Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Von der Sonne, Planeten, Firmament. So zeigt sich früh das Licht, das sich des Nachts versteckt. Auf unserm Welt-Theil, der sich reget, Geht alles, folget sich und wird beweget. Durch die Bewegung nun, ob wir sie gleich nicht spüren, Muß unsre Helffte dann ihr Licht verlieren; Wenn sich das Licht der andern Helffte zeigt. Man meinet, daß die Sonn uns naht, sich hebt und neigt, Daß sie uns früh die Pracht des Tages schencket, Und uns des Nachts in Schatten sencket. Die Erde geht von ihrem Ort, Um einen Grad alltäglich weiter fort, Wodurch die Sonne, so uns scheinet, als ob sie Um einem Grad sey fort gereiset Jn der Eccliptica, uns früh Jn ihrem Stand ein' Aendrung weiset. Da, wo die Linie, die man Darum so Tag-als Nacht gleichmachend nennet, Weil sie der Erden Rund in gleiche Theile trennet, Wo sie die Sonne stets in Gleichheit treffen kan; Sind Täg und Nächte gleich. Was aber nach der Lage Nach beyden Angeln weicht, Hat Graden-Weis, bald lang' bald kürtzre Nächt' und Tage. Die Regel trifft bey Süd' und Norden ein: So daß so wol Jm Süder-als im Norder-Pol Die Völcker, die einander gantz entgegen, Nach einerley Gesetzen sich bewegen. Sechs Monat währt die Nacht, und sechs des Tages Schein. Wenn
Von der Sonne, Planeten, Firmament. So zeigt ſich fruͤh das Licht, das ſich des Nachts verſteckt. Auf unſerm Welt-Theil, der ſich reget, Geht alles, folget ſich und wird beweget. Durch die Bewegung nun, ob wir ſie gleich nicht ſpuͤren, Muß unſre Helffte dann ihr Licht verlieren; Wenn ſich das Licht der andern Helffte zeigt. Man meinet, daß die Sonn uns naht, ſich hebt und neigt, Daß ſie uns fruͤh die Pracht des Tages ſchencket, Und uns des Nachts in Schatten ſencket. Die Erde geht von ihrem Ort, Um einen Grad alltaͤglich weiter fort, Wodurch die Sonne, ſo uns ſcheinet, als ob ſie Um einem Grad ſey fort gereiſet Jn der Eccliptica, uns fruͤh Jn ihrem Stand ein’ Aendrung weiſet. Da, wo die Linie, die man Darum ſo Tag-als Nacht gleichmachend nennet, Weil ſie der Erden Rund in gleiche Theile trennet, Wo ſie die Sonne ſtets in Gleichheit treffen kan; Sind Taͤg und Naͤchte gleich. Was aber nach der Lage Nach beyden Angeln weicht, Hat Graden-Weis, bald lang’ bald kuͤrtzre Naͤcht’ und Tage. Die Regel trifft bey Suͤd’ und Norden ein: So daß ſo wol Jm Suͤder-als im Norder-Pol Die Voͤlcker, die einander gantz entgegen, Nach einerley Geſetzen ſich bewegen. Sechs Monat waͤhrt die Nacht, und ſechs des Tages Schein. Wenn
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Von der Sonne, Planeten, Firmament.
So zeigt ſich fruͤh das Licht, das ſich des Nachts verſteckt.
Auf unſerm Welt-Theil, der ſich reget,
Geht alles, folget ſich und wird beweget.
Durch die Bewegung nun, ob wir ſie gleich nicht ſpuͤren,
Muß unſre Helffte dann ihr Licht verlieren;
Wenn ſich das Licht der andern Helffte zeigt.
Man meinet, daß die Sonn uns naht, ſich hebt und neigt,
Daß ſie uns fruͤh die Pracht des Tages ſchencket,
Und uns des Nachts in Schatten ſencket.
Die Erde geht von ihrem Ort,
Um einen Grad alltaͤglich weiter fort,
Wodurch die Sonne, ſo uns ſcheinet, als ob ſie
Um einem Grad ſey fort gereiſet
Jn der Eccliptica, uns fruͤh
Jn ihrem Stand ein’ Aendrung weiſet.
Da, wo die Linie, die man
Darum ſo Tag-als Nacht gleichmachend nennet,
Weil ſie der Erden Rund in gleiche Theile trennet,
Wo ſie die Sonne ſtets in Gleichheit treffen kan;
Sind Taͤg und Naͤchte gleich. Was aber nach der Lage
Nach beyden Angeln weicht,
Hat Graden-Weis, bald lang’ bald kuͤrtzre Naͤcht’ und Tage.
Die Regel trifft bey Suͤd’ und Norden ein:
So daß ſo wol
Jm Suͤder-als im Norder-Pol
Die Voͤlcker, die einander gantz entgegen,
Nach einerley Geſetzen ſich bewegen.
Sechs Monat waͤhrt die Nacht, und ſechs des Tages Schein.
Wenn
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