie. Von der Subtilen Materie. Da zwiſchen Coͤrpern nun ein Leer unmuͤglich; So wuͤrckt ein Stoff, der nicht in unſre Sinne dringt, Und welchen die Bewegung doch gar fuͤglich An alle Orte bringt; Die wunderbaren Ding’, die unſre Augen Nicht gnugſam zu bewundern taugen. Die Furcht des Leeren iſt ein eitler Nahm’ allein, Jndem uns die Erfahrung lehret, Daß alle Coͤrper hol durchroͤhret, Und von dem Himmels-Stoff, der ſo gar duͤun und fein, Auch ſtets bereit ſie durchzudringen; Gar leichtlich durchzudringen ſeyn. Es zeigt die Lufft, ſo man zuſammen draͤngt und preſſt, Jn einen kleinen Raum, durch enge Roͤhren, Daß die Struetur von ihren Coͤrperlein, So nicht einmal zu ſehen ſeyn, Doch andern noch den Durchgang laͤſſt. Man ſieht durch dieſen Druck die Oeffnungen der Lufft, Erfüllt mit ſolchem duͤnnen Dufft; Wogegen ſie ſelbſt grob. Ein Stoff, der allezeit Jn unveraͤnderlich-ſtets reger Fluͤchtigkeit. Der, da er die Figur zu aͤndern ſtets geſchickt, Sich in die Oeffnungen der andern Coͤrper druͤckt, Die ſo verſchiedlich ſind. Der das Bewegen lehrt, Jndem er ſeine Krafft beym kleinſten Druck vermehrt. Es Q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/271
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/271>, abgerufen am 24.11.2024.