Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Elementen.
So, daß sie zur Bewegung sich zu lencken,
Bereit und fertig sey. Sie fang auch würcklich an,
So, daß auch selbst das Aug es sehen kan.
Auf! lasst uns dann, so weit ein menschlich Auge sieht,
Des Grossen Schöpffers Thun zu sehen, seyn bemüht.
Wenn er von diesem Stoff will eine Welt formiren,
Theilt er vermuhtlich ihn in Cubos ein,
Die nicht von gleicher Art. Die Theilung zu vollführen,
Jn lauter runde Cörperlein,
Wird unbegreifflich seyn.
Wenn Kugeln bey einander liegen,
So können sie, wie es bekannt,
Sich so nicht fügen:
Es wird der Raum nicht voll, es bleibt ein Zwischen-Stand.
Man stelle sich nun vor, daß diese gantze Last
Jn einem Kreyse sich bewege,
Daß von den Theilchen auch, ohn alle Rast,
Ein jedes ins besondere sich rege.
So wird, von doppelter Bewegung fort gerissen,
Das Gantze ja dem Druck des Circkels folgen müssen.
Ein kleiner Cubus nun bricht an den Ecken:
Da solche Ecken nun den andern an der Seiten
Beständig hin und wieder gleiten;
So kans vermuhtlich sich nicht anders finden,
Es muß der Cubus sich abstossen, ändern, ründen.
Wann nun in der Natur
Sich die geringste Spur
Von Leeren nicht begreiffen lässt,
Wie diese Meinung ja vermuhtlich fest,
Und
K 2
Von den Elementen.
So, daß ſie zur Bewegung ſich zu lencken,
Bereit und fertig ſey. Sie fang auch wuͤrcklich an,
So, daß auch ſelbſt das Aug es ſehen kan.
Auf! laſſt uns dann, ſo weit ein menſchlich Auge ſieht,
Des Groſſen Schoͤpffers Thun zu ſehen, ſeyn bemuͤht.
Wenn er von dieſem Stoff will eine Welt formiren,
Theilt er vermuhtlich ihn in Cubos ein,
Die nicht von gleicher Art. Die Theilung zu vollfuͤhren,
Jn lauter runde Coͤrperlein,
Wird unbegreifflich ſeyn.
Wenn Kugeln bey einander liegen,
So koͤnnen ſie, wie es bekannt,
Sich ſo nicht fuͤgen:
Es wird der Raum nicht voll, es bleibt ein Zwiſchen-Stand.
Man ſtelle ſich nun vor, daß dieſe gantze Laſt
Jn einem Kreyſe ſich bewege,
Daß von den Theilchen auch, ohn alle Raſt,
Ein jedes ins beſondere ſich rege.
So wird, von doppelter Bewegung fort geriſſen,
Das Gantze ja dem Druck des Circkels folgen muͤſſen.
Ein kleiner Cubus nun bricht an den Ecken:
Da ſolche Ecken nun den andern an der Seiten
Beſtaͤndig hin und wieder gleiten;
So kans vermuhtlich ſich nicht anders finden,
Es muß der Cubus ſich abſtoſſen, aͤndern, ruͤnden.
Wann nun in der Natur
Sich die geringſte Spur
Von Leeren nicht begreiffen laͤſſt,
Wie dieſe Meinung ja vermuhtlich feſt,
Und
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0177" n="147"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Elementen.</hi> </fw><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>So, daß &#x017F;ie zur Bewegung &#x017F;ich zu lencken,</l><lb/>
                <l>Bereit und fertig &#x017F;ey. Sie fang auch wu&#x0364;rcklich an,</l><lb/>
                <l>So, daß auch &#x017F;elb&#x017F;t das Aug es &#x017F;ehen kan.</l><lb/>
                <l>Auf! la&#x017F;&#x017F;t uns dann, &#x017F;o weit ein men&#x017F;chlich Auge &#x017F;ieht,</l><lb/>
                <l>Des <hi rendition="#fr">Gro&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;pffers</hi> Thun zu &#x017F;ehen, &#x017F;eyn bemu&#x0364;ht.</l>
              </lg><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Wenn er von die&#x017F;em Stoff will eine Welt formiren,</l><lb/>
                <l>Theilt er vermuhtlich ihn in Cubos ein,</l><lb/>
                <l>Die nicht von gleicher Art. Die Theilung zu vollfu&#x0364;hren,</l><lb/>
                <l>Jn lauter runde Co&#x0364;rperlein,</l><lb/>
                <l>Wird unbegreifflich &#x017F;eyn.</l><lb/>
                <l>Wenn Kugeln bey einander liegen,</l><lb/>
                <l>So ko&#x0364;nnen &#x017F;ie, wie es bekannt,</l><lb/>
                <l>Sich &#x017F;o nicht fu&#x0364;gen:</l><lb/>
                <l>Es wird der Raum nicht voll, es bleibt ein Zwi&#x017F;chen-Stand.</l><lb/>
                <l>Man &#x017F;telle &#x017F;ich nun vor, daß die&#x017F;e gantze La&#x017F;t</l><lb/>
                <l>Jn einem Krey&#x017F;e &#x017F;ich bewege,</l><lb/>
                <l>Daß von den Theilchen auch, ohn alle Ra&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Ein jedes ins be&#x017F;ondere &#x017F;ich rege.</l><lb/>
                <l>So wird, von doppelter Bewegung fort geri&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Das Gantze ja dem Druck des Circkels folgen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
                <l>Ein kleiner Cubus nun bricht an den Ecken:</l><lb/>
                <l>Da &#x017F;olche Ecken nun den andern an der Seiten</l><lb/>
                <l>Be&#x017F;ta&#x0364;ndig hin und wieder gleiten;</l><lb/>
                <l>So kans vermuhtlich &#x017F;ich nicht anders finden,</l><lb/>
                <l>Es muß der Cubus &#x017F;ich ab&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, a&#x0364;ndern, ru&#x0364;nden.</l><lb/>
                <l>Wann nun in der Natur</l><lb/>
                <l>Sich die gering&#x017F;te Spur</l><lb/>
                <l>Von <hi rendition="#fr">Leeren</hi> nicht begreiffen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Wie die&#x017F;e Meinung ja vermuhtlich fe&#x017F;t,</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">K 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0177] Von den Elementen. So, daß ſie zur Bewegung ſich zu lencken, Bereit und fertig ſey. Sie fang auch wuͤrcklich an, So, daß auch ſelbſt das Aug es ſehen kan. Auf! laſſt uns dann, ſo weit ein menſchlich Auge ſieht, Des Groſſen Schoͤpffers Thun zu ſehen, ſeyn bemuͤht. Wenn er von dieſem Stoff will eine Welt formiren, Theilt er vermuhtlich ihn in Cubos ein, Die nicht von gleicher Art. Die Theilung zu vollfuͤhren, Jn lauter runde Coͤrperlein, Wird unbegreifflich ſeyn. Wenn Kugeln bey einander liegen, So koͤnnen ſie, wie es bekannt, Sich ſo nicht fuͤgen: Es wird der Raum nicht voll, es bleibt ein Zwiſchen-Stand. Man ſtelle ſich nun vor, daß dieſe gantze Laſt Jn einem Kreyſe ſich bewege, Daß von den Theilchen auch, ohn alle Raſt, Ein jedes ins beſondere ſich rege. So wird, von doppelter Bewegung fort geriſſen, Das Gantze ja dem Druck des Circkels folgen muͤſſen. Ein kleiner Cubus nun bricht an den Ecken: Da ſolche Ecken nun den andern an der Seiten Beſtaͤndig hin und wieder gleiten; So kans vermuhtlich ſich nicht anders finden, Es muß der Cubus ſich abſtoſſen, aͤndern, ruͤnden. Wann nun in der Natur Sich die geringſte Spur Von Leeren nicht begreiffen laͤſſt, Wie dieſe Meinung ja vermuhtlich feſt, Und K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/177
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/177>, abgerufen am 27.11.2024.